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Anti-Drogen-Projekt „Mama denk‘ an mich“ ausgezeichnet

Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind.  UKD/Michael Kretzschmar
Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind. UKD/Michael Kretzschmar
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Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind.  UKD/Michael Kretzschmar
Das psychiatrische Team um Prof. Maximilian Pilhatsch (Mitte) ist nur ein Teil des Programms „Mama denk‘ an mich“, an dem drei Kliniken des Uniklinikums Dresden beteiligt sind. UKD/Michael Kretzschmar

Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Drogen konsumieren, tragen oft
gesundheitliche Schäden davon. // Am Uniklinikum bietet ein Projekt
drogenabhängigen Frauen schon in der Schwangerschaft eine Perspektive und
stärkt Familien in schwierigen Situationen. // Eine Auszeichnung würdigt
das Engagement der interdisziplinären Initiative, an der drei Kliniken des
Uniklinikums beteiligt sind.

Dank einer fachübergreifenden Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Carl
Gustav Dresden steigen die Chancen drogenabhängiger Schwangerer und
Mütter, die Sucht hinter sich zu lassen und sich um ihre Kinder zu
kümmern. Im Mittelpunkt des Angebots „Mama denk‘ an mich“ steht der Konsum
von Crystal Meth, der in Sachsen besonders hoch ist. Drei Kliniken des
Uniklinikums sind an dem 2016 ins Leben gerufenen Projekt beteiligt. Die
besondere Initiative verbessert die Aussichten, dass die Neugeborenen
weiter von ihren Müttern betreut werden können. Ansprechpartnerinnen und
-partner für Betroffene sind Mitarbeitende der Kliniken für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Kinder und Jugendmedizin sowie für
Psychiatrie und Psychotherapie. Heute ist die Zahl der entlassenen Babys,
die bei ihren Eltern bleiben dürfen, von einem Drittel auf zwei Drittel
gestiegen. Den Erfolg des Projektes würdigt ein Team-Award, dessen
Preisgeld Müttern von außerhalb Dresdens zugutekommt.

Die Droge Crystal Meth ist vor allem in Mitteldeutschland ein massives
Problem. 2008 war der Konsum von Crystal schlagartig angestiegen und
befindet sich seitdem auf hohem Niveau. Vom Konsum sind vor allem junge
Menschen betroffen, darunter auch schwangere Frauen und Mütter. Das
Projekt „Mama denk‘ an mich“ schließt seit gut sieben Jahren die
Versorgungslücke in diesem Bereich und hat sich sehr gut etabliert. „Die
Nachfrage ist ungebrochen hoch“, sagt Prof. Maximilian Pilhatsch, Leiter
der Suchtambulanz am Universitätsklinikum Dresden. Er und sein Team sind
Teil des fachübergreifenden Angebots, das jungen Familien in schwierigen
Lebenslagen eine Perspektive gibt. Zwischen 25 und 35 Frauen werden
jährlich neu in das Programm „Mama denk‘ an mich“ aufgenommen. „Unser Ziel
ist es, dass die Familien zusammenbleiben und die Kinder bei ihren Eltern
leben“, sagt Prof. Pilhatsch. In gut zwei Dritteln der Fälle gelingt dies
bei den Familien, die an dem Programm teilnehmen Die sogenannte
Haltequote, die aufzeigt, wie viele Frauen abstinent beziehungsweise in
Betreuung bleiben, ist sogar auf 75 Prozent gestiegen. „Das zeigt, dass
unser Konzept erfolgreich ist.“

Judith Kunkis ist eine von mehreren Sozialarbeiterinnen und -arbeitern,
die sich um die Familien kümmern. Sie fungiert als eine Art Schnittstelle
zwischen den Betroffenen, den Therapieangeboten an den Kliniken und den
involvierten Behörden. „Ganz wichtig ist die enge Zusammenarbeit der
verschiedenen medizinischen Fachbereiche. In Teamsitzungen wird über den
jeweiligen Fall und das weitere Vorgehen beraten.“ Ein weiterer Vorteil
ist die räumliche Nähe der einbezogenen Kliniken auf dem gemeinsamen
Campus des Maximalversorgers Uniklinikum. So befindet sich die Kinder- und
Frauenklinik in unmittelbarer Nachbarschaft zur Suchtambulanz in der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. So werden die drogenabhängigen
Frauen und ihre Kinder, die häufig unterentwickelt und mit
gesundheitlichen Beeinträchtigungen zur Welt kommen, während der
Schwangerschaft und auch danach medizinisch auf höchstem Niveau von den
Ärztinnen und Ärzten am Uniklinikum betreut. Das Projekt „Mama denk‘ an
mich“ unterstützt die jungen Frauen insbesondere nach der Geburt in ihrer
Mütterrolle und soll verhindern, dass Eltern und Kind getrennt werden
müssen.

Interdisziplinärer Lösungsansatz zeigt Erfolg

In der Regel findet vor der Aufnahme in das Programm ein diagnostisches
Erstgespräch in der Suchtambulanz statt. Der Zugang hierfür erfolgt
niedrigschwellig, also auf möglichst unkompliziertem Weg. Die größte
Hürde, die die drogenabhängigen Frauen meistern müssen: ihre Sucht
überwinden. Abstinenz ist oberstes Ziel der Behandlung und wird mittels
Urinkontrollen regelmäßig überprüft. In einer etwa sechsmonatigen Phase
mit gemeinsamen Sitzungen in der Müttergruppe werden die Frauen auch durch
den Sozialdienst betreut. „Stress und Drogenkonsum hängen eng zusammen.
Dort setzt die Arbeit des Sozialdienstes an“, sagt Prof. Pilhatsch.
Schulden, Wohnungs- und Arbeitslosigkeit, ungewollte Schwangerschaft,
Überforderung – hierbei helfen die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter des
Programms. Im Idealfall können die gefestigten Betroffenen nach einem
halben Jahr in die Betreuung einer Suchtberatungsstelle vermittelt werden.

Nun soll das Angebot erweitert werden – auch mithilfe eines Preisgeldes.
Das Team um Prof. Pilhatsch ist für das Projekt „Mama denk‘ an mich“ – ein
interdisziplinäres, suchtspezifisches Behandlungsangebot für junge und
werdende Eltern mit Methamphetaminabhängigkeit - mit dem diesjährigen
Otsuka Team Award Psychiatrie+ in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet
worden. Über die Stiftung zur Förderung der Hochschulmedizin Dresden wird
diese Summe genutzt, um Familien, die für das Programm aus dem Dresdner
Umland ans Uniklinikum fahren müssen, bei den Fahrtkosten zu unterstützen.

„Wir freuen uns, dass der Aufwand, den wir für dieses Projekt am
Uniklinikum betreiben, aber auch dessen Erfolg gesehen und gewürdigt
werden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Uniklinikum. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass dabei vor allem die
großartige Teamarbeit zwischen unseren Kliniken im Fokus steht.“

Die Verleihung des Otsuka Team Award Psychiatrie+ fand am 1. Dezember 2023
im Rahmen des diesjährigen DGPPN Kongresses 2023, der wichtigsten Tagung
deutscher Psychiaterinnen und Psychiater, in Berlin statt.

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