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Das Erfassen, Modellieren und Beurteilen des Emissionsgeschehens in
Nutztierställen soll künftig präziser, kostengünstiger und effizienter
möglich sein. Das ist das Ziel des vom BMEL geförderten Verbundprojektes
EmiMod. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir überreichte vergangenen
Dienstag am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in
Potsdam Förderbescheide im Gesamtwert von rund 10,5 Mio. Euro an die
Verbundpartner.

Die Nutztierhaltung ist wesentlicher Bestandteil der deutschen
Landwirtschaft. Damit Landwirte auch zukünftig wettbewerbsfähig und
gesellschaftlich akzeptiert tierische Lebensmittel produzieren können,
müssen Tierwohl, Umweltwirkungen (zum Beispiel aus klimawirksamen
Emissionen) und wirtschaftliche Erwägungen in Einklang gebracht werden.
Neu- und Umbauten von beispielsweise tierfreundlichen Ställen mit Laufhof
unterliegen schon jetzt strengen Vorgaben zur Luftreinhaltung, um
schädliche Wirkungen im Umfeld eines Stalles und regional zu vermeiden. Um
diese einhalten zu können, sind effiziente und kostengünstige Methoden
erforderlich, mit denen das Emissionsgeschehen gemessen, modelliert und
bewertet werden kann. Frei gelüftete Rinderställe, Schweineställe mit
Laufhöfen oder offene Wirtschaftsdüngerlager sind dabei als diffuse
Flächenquellen eine besondere Herausforderung.

Hier setzen die neun Verbundpartner in EmiMod an: Bis Mitte 2028 werden
sie bestehende Methoden der Emissionsbestimmung untersuchen,
weiterentwickeln und vereinfachen. Damit wollen sie landwirtschaftlichen
Betrieben ebenso wie Behörden und Architekturbüros Mittel an die Hand
geben, um je nach Anwendungszweck differenziert Emissionen messen,
beurteilen und modellieren zu können. Klimaschädliche Gase und Ammoniak
stehen dabei ebenso im Fokus wie störende Gerüche und
gesundheitsbedenkliche Bioaerosole.

Rund 1,2 Mio. Euro wird das Leibniz-Institut für Agrartechnik und
Bioökonomie in den nächsten fünf Jahren für die Durchführung seiner
Forschungsarbeiten erhalten. Freudig nahm Dr. David Janke den Bescheid für
das ATB entgegen. Er ist leitender Wissenschaftler für EmiMod am ATB und
erläutert: „In den von uns geleiteten Arbeitspaketen werden wir in unserem
Windkanal in kleinem Maßstab untersuchen, wie sich dynamische
Windbedingungen in freigelüfteten Ställen und Ausläufen auf die Entstehung
und Verbreitung von Emissionen auswirken. Die dort gewonnenen Erkenntnisse
werden wir direkt nutzen, um Messverfahren in der Naturskale zu
optimieren. Dies wird im Milchviehstall des Leibniz-Innovationshofes an
der LVAT Groß Kreutz umgesetzt. Gleichzeitig testen wir im Stall den
Einsatz von günstigen Sensoren und entwickeln eine modulare, frei
erweiterbare Modellumgebung. Diese digitalen Modelle füttern wir mit
Echtzeitdaten und erhalten eine fundierte Abschätzung von Methan- und
Ammoniakemissionen“. Die Modellumgebung soll Planungsprozesse wie auch das
Monitoring erleichtern.

Nach Abschluss des Vorhabens sollen die vereinfachten Mess- und
Beurteilungsmethoden Anwendung in der Praxis finden. Dafür planen die
Projektpartner neben der Publikation ihrer Forschungsergebnisse auch ein
Methodenhandbuch und verschiedene Webanwendungen zu veröffentlichen.

Das Projekt „EmiMod - Weiterentwicklung von Methoden zur Erfassung,
Modellierung und Beurteilung des Emissionsgeschehens in Nutztierställen“
wird koordiniert vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der
Landwirtschaft e. V. (KTBL). Partner im Projekt sind: Leibniz-Institut für
Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB), Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA), LWK Niedersachsen – LUFA Nord-West, Bayerische
Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Johann Heinrich von Thünen
Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
(TI), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Universität
Hohenheim und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Die Förderung des Projektes in Höhe von rund 10,5 Mio. Euro erfolgt für
eine Laufzeit von fünf Jahren. Finanziert wird das Vorhaben im Rahmen des
Forschungs- und Innovationsprogramms des Bundesministeriums für Ernährung
und Landwirtschaft. Dem ATB stehen davon 1.197.241 Euro zur Verfügung.

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. ist Pionier und
Treiber der Bioökonomieforschung. Seine Vision: Eine zirkuläre,
vielfältige, innovative und nachhaltige Bioökonomie erzeugt gesunde
Lebensmittel für alle, wirtschaftet auf Basis erneuerbarer Rohstoffe und
ermöglicht die gemeinsame Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Seine
Forschung zur individualisierten Tierhaltung befasst sich insbesondere mit
technischen Lösungen zur Verbesserung von Tierwohl, Stallklima und zur
Emissionsminderung sowie mit der Bewertung von Tierhaltungssystemen. Dafür
forscht das ATB im Dialog mit der Gesellschaft – erkenntnismotiviert und
anwendungsinspiriert.