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Durch die Linse: das Karussell der Sinne lädt zur Interaktion ein  Fraunhofer IWU
Durch die Linse: das Karussell der Sinne lädt zur Interaktion ein Fraunhofer IWU

Robotik-Anwendungen und Künstliche Intelligenz erweitern unsere
Gestaltungsmöglichkeiten, Augmented Reality ergänzt unsere-visuelle
Wahrnehmung. Doch was bedeutet dies für unser Empfinden und Handeln? Die
Leipziger Künstlerin Christiane Wittig entwarf Metaxy als Schnittstelle
zwischen Technik und Mensch, die herausfordert, fasziniert, nachdenklich
macht: uns alles andere als unberührt lässt. Das skulptural gestaltete
Karussell lädt den Betrachtenden zur Interaktion ein und passt seine
Abläufe an diese Kommunikation an. So verstärkt es die Fragestellung nach
der Freiheit des Menschen in den maschinellen Konstruktionen.

Christiane Wittig: »Das Sinnenleben, das in uns wohnt, möchte ich mit
Metaxy hervorbringen und sichtbar werden lassen. Was passiert mit unseren
Sinnen, wenn die reale und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen und
was hat das für Auswirkungen auf unser Sinnenleben und unsere Freiheit?«
Eigene Erfahrungen und intuitive Vertrautheit könne die Welt der
Technologien nicht erfassen, so die Künstlerin; allerdings erlaube die
Auseinandersetzung mit der Technik neue Abstraktionen und eine völlig neue
Ästhetik, die Raum für neue Prozesse schaffe und Antworten auf die Fragen
des Lebens herausfiltere. Menschliche Emotionen sieht Wittig als Ausdruck
des  Zusammenspiels von Gefühl und Körper. Beispielhafte Sinnesobjekte
brachte sie als 3D-gedruckte Objekte an Metaxy an – geisterhaft, wie sie
betont, um Abstand zum Objekt zu erzeugen. »Ein Roboterarm ist mit dem
Karussell verbunden und reagiert auf Kontakt mit dem Betrachter. Durch
diese Interaktion wird das Karussell verändert und beeinflusst.«

Christiane Wittig zeigt ihr Karussell der Sinne erstmalig vom 6. bis 8.
Juli 2023 beim »Festival der Zukunft« im Deutschen Museum (München). Es
entstand in Chemnitz als Projekt der Reihe Art@Fraunhofer IWU, in
Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IWU und der TU Chemnitz. Wittigs
Vorschlag war einer der Gewinner im Ideenwettbewerb »Artist in Lab 2022«
des Fraunhofer-Netzwerks Wissenschaft, Kunst und Design. Mit einer
Fördersumme von jeweils bis zu 10.000 Euro konnten die Kunstschaffenden
ihre Ideen und Visionen in Kooperation mit Forschenden der Fraunhofer-
Netzwerk-Institute umsetzen.

Zur Person

Die Künstlerin und Dozentin Christiane Wittig wurde in Zwickau geboren und
schloss 2002 ihr Studium als Medienkünstlerin an der Bauhaus-Universität
Weimar ab. Zunächst arbeitete sie in Sydney und anschließend in Brüssel,
wo sie ein Postgraduierten-Studium in Kunst, Medien und Design an der
Transmedia LUCA School of Arts absolvierte. 2013 entwickelte Wittig eine
Lichtskulptur mit Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für
Elektronische Nanosysteme ENAS, die in verschiedenen Ausstellungen zu
sehen war. Im Jahr 2022 erhielt sie ein Stipendium für ihre Kunstwerke von
der »Stiftung Kunstfonds«. Die resultierende Performance »Sinnlichkeit in
der Traummaschine« wird auf dem »Kammermachen Festival« in Chemnitz im
November 2023 zu sehen sein.

Wittigs Projekte umfassen interaktive Medieninstallationen sowie Film,
Skulptur und Fotografie. Ihre interaktiven Schöpfungen führen den
Betrachtenden in den zerbrechlichen Kreislauf von Werden und Vergehen.
Ihre Ton- und Videowerke entwickeln sich zu interaktiven
Rauminstallationen, Objekten, Performances und kybernetischen Maschinen.
Indem sie die Struktur von Maschinen sichtbar macht, veranschaulicht sie
die Komplexität des Lebens, des Körpers und der Welt. Merkmale wie Licht,
Atem und Wärme setzt sie gezielt ein, um die Poesie mechanischer
Konstruktionen erlebbarer zu machen. Christiane Wittig setzte sich zuletzt
verstärkt mit Künstlicher Intelligenz und Augmented Reality auseinander:
praktisch, theoretisch und philosophisch.