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Vermischtes

Zur Evolution von Kooperation: Waldrappe kooperieren während der Formationsflüge

Die Entstehung von Kooperation ist immer noch eines der großen Rätsel der Evolutionsbiologie, denn sie widerspricht dem allgemeinen Grundsatz, dass Evolution nur ‚egoistische Gene‘ fördert. In dieser Woche wird in den Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) eine Studie präsentiert, in der wir den V-Formationsflug als eines der seltenen Beispiele für echte Kooperation bei Tieren präsentieren.


Der Waldrapp steht laut der Zoological Society of London auf Platz 12 der am stärksten vom Aussterben bedrohten Vogelarten der Welt. In einem von der Europäischen Union co-finanzierten LIFE+ Projekt unter Leitung des Artenschutzunternehmens Waldrappteam, an dem Markus Unsöld von der Zoologischen Staatssammlung München schon seit 2003 beteiligt ist, soll dieser Zugvogel wieder in Europa angesiedelt werden. Durch menschengeleitete Migrationen lernen die handaufgezogenen Gründertiere eine Zugtradition, die sie an ihre Nachkommen weitergeben. Dieser Kontext bietet einzigartige Rahmenbedingungen für grundlagenwissenschaftliche Forschung. Nur wenige Artenschutzprojekte haben einen derartigen hohen grundlagenwissenschaftlichen Output. So fördert die aktuelle Studie nicht nur unser Verständnis der Evolution von Kooperation, sondern bietet auch einen Einblick in das immer noch rätselhafte Phänomen Formationsflug.
Vor einem Jahr konnte in einer vielbeachteten Publikation in der Zeitschrift NATURE erstmals anhand der Positionsdaten einer Gruppe Waldrappen nachgewiesen werden, dass Vögel im V-Formationsflug tatsächlich energieeffizienter fliegen als einzeln. Individuen nutzen den aerodynamischen Aufwind, der von einem voranfliegenden Vogel erzeugt wird. Daraus resultiert eine Kostenasymmetrie in Abhängigkeit von der Position in der Formation. Insbesondere stellt sich die Frage, wer an der unvorteilhaften Führungsposition fliegen soll. So ein System könnte von ‚Betrügern‘ ausgenutzt werden, die lediglich an vorteilhaften Positionen fliegen und keine Führungsarbeit leisten. Das System wäre somit instabil.
In der aktuellen Publikation zeigen wir, dass junge Waldrappe durch wechselseitige Kooperation trotz Kostenasymmetrie eine stabile Flugformation zustande bringen. Während eines menschengeführten Migrationsfluges mit Waldrappen wurden mit modernen, zeitlich und räumlich hochauflösenden GPS-Loggern die Positionen aller Individuen in der Formation exakt bestimmt. Die Daten zeigen, dass die Waldrappe häufig ihre Positionen in der Formation wechseln und dabei sowohl an energiesparenden Folgepositionen als auch an energetisch unvorteilhaften Führungspositionen fliegen. Im Mittel resultiert für alle Individuen dieselbe Aufenthaltsdauer an Führungs- und Folgepositionen und somit auch dieselbe Energiebilanz. Durch diese Form der Kooperation kann der Formationsflug zu einer evolutionär stabilen Strategie werden. Diese Anpassung der Aufenthaltsdauer erfolgt auf einer paarweisen Ebene und wird als direkte Reziprozität bezeichnet.
Bereits in den 1970er Jahren postulierte Robert Trivers direkte Reziprozität als einen möglichen Mechanismus für die Kooperation. Bislang gab es aber nur ein gut dokumentiertes Beispiel für diese Form der Kooperation: die wechselseitige Fütterung hungriger Gruppengenossen mit Blut bei Vampir-Fledermäusen. Die mangelnde Evidenz für direkte Reziprozität im Tierreich ließ eine zunehmende Zahl an Biologen daran zweifeln, dass es diese Strategie für sich allein gibt. Die deutlichen Ergebnisse unserer Studie übertrafen daher unsere Erwartungen. Wir gehen davon aus, dass spezifische Eigenarten der Migrationsflüge die Evolution eines Kooperationssystems basierend auf direkter Reziprozität begünstigt haben. Dazu gehören ein substanzieller Nutzen für das Individuum beim Flug in der Formation - und daraus resultierend ein hoher Selektionsdruck für den Formationsflug - sowie zahlreiche Gelegenheiten für Interaktionen während der langen Flugstrecken.
Die im Rahmen der Wiederansiedlung noch folgenden menschengeführten Migrationen werden weiterhin einzigartige Möglichkeiten für Datennahmen geben, die bei Wildvögeln nicht durchführbar sind.
Zitat: Voelkl B., Portugal SJ., Unsöld M., Usherwood JR., Wilson A. & Fritz, J. 2015. Matching times of leading and following suggest cooperation through direct reciprocity during V-formation flight in ibis. Proceedings of the National Academy of Science of the USA (PNAS), Vol. xxx, Pp xxxx-xxxx


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.zsm.mwn.de
http://www.snsb.de

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Erste Frau auf einem Lehrstuhl für Rheumatologie

Die Leitung der Rheumatologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein liegt ab dem 1. März 2015 in den Händen einer Frau: Professor Dr. med. Gabriele Riemekasten, derzeit Oberärztin und Leiterin der Tagesklinik an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité, Berlin, folgt dem Ruf auf eine W3-Professur für Innere Medizin/Rheumatologie und entzündliche Systemerkrankungen nach Lübeck. Sie wird damit die erste Ordinaria auf einem Lehrstuhl für Rheumatologie sein und einer der ganz wenigen internistischen Lehrstuhlinhaberinnen überhaupt in Deutschland.


Prof. Riemekasten übernimmt die Leitung der Poliklinik für Rheumatologie am Campus Lübeck und entwickelt die Universitätsklinik mit einem stationären Bereich weiter. Sie folgt auf Prof. Dr. Wolfgang Gross, der den Lehrstuhl bis zu seinem Ruhestand innehatte und die Klinik sehr erfolgreich zu einem Zentrum für Vaskulitis-Erkrankungen ausgebaut hatte.

Die fruchtbare Verbindung von Wissenschaft, klinischer Tätigkeit und Lehre zieht sich als besonderes Merkmal durch den beruflichen Werdegang der vielfach ausgezeichneten Rheumatologin. Wissenschaftlich liegt ihr Schwerpunkt im Bereich der Kollagenosen, einer Gruppe von Autoimmunerkrankungen, die sich vor allem am Bindegewebe und an den Blutgefäßen abspielen. Zu diesen teilweise sehr schwerwiegenden Erkrankungen zählen beispielsweise der systemische Lupus erythematodes und die Sklerodermie. Neben ihrer Tätigkeit an der Charité leitet Prof. Riemekasten auch eine Arbeitsgruppe am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin und fungiert darüber hinaus als Prüfärztin für klinische Studien.

Innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie engagiert sich Prof. Riemekasten in vielfältiger Weise. Sie vertritt z. B. die Gesellschaft bei der UEMS (Union Européenne des Médecins Spécialistes), die europaweit mehr als 50 medizinische Disziplinen vereinigt. Darüber hinaus liegt Prof. Riemekasten der ärztliche Nachwuchs besonders am Herzen. Als Sprecherin der Kommission für studentische Ausbildung kümmert sie sich um die adäquate Repräsentanz der Rheumatologie in der studentischen Lehre und betreut das Studentenprogramm der DGRh.

Prof. Riemekasten wurde in Magdeburg geboren und hat ihre medizinische Aus- und Weiterbildung an der Charité absolviert. 1990 wurde sie als Ärztin approbiert, 1997 erwarb sie die Facharztanerkennung Innere Medizin und 2000 die Anerkennung der Teilgebietsbezeichnung Rheumatologie. Nach einem Gastaufenthalt an der University of California in Los Angeles habilitierte sie im Jahr 2003 an der Charité und hat dort seit 2010 eine außerplanmäßige Professur inne. Prof. Riemekasten ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinische Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert seit mehr als 80 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung in Deutschland. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgrh.de

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"Die elektronische Gesundheitskarte ist weit von ihren Möglichkeiten entfernt"

Medizinökonom Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff von der HHL Leipzig Graduate School of Management zu Big Data und zur E-Card / Digital Health und Big Data auch Themen auf dem MARA-Kongress am 18./19. September 2015 in Bonn


Der rapide Anstieg des Datenvolumens macht auch vor den Krankenhäusern nicht halt. Im medizinischen Bereich zielen Big-Data-Anwendungen darauf ab, die diagnostische Präzision zu erhöhen, die Zeit zwischen Primärdiagnose und Therapie zu verkürzen sowie die therapeutische Präzision zu steigern.
Der immer größer werdenden Datenflut begegnen immer mehr Krankenhäuser mit der Konsolidierung ihrer IT-Infrastruktur. Hierbei werden Server- und Desktopsysteme sowie Anwendungen und Datenbestände vereinheitlicht und zusammengeführt. Das Ziel sei laut des Medizinökonom Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff von der HHL Leipzig Graduate School of Management die Flexibilisierung der IT-Infrastruktur, indem man physische Systeme reduziert und durch virtuelle ersetzt. Dies bringt neben den Vorteilen für den Patienten einen konkreten monetären Nutzen, der sich unter anderem durch die Reduzierung von Schnittstellen oder des Wartungsaufwands der IT-Infrastruktur ausdrückt.

Pro und Contra „Elektronische Gesundheitskarte“

Neben der technischen Seite der Konsolidierung der Healthcare-IT weist Prof. von Eiff auf die nutzenorientierte Seite hin. „Da verlassen wir die Sphären der klassischen Krankenhaus-IT-Systeme und gehen über zu neuen bis hin zu wirklich innovativen Technologien“, sagt der Krankenhausökonom.

Im Kontext von Digital Health nennt Prof. von Eiff das Beispiel der elektronischen Gesundheitskarte. Vorteile sieht der Medizinökonom u.a. in der Reduzierung der Behandlungskosten durch die Vermeidung von Doppeluntersuchungen sowie der zielorientierten, medizinisch geeigneten Behandlung durch Verfügbarkeit von Laborbefunden, bildgebenden Daten und Verlaufskontrollen wichtiger Parameter. Kosteneinsparungen könnten durch die direkte Abrechnung zwischen Ärzten, Apothekern und Krankenkassen – Schätzungen gehen von ca. 200 Mio. Euro pro Jahr aus – sowie durch die Vermeidung von geschätzten jährlich 1 Mrd. Euro Versicherungsbetrugs realisiert werden. Prof. von Eiff: „Die Kosten der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte werden mit circa. 1,5 Mrd. Euro beziffert. Demgegenüber gehen Experten davon aus, dass durch die elektronische Gesundheitskarte Einsparungen im Gesundheitssystem erreichbar sind, die einer Reduktion des Beitragssatzes der gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe von 3,7 Prozentpunkten entspricht.“

Die Realisierungshindernisse bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte wie auch einer auf Konsolidierung, Integration und Prozessorientierung ausgerichteten IT-Strategie liegen laut des Krankenhausökonom in den Bereichen ungeklärte Finanzierung, Datensicherheit sowie Umsetzungshindernisse.
So führten laut Prof. von Eiff ungeklärte Finanzierungsfragen dazu, dass einzelne Gruppen (z.B. niedergelassene Vertragsärzte, Kostenträger) befürchteten, die Finanzlast alleine stemmen zu müssen und von daher ablehnendes Verhalten – trotz sachlicher Richtigkeit eines Konzepts - zeigten.

Bestes Beispiel sei die elektronische Gesundheitskarte, die in der Variante der Versichertenkarte eingeführt, aber weit entfernt von den Möglichkeiten sei, die sie birgt, um diagnostische und therapeutische Effektivität zu erhöhen, Patientenrisiken zu senken und Wirtschaftlichkeitseffekte z.B. in Form der Vermeidung von Doppeluntersuchungen oder der Behandlung chronisch Kranker zu zeigen.

Die einseitige Überbetonung des Datenschutzes in Deutschland hält Prof. von Eiff für ein weiteres Realisierungshindernis. „Überspitzt formuliert gilt in Deutschland der Grundsatz ‘Datenschutz vor medizinischer Behandlungseffektivität und klinischen Patientenrisiken‘. Die Furcht vor dem Missbrauch sensibler Daten durch Arbeitgeber oder Versicherer wiegt oft höher als der Nutzen für den individuellen Patienten im Notfall“, so der Krankenhausökonom. Die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland zeige, wie Ideologie beladen und unsachlich die Debatte geführt würde.
Hindernisse sieht Prof. von Eiff aufgrund der mit der Umsetzung innovativer IT-Strukturen verbundenen veränderten Arbeitsprozesse, Formen der Zusammenarbeit sowie Berufsbildstrukturen.
Solche grundlegenden Veränderungen erzeugten bei den betroffenen Mitarbeitern Ängste, die zu Realisierungswiderständen führen. Hilfreich könnten hier laut Prof. von Eiff Change-Management-

Interventionen sein. Sie würden seiner Ansicht nach gerade in Institutionen des Gesundheitswesens noch viel zu wenig genutzt mit der Begründung, sie seien zu zeitaufwendig und zu teuer. Erfahrungen aus der Industrie zeigten aber, dass gerade mit Interventionen wie Open Space, Try Out, Produktklinik, Benutzer-Service sowie Key-User-Unterstützung Prozesse grundlegenden organisatorischen Wandels beherrschbar seien.

Prof. von Eiff ist Mitorganisator des MARA-Kongresses 2015 (18./19. September 2015 in Bonn). Hier wird ausführlich über die Chancen und Risiken von Digital Health, Big Data und 3D-Drucker-Technologie, insbesondere auch aus Sicht der Radiologie, diskutiert. Informationen: http://www.krankenhaus-management.de

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff

Prof. von Eiff ist seit dem 1. Dezember 2013 der Akademische Direktor am Center for Health Care Management and Regulation der HHL Leipzig Graduate School of Management. Zudem hat er hier die außerplanmäßige Professur für Health Care Management inne und ist damit in die akademische Gruppe Economics und Regulation integriert.
Der gebürtige Gießener ist seit 1994 Professor für Krankenhausmanagement an der Universität Münster und leitet das Centrum für Krankenhaus-Management. Zu seinen Arbeitsfeldern zählen Einkaufs- und Logistik-Management, Geschäftsprozessmanagement, Strategisches Management, Mergers and Acquisitions, Qualitätsmanagment, Gewinnverbesserungsprogramme, Controlling und Benchmarking, Medical Controlling sowie Benchmarking. Dem International Institute for Health Economics steht Prof. von Eiff als Berater im Bereich der Gesundheitsökonomie zur Seite.
Prof. von Eiff ist an der HHL im Bereich der Lehre u.a. in dem berufsbegleitenden MBA General Management mit Spezialisierung auf „Hospital Management and Health Services“ eingebunden. http://www.hhl.de/chcmr

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DFG fördert "Studienstätte Protestantismus" mit rund 530.000 Euro für weitere drei Jahre

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt auch in den kommenden drei Jahren im Rahmen des Ausbaus der Bibliothek zu einer Forschungs- und Studienstätte für die Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit mit mehr als 530.000 Euro. Damit kann das Projekt, das seit Mitte 2011 unterstützt wird, bis über das Ende der Reformationsdekade 2017 hinaus verlängert werden.


„Die Weiterförderung der Forschungsbibliothek Gotha ist ein großer Erfolg und eine Anerkennung unserer in den Vorjahren geleisteten Arbeit“, sagt Dr. Kathrin Paasch, die Leiterin der Forschungsbibliothek. Das Projekt beinhaltet den Ausbau der digitalen Dienstleistungen der Bibliothek und eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Aktivitäten auf den Feldern der Katalogisierung, Digitalisierung und Restaurierung der herausragenden reformationsgeschichtlichen Quellen der Bibliothek sowie öffentlichkeitswirksame Ausstellungen, Tagungen und Vorträge. In der zweiten Projektphase will die Bibliothek sich noch stärker als bislang international ausrichten, gemeinsam mit Wissenschaftlern Projekte durchführen und den Forschungsstandort Gotha der Uni Erfurt stärken.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-erfurt.de/studienstaette-protestantismus

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