Parallelen zu den 30er Jahren: US-Handelspolitik könnte globale Wirtschaftskrise auslösen
Erkenntnisse aus den 1930er Jahren zeigen, was geschehen kann, wenn Länder
bei Handels- und Wechselkurspolitik im Alleingang handeln. Seinerzeit
führten die USA protektionistische Zölle ein. US-Handelspartner reagierten
mit umfangreichen Vergeltungsmaßnahmen, und die Handelsströme brachen
zusammen, was zur Verschärfung der Weltwirtschaftskrise beitrug.
Darüber
hinaus begannen die Länder auch, ihre Währungen als Waffe einzusetzen, was
laut einem aktuellen Kiel Policy Brief einen Währungskrieg auslöste und
zum weitgehenden Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems führte.
US-Präsident Donald Trump hat wiederholt behauptet, dass „Handelskriege
gut und leicht zu gewinnen“ sind. Die historische Perspektive legt jedoch
das Gegenteil nahe: „Unsere Analysen zur ,Mutter aller Handelskriege‘ –
demjenigen, den die USA 1930 mit Verabschiedung des Smoot-Hawley-Tariffs
anzettelten –, belegen, dass dieser nicht nur für die USA schädlich war,
sondern für alle Volkswirtschaften weltweit“, sagt Kirsten Wandschneider,
Kiel Institute Fellow und Mitautorin des Kiel Policy Briefs „Handels- und
Währungskriege – Lehren aus der Geschichte“ (https://www.ifw-
kiel.de/de/publikationen/hande
geschichte-34161/
Die Analysen beruhen auf einem neuen vierteljährlichen Paneldatensatz über
bilaterale Handelsströme in den Jahren 1925 bis 1938 für 99 Länder,
Kolonien und Ländergruppen. Er enthält mehr als 108.000 Beobachtungen und
deckt den größten Teil des damaligen Welthandels ab.
Wichtigste amerikanische Exportgüter waren am stärksten betroffen
Das US-Zollgesetz von 1930 begann mit dem Ziel, notleidenden Landwirten zu
helfen, und weitete sich dann zu einer Neufassung des US-Zollrechts aus.
Amerikas wichtigste Handelspartner reagierten auf die aggressiven Zölle
mit eigenen Abgaben, Einfuhrbeschränkungen und Boykotten gegen
amerikanische Waren.
Als Folge sanken die Ausfuhren der USA in Länder, die Vergeltungsmaßnahmen
ergriffen, um bis zu 33 Prozent. Aber auch in Länder, die lediglich mit
Vergeltungsmaßnahmen gedroht hatten, nahmen die US-Ausfuhren um bis zu 22
Prozent ab. Der Rückgang war jeweils bei den wertmäßig wichtigsten
amerikanischen Exportprodukten – etwa bei Autos und Agrarerzeugnissen –
besonders ausgeprägt.
Handels- und Währungskriege gehen Hand in Hand
Viele Länder reagierten auf die Weltwirtschaftskrise, indem sie das
globale Währungssystem, den internationalen Goldstandard, aufgaben. So
werteten zwischen 1929 und 1936 mehr als 70 Länder ihre Währung gegenüber
Gold ab. Angesichts dieses weltweiten Währungskriegs sank der
internationale Handel weiter. Laut Analysen ging der Handel eines Landes
nach einer Abwertung um mehr als 21 Prozent zurück.
„US-Präsident Trump hat jüngst mehrfach die Idee geäußert, den US-Dollar
strategisch zu schwächen. Es wäre vorstellbar, dass auch heute Länder zu
Abwertungen greifen, falls sich der Handelskrieg verschärft und die
globale Wirtschaftsleistung sinkt“, sagt Kris James Mitchener, Kiel
Institute Fellow und Mitautor des Kiel Policy Briefs.
Europa kann globales Führungsvakuum füllen
Mit der aktuellen Zollpolitik hat Präsident Trump die Steuerung des
globalen Handelssystems aufgegeben, und die derzeitige Handelspolitik der
USA signalisiert eine Abkehr von ihrer 80-jährigen Führungsrolle seit dem
Zweiten Weltkrieg, so die Autoren.
„Um die Fehler der 1930er Jahre zu vermeiden, muss Europa das von den USA
hinterlassene globale Führungsvakuum füllen“, so Mitchener. „Europa sollte
signalisieren, dass der Euro stabil und ein sicherer Hafen für Investoren
ist, denn auch China wirbt angesichts der durch Trump verursachten
Turbulenzen auf den Weltmärkten aggressiv für den Renminbi als
internationale Handels-, Kredit- und Reservewährung.“
Jetzt Kiel Policy Brief lesen: „Handels- und Währungskriege – Lehren aus
der Geschichte“ (https://www.ifw-kiel.de/de/pu
waehrungskriege-lehren-aus-der