Grüne Start-ups: DBU sichert Weiterförderung nach Pilotphase

Firmen aus Berlin und Aachen beschließen Runde eins – Dauerhafte Förderung
geplant
Der Klimawandel und die Digitalisierung sind zwei Themen, die Deutschland
und seine Gründerszene zurzeit beschäftigen. Die Berliner Start-ups BRIVE
Fleet Solutions, AckerCompany und HEDERA sowie DriodDrive aus Aachen
bringen beides zusammen und wurden jetzt für das Green Startup-
Sonderprogramm mit dem Schwerpunkt Digitalisierung der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgewählt. Die Stiftung unterstützt diese
vier jungen Gründerteams mit insgesamt 428.000 Euro. Bereits im August und
November hatten je vier Unternehmen eine DBU-Finanzspritze über insgesamt
rund eine Million Euro erhalten. Nach der Pilotphase geht das Programm
jetzt nahtlos weiter – dabei sollen besonders „Grüne Gründerinnen“ in den
Fokus rücken. Dafür stellt die DBU weitere 1,5 Millionen Euro parat.
Perspektivisch sollen grüne Jungunternehmen danach regulär von der DBU
gefördert werden.
Im Gänsemarsch durch die Innenstädte
Jeder kennt das Bild von Entenküken, die ihrer Mama hinterherwatscheln.
„Ähnlich muss man sich auch die elektrischen Fahrzeuge von DroidDrive
vorstellen“, erklärt Dr.-Ing. Jörg Lefèvre, DBU-Referatsleiter
Emissionsminderung und Ressourceneffizienz. „Sie sollen, wie die kleinen
Enten, einem Führungsfahrrad oder einer Führungsperson folgen und so das
Paketzustellen für die so genannte letzte Meile in den Innenstädten oder
dicht besiedelten Gebieten erleichtern.“ Große Lieferfahrzeuge müssten
dann nicht mehr in die Innenstädte fahren. So umgehe man die bekannten
Probleme wie schlechte Parkmöglichkeiten, Stau und hohe Umweltbelastungen.
Auch Leasing- oder Sharingangebote für Einzelpersonen seien möglich, um
zum Beispiel größere Einkäufe ohne Auto zur Wohnung zu transportieren. Mit
der Fördersumme wolle man einen Prototyp entwickeln, der selbstständig
Führungsobjekten folgen kann. In einem späteren Entwicklungsschritt sollen
die kleinen Transportfahrzeuge alleine ihre Ware ausliefern können.
Gemeinsam ackern
AckerCompany will mit firmeneigenen Gärten den Teamgeist stärken und eine
höhere Wertschätzung von Natur und Lebensmitteln erreichen – und zwar
durch gemeinsames Ackern und Ernten. Bei den teilnehmenden Unternehmen
legen die Mitarbeiter ihre eigenen Gemüsebeete an und übernehmen deren
Pflege. Zusätzlich soll eine App entwickelt werden, die viele
Informationen und Vorschläge zum eigenen Beet und zum Verarbeiten der
Ernte mit bürotauglichen Rezeptideen anbietet. Auch der Vergleich mit
anderen Unternehmen als „sportlicher“ Anreiz, das Organisieren der
Beetpflege im Team oder das Buchen zusätzlicher Arbeitskreise rund um
Gemüseanbau und gesunde Ernährung sollen damit möglich sein. So soll die
körperliche und geistige Gesundheit der Nutzer gesteigert werden.
Intelligenter Fahren mit einer App
Die Idee von BRIVE setzt beim Nutzerverhalten der Fahrer von
Paketdiensten, Taxiunternehmen oder Speditionen an. Sie beeinflussen mit
ihrer Fahrweise Treibstoffverbrauch, Verschleiß und Reparaturen ihrer
Fahrzeuge. Lefèvre: „Sie tragen so messbar zu Wirtschaftlichkeit und
Umweltwirkung ihres Unternehmens bei.“ Mit einer App auf dem Smartphone
des Fahrers werde dessen Fahrweise anonym analysiert, und es werden
Vorschläge für eine bessere Fahrweise gemacht. In einem zweiten Schritt
soll dann eine optimale Route berechnet werden, die zum Beispiel das
aktuelle Lieferaufkommen oder Straßensperrungen berücksichtige. So ließen
sich Kosten sparen sowie das Ausstoßen von Schadstoffen und das Abnutzen
der Reifen verringern. Auch die Mitarbeiter der Unternehmen sollen
profitieren: Sie erhalten einen Teil der eingesparten Kosten als
steuerfreien Bonus.
Ein Bindeglied für Nachhaltigkeit
Das Kochen auf Brennholzöfen, das Beleuchten mit Kerosinlampen oder der
Dieselgenerator bei Problemen mit dem Versorgen mit Strom: all das sei in
vielen Entwicklungs- und Schwellenländern noch Alltag. „Grüne“
Kleinstkredite (Mikrokredite) können energiesparende Alternativen
finanzieren und so Mensch und Umwelt helfen. Doch oft sei den
Antragsstellern dieser Kredite nicht klar, welche Daten die möglichen
Investoren zum Bewerten des Investments von ihnen überhaupt benötigen. Die
digitalen Produkte von HEDERA könnten den genauen Bedarf und die
Nachhaltigkeit des Investments darstellen und so alle notwendigen
Informationen zwischen den Handelnden vor Ort, den Mikrokreditgebern und
deren Investoren vermitteln. Außerdem sollen alle Akteure über eine
digitale Plattform vernetzt werden. So sollen die Kosten und die
Komplexität für die grünen Mikrofinanzierungen gesenkt werden.
Zwölf grüne Start-ups im DBU-Sonderprogramm
Seit dem Start des Green Start-up-Sonderprogrammes im vergangenen April
wurden zwölf Unternehmen mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro gefördert.
Weitere Start-ups wurden in die reguläre Projektförderung der DBU
übernommen, was perspektivisch für alle neuen Geförderten gelten soll. Die
Start-up-Förderung wird nahtlos fortgesetzt und bietet auch weiterhin die
Möglichkeit des Teilzeitgründens für Interessierte.
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