Forschung neu gedacht: Nachhaltigkeit für eine klimafreundliche Wissenschaft

Das Leibniz-HKI setzt sich für nachhaltige Forschung ein und entwickelt
ein Konzept, um Arbeitsabläufe in Wissenschaft und Verwaltung
ressourcenschonend zu gestalten. Um den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen, ist es auch für
Forschungsinstitute wichtig, einen Teil zu einer umweltfreundlichen
Forschung beizutragen – ohne dabei jedoch die wissenschaftliche Qualität
zu beeinträchtigen. Deshalb erarbeitet das Leibniz-Institut für
Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie, Leibniz-HKI, derzeit ein
Nachhaltigkeitskonzept.
Schwerpunkte liegen dabei auf der Vermeidung von (Plastik-) Müll im Labor,
der Reduktion von CO2-Emissionen und Energie-Einsparungen. Zahlreiche
Maßnahmen werden bereits umgesetzt – beispielsweise die Installation von
Lüftungsanlagen mit effizienter Wärmerückgewinnung oder die Nutzung der
Abwärme aus Serverräumen. Auf dem HKI Biotech-Center wurde 2022 eine
Photovoltaikanlage installiert, außerdem wurde der Gasverbrauch reduziert
und, wo möglich, wurden die Tiefkühltemperaturen von -80°C auf -70°C
angehoben.
𝗡𝗮𝗰𝗵𝗵𝗮𝗹𝘁𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁 𝗯𝗲𝗴𝗶𝗻𝗻𝘁 𝗶𝗺 𝗟𝗮𝗯𝗼𝗿
Da Nachhaltigkeit jedoch bereits beim praktischen Arbeiten im Labor
beginnt, hat sich das Leibniz-HKI Unterstützung vom Experten Patrick
Penndorf geholt. Der Biochemiker ist seit 2022 weltweit in der
Nachhaltigkeitsberatung aktiv und fokussiert sich auf die Integration
nachhaltiger Praktiken in wissenschaftlichen Abläufen. Er möchte so
langfristige Lösungen schaffen, die nicht nur in ökologischen, sondern
auch wissenschaftlichen und ökonomischen Vorteilen für Labore resultieren.
Patrick Penndorf ist überzeugt, dass der ökologische Fußabdruck in der
Forschung deutlich reduziert werden kann: „Nachhaltigkeit in der
Wissenschaft bedeutet weit mehr als Umweltfreundlichkeit. Es geht um die
Optimierung wissenschaftlicher Prozesse – eine bessere Datenqualität,
effizientere Abläufe, Zeit- und Kostenersparnis. Wirklich nachhaltig ist
nur, was die Wissenschaft selbst schützt und verbessert.“
Die mikrobiologische und infektionsbiologische Forschung stellt hohe
Anforderungen an das Verbrauchsmaterial und gerade durch die sterilen
Bedingungen in den Laboren werden große Mengen an Einwegplastik
produziert, das meist nicht recycelt werden kann. Das langfristige Ziel
ist es, diese Prozesse ohne Abstriche an der wissenschaftlichen Qualität
ressourcenschonend und umweltbewusst umzugestalten und dabei die
Bedürfnisse der Forschenden zu berücksichtigen. Durch einfache Anpassungen
lassen sich bis zu 65 % des Plastikmülls einsparen. Patrick Penndorf
schaut sich gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen des Leibniz-HKI die
einzelnen experimentellen Schritte an, gibt konkrete Tipps für
nachhaltigeres Arbeiten und regt zum aktiven Teilen von Erfahrungen an.
Im Laboralltag gibt es noch zahlreiche weitere Stellschrauben für mehr
Nachhaltigkeit: Die Optimierung von Geräteeinstellungen kann Energie
sparen und Prozesse effizienter machen. Überarbeitete Protokolle, z. B.
bei Lösungsmittelmengen, reduzieren den Verbrauch ohne Qualitätsverlust.
Strukturelle Maßnahmen wie Energiepläne und der Austausch im Team fördern
ein gemeinsames Umdenken.
𝗡𝗮𝗰𝗵𝗵𝗮𝗹𝘁𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻 𝗣𝗿𝗼𝘇𝗲𝘀𝘀
Auch Verwaltungsprozesse können nachhaltig gestaltet werden. So hat das
Leibniz-HKI einen Flugkompensationsfonds zum Ausgleich von dienstlich
notwendigen Flugreisen eingerichtet. Die Mittel werden für Anschaffungen
im Sinne einer positiveren Klimabilanz reinvestiert. Auch bei künftigen
Sanierungsarbeiten von Bestandsgebäuden wird im Sinne des Denkmalschutzes
das Thema der Reduktion von Energie- und CO2-Einsparungen eine Rolle
spielen. Mit der Erarbeitung des Konzepts hat das Institut die ersten
Schritte auf dem langen Weg zur Sensibilisierung für Nachhaltigkeit in der
Forschung gemacht.
„Nachhaltig und umweltfreundlich zu forschen und zu arbeiten ist ein
Prozess und eine Herausforderung zugleich. Diesen Aufgaben stellen wir uns
gerne, da sie einen nachhaltigen Beitrag zur positiven Klimaentwicklung
leisten. Wir wollen als Leibniz-Institut einen Teil dazu beitragen und mit
gutem Beispiel vorangehen“, so Axel Brakhage, Direktor am Leibniz-HKI.