Pin It

Nachhaltige Mobilität ist ein wichtiges Forschungsfeld der Professur für
Netzwerkdynamik (geleitet von Prof. Marc Timme) am Center for Advancing
Electronics Dresden (cfaed) der TU Dresden. Unter anderem wird hier zum
„Ride Sharing“, also dem Teilen von Fahrten geforscht. Die jüngste Studie
zu diesem Thema wurde soeben veröffentlicht, sie adressiert die Frage, wie
die Effizienz des Ride Sharings durch das dynamische Zusammenlegen von
Haltepunkten erhöht werden kann.

Allein der Verkehrssektor verursacht etwa ein Fünftel aller
klimaschädlichen Emissionen in Deutschland. Einer der vielversprechenden
Lösungsansätze auf dem Weg zu einem klimafreundlicheren Verkehrssystem ist
die „Geteilte Mobilität“, also das Teilen von Fahrten mit ähnlichen Routen
wie in einem flexibilisierten und breit verfügbaren Sammeltaxi (Ride
Sharing). Dadurch werden weniger Fahrzeuge gebraucht und die Emissionen
gesenkt.
Je mehr Fahrten man zusammenlegt, desto effizienter können Fahrten geteilt
werden. Die gefahrene Strecke pro Fahrgast sinkt, wenn mehr Nutzer:innen
einen Bus teilen, und der Service wird nachhaltiger. Allerdings bedeuten
mehr Nutzer:innen pro Bus auch mehr Umwege für jeden Einzelnen. Die
gestiegene Nachhaltigkeit wird somit durch längere Reisezeiten erkauft.
Vier Wissenschaftler:innen des Center for Advancing Electronics Dresden
(cfaed) an der TU Dresden schlagen in einer Studie nun vor, geeignete
benachbarte Haltepunkte dynamisch zu zentralen Haltepunkten
zusammenzulegen (Dynamic Stop Pooling). Statt alle Fahrgäste exakt vor Ort
einzusammeln, laufen diese gegebenenfalls ein Stück zu Fuß. So kann ein
Bus mehrere Passagier:innen am selben zentralen Haltepunkt einsammeln.
„Die Busse fahren direktere Wege und müssen seltener halten. Das Besondere
ist, dass Haltepunkte dynamisch entsprechend der aktuellen Anfragen
zusammengelegt werden, sodass die Fahrtrouten der Busse flexibel bleiben“,
erläutert Charlotte Lotze, die Erstautorin der Studie.
In der Studie konnte gezeigt werden, dass es für die Nutzer:innen dieses
Systems gleichzeitig möglich ist, kürzer zu warten und zu fahren. Wenn sie
nur einen kurzen Anteil ihres Weges laufen, können sie trotz der
zusätzlichen Laufzeit mit zusammengelegten Haltepunkten im Mittel
schneller sein als in einem herkömmlichen geteilten Taxiservice. „Im
Ergebnis können weniger Fahrzeuge dieselben Nutzer:innen bei
gleichbleibender Reisezeit bedienen, wenn die Fahrgäste bereit sind, ein
Stück zum Einstiegs- oder vom Ausstiegsort zum Ziel zu laufen“, so Lotze.
„Das dynamische Zusammenlegen von Haltepunkten ermöglicht daher einen
effizienteren und nachhaltigeren Service mit weniger Fahrzeugen, ohne dass
die Nutzer:innen längere Wegezeiten einplanen müssen“, ergänzt Prof. Marc
Timme, Leiter der Professur für Netzwerkdynamik.

Die Studie ist beim Open-Access-Fachjournal „New Journal of Physics“
publiziert. Ein erklärendes Video zur Forschungsarbeit gibt es unter
diesem Link (YouTube, Laufzeit 3:13 min, Englisch, dt. Untertitel):
https://www.youtube.com/watch?v=Jd0uNIbmX8k

Titel: Dynamic stop pooling for flexible and sustainable ride sharing
Autor:innen: Charlotte Lotze, Philip Marszal, Malte Schröder, Marc Timme
New Journal of Physics,  DOI: 10.1088/1367-2630/ac47c9
Link (Open-Access-Artikel): https://doi.org/10.1088/1367-2630/ac47c9