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Großer Erfolg für das Forschungsteam Dr. Suzanne Jacobs und Dr. Björn
Weeser von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die
Nachwuchswissenschaftlerin und ihr Kollege erhalten die mit 479.900 Euro
dotierte Förderung der Kurt-Eberhard-Bode-Stiftung zur Einrichtung einer
Juniorforschungsgruppe „HydroCrowd – Citizen Science in der Hydrologie“.
In den nächsten drei Jahren werden sie damit innovative Konzepte zum
Monitoring der Ressource Wasser in Tansania, Ecuador und Honduras
durchführen. Der Clou: Die Forschenden arbeiten dabei mit der Bevölkerung
zusammen.

Das Team vom Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung
der JLU Gießen konnte mit seinem Projektvorschlag im Rahmen des Programms
„Wasser – Nachhaltige Ressourcennutzung“ die Stiftung überzeugen. Ziel des
Projektes ist es, Messwerte zur Wassermenge und Wasserqualität in Ländern
Ostafrikas und Lateinamerikas zu erheben. Die Forschenden arbeiten dabei
mit der Bevölkerung zusammen.

„Citizen Science“ bedeutet Wissenschaft mit Bürgerbeteiligung. Aber warum
ist das gerade im Bereich der Wasserforschung notwendig, in dem es doch
zahlreiche automatische Messverfahren gibt? „Solche Messverfahren sind
teuer, und in vielen Ländern existiert die dafür notwendige Infrastruktur
kaum“, so Dr. Suzanne Jacobs. „Wir wenden daher Messverfahren an, die
kostengünstig sind und von vielen Menschen ohne weitere Schulung
eigenständig durchgeführt werden können.“

In dem Projekt werden dazu an den Flüssen Messeinrichtungen aufgebaut, die
Menschen von jung bis alt eigenständig bedienen können. Hinweistafeln
erklären, wie es geht. Gemessen werden der Niederschlag sowie die
Lufttemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit. Daraus kann später die
Verdunstung berechnet werden, eine wesentliche Komponente des
Wasserhaushalts. Im Gewässer wird der Wasserstand erhoben und die Trübung
ermittelt. Während aus dem Wasserstand der Abfluss ermittelt wird, ist die
Trübung ein Indikator für die Trinkwasserqualität. Denn in vielen Ländern
dient Flusswasser direkt als Trinkwasser.

Mit Hilfe eines Mobiltelefons werden die Daten übermittelt. Dabei
untersucht das Forschungsteam auch die Motivation der Teilnehmenden, zu
denen neben der ländlichen Bevölkerung auch Touristen gehören. Die
gewonnenen Erkenntnisse helfen Citizen.Science-Konzepte zukünftig
zielgerichtet und effizienter zu planen. Die Messwerte werden zudem
genutzt, um Simulationsmodelle für das nachhaltige Management der
Ressource Wasser zu erstellen. Um den Blick auf das große Ganze zu
erhalten, kombiniert das Team die eigenen Messwerte mit Daten der
Satellitenfernerkundung und wendet Methoden der künstlichen Intelligenz
an. In den Modellen werden auch Nutzungskonflikte berücksichtigt. Denn
letztendlich muss ja nicht nur der Trinkwasserbedarf gedeckt werden.
Wasser wird vor allem auch in der Landwirtschaft zur Bewässerung, in der
Industrie und zur Erzeugung von Energie durch Wasserkraft genutzt.

„Der Zugang zu Wasser wurde als Menschenrecht anerkannt und ist auch in
der Agenda 2030 zu den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung durch die
Vereinten Nationen aufgenommen“, erklärt Dr. Björn Weeser und
unterstreicht die Relevanz des Forschungsprojektes. „Gleichzeitig
beobachten wir jedoch, dass die Anzahl von hydroklimatischen Messstationen
weltweit rückläufig ist. Datenerhebung durch Beteiligung der Bevölkerung
kann dem entgegenwirken, dort setzen wir an.“


Die Kurt-Eberhard-Bode-Stiftung im Stifterverband
Die Stiftung wurde 1987 vom Hamburger Unternehmer Eberhard Bode zur
Förderung der interdisziplinären Forschung auf dem Gebiet der
Lebenswissenschaften, der Naturwissenschaften sowie der Bioinformatik und
Informatik errichtet. Das Programm „Juniorforschungsgruppe Wasser -
Nachhaltige Ressourcenforschung“ wurde 2012 aufgelegt. Die Ausschreibungen
erfolgen im Dreijahresturnus. Mit ihrem Programm zeichnet die Kurt-
Eberhard-Bode-Stiftung interdisziplinäre, praxisorientierte
Forschungskonzepte junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus,
die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft herausragende
Strategien und Konzepte für die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser
entwickeln.
Die Stiftung wird vom Deutschen Stiftungszentrum im Stifterverband
betreut.