Pin It

Stiftung Kindergesundheit informiert über ein häufiges Problem in Kitas
und Schulen

Es passiert immer wieder und zu jeder Jahreszeit: Landauf, landab wird in
Kindergärten und Schulen Läusealarm gegeben, Tendenz steigend. Der Befall
mit Kopfläusen ist die häufigste Parasitenerkrankung im Kindesalter und
nach den Atemwegsinfektionen die zweithäufigste Infektionskrankheit in der
Alterstufe der Sieben- bis Elfjährigen, berichtet die Stiftung
Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

„Die winzigen Parasiten sind seit Jahrtausenden treue Begleiter des
Menschen“, sagt der Würzburger Kinder- und Jugendarzt Professor Dr.
Johannes Liese, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische
Infektiologie und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kindergesundheit. „Wenn
Kinder beim Lernen, Kuscheln oder Spielen die Köpfe zusammenstecken,
ergreifen die 2 bis 3,5 Millimeter langen Parasiten die Gelegenheit, von
Schopf zu Schopf zu kriechen. Sie können sich in langen Haaren besonders
gut verstecken“.

Bei Kleinepidemien in Kitas und Schulen ist in aller Regel fast jedes
dritte Kind in der Gruppe oder in der Klasse betroffen. „Lausbuben“ und
„Lausmädchen“ geraten dann leicht in den Verdacht, ein rechtes
Schmuddelkind zu sein. Ist aber mangelnde Hygiene wirklich schuld an dem
Befall mit den an den Haaren krabbelnden Insekten?  „Keineswegs“, sagt
Kinder- und Jugendarzt Professor Johannes Liese. „Läuse sind zwar
unappetitlich, jedoch kein Beweis für Unsauberkeit: Jedes Kind und jeder
Erwachsene kann sich irgendwoher eine Laus einfangen, insbesondere in
Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche. Läuse machen auch
keine Unterschiede zwischen Nationalitäten und Kulturkreisen: Kinder mit
Migrationshintergrund haben in Deutschland ähnlich häufig Kopflausbefall
wie Kinder deutscher Eltern“.

Besonders wohl fühlen sich Kopfläuse im Nacken, an der Schläfe und hinter
den Ohren, gelegentlich aber auch in den Augenbrauen der Kinder, bei
Erwachsenen auch unter den Achseln und zwischen den Barthaaren. Sie saugen
alle zwei bis drei Stunden Blut und können dabei hochrote, oft stark
juckende Stichstellen hinterlassen.

Läuse können nicht fliegen und auch nicht springen, betont der
Infektionsexperte der Stiftung Kindergesundheit: „Übertragen werden die
sechsbeinigen Plagegeister ausschließlich von Mensch zu Mensch, von Haar
zu Haar. Haben die Haare engen Kontakt, findet die Ansteckung in wenigen
Augenblicken statt. Besteht der Kontakt längere Zeit, zum Beispiel wenn
die Kinder in einem Bett schlafen, können die Läuse auch mehrfach hin und
her wechseln“.

Die Befürchtung, man könnte auch durch Kopfpolster in Bussen und Bahnen
mit Läusen angesteckt werden, ist ebenso grundlos wie die Annahme, dass
eine Übertragung auch durch Haustiere erfolgen kann, sagt Professor Liese.
Auch Mützen sind höchstens in Einzelfällen eine Ansteckungsquelle:
Australische Wissenschaftler fanden bei der Untersuchung der
Kopfbedeckungen von 1.000 Kindern keine einzige Laus, während sich in den
Haaren dieser Kinder 5.000 Läuse befanden.

Der Lebenszyklus der Kopflaus verläuft in drei Stadien: Ei, Larve bzw.
Nymphe (1–2 mm groß) und erwachsene („adulte“) Laus. Erwachsene Läuse
leben zwischen drei und vier Wochen. Die befruchteten Weibchen produzieren
in dieser Zeit bis zu 140 Eier. Die Eier werden mit einer
wasserunlöslichen Substanz in einem schrägen Winkel nah am Haaransatz an
ein Haar gekittet. Nach dem Schlüpfen der Nymphen können die leeren
sichtbaren Eihüllen, die auch als Nissen bezeichnet werden, noch
monatelang im Haar verbleiben.

Getrennt vom ihrem menschlichen Wirt sterben Kopfläuse innerhalb von zwei
bis drei Tagen, bereits nach wenigen Stunden sind sie nicht mehr
infektiös.
Nissensuche mit der Leselupe
Läuse benötigen alle drei bis vier Stunden Blut. Die Stichstellen der
Läuse jucken meist stark, das Kind kratzt sich deshalb oft intensiv am
Kopf. Jedoch nicht immer, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor: Haben
sich nur wenige Läuse auf dem Kopf eines Kindes eingenistet, werden die
Eltern oft nur durch die weißlichen Nissen auf den Befall aufmerksam.

Nissen unterscheiden sich von Kopfschuppen oder Haarspraypartikeln
dadurch, dass sie fest am Haar haften und nicht abgestreift werden können.
Beim Nachsehen sollte das Strich für Strich gescheitelte Haar genau
untersucht werden. Eine Leselupe kann dabei sehr nützliche Dienste leiten.

Zum Auffinden der Läuse muss das Haar systematisch Strähne für Strähne
gekämmt werden. Dabei muss der Kamm so geführt werden, dass er von der
Kopfhaut aus fest zu den Haarspitzen heruntergezogen wird. Besonders
geeignet, um die Läuse oder Nissen zu erfassen, sind spezielle Läuse-
Kämme, deren lange Zinken nicht mehr als 0,2 bis 0,3 mm voneinander
entfernt sind). Nach jedem Kämmen sollte der Kamm sorgfältig nach Läusen
untersucht und diese entfernt werden.
Kombination aus Insektizid und nassem Auskämmen
Leider ist es oft nicht einfach, die lästigen Tierchen wieder loszuwerden.
Mit häufigem Waschen der Haare allein ist das jedenfalls nicht zu
schaffen: Durch das Waschen der Haare werden die Läuse keineswegs
beseitigt, sie werden lediglich sauberer. Eine radikale Rasur des Kopfes
gilt zwar nach wie vor als die sicherste Läuseentfernung, wird aber von
den Kindern und ihren Eltern meist nicht gewünscht und ist in der Regel
auch nicht notwendig.

Erfolg verspricht nur eine gründliche und geduldige lokale Behandlung.
Ziel der Therapie ist es, sowohl geschlechtsreife Läuse als auch ihre
Larven wirksam abzutöten. Günstig ist es, wenn auch die Eier erreicht
werden, was nicht immer der Fall ist. Das Robert-Koch-Institut Berlin
empfiehlt dazu die Kombination von nassem Auskämmen und Insektiziden nach
folgendem Schema:

Tag 1: Mit einem Insektizid behandeln und anschließend nass auskämmen;

Tag 5: mit einem Läusekamm nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven
zu entfernen, bevor sie mobil sind;

Tag 8, 9 oder 10: erneut mit dem Insektizid behandeln, um spät geschlüpfte
Larven abzutöten;

Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen;

Tag 17: evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen.

Gute Läusekämme sind aus Metall. Sie kosten in Apotheken, Drogerien und
Sanitätshäusern zwischen zwei und zwölf Euro. Oft liegen sie auch den
Verpackungen von Läusemitteln bei.
Läusemittel sind nicht harmlos!
Die als Medikament zugelassenen Läusemittel sind Insektizide, also
Insektenvertilgungsmittel. Da sie potentielle Nervengifte sind und
außerdem Allergien und Hautirritationen hervorrufen können, muss man sie
streng nach Vorschrift anwenden – nicht häufiger als wirklich nötig. Es
besteht außerdem das Risiko, dass sich unter den Läusen Resistenzen
entwickeln und die Mittel in vielen Fällen nicht mehr wirken.

Nicht chemisch, sondern physikalisch wirken als Medizinprodukt zugelassene
Läusemittel, die Dimeticone enthalten. Das sind synthetische Silikonöle.
Sie verkleben die winzigen Atemöffnungen der Läuse und töten damit die
Insekten ab.

Dimeticone gelten als sicher ungiftig, sind jedoch mit einem anderen
Risiko behaftet, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Sie sind extrem
leicht entflammbar! Es sind schon schwere Brandverletzungen berichtet
worden. Die Haare müssen deshalb nach Auftragen des Mittels von offenen
Flammen wie Zigaretten, Gasboilern oder Kerzen und starken Wärmequellen
(z. B. heißer Haartrockner) unbedingt ferngehalten werden.

Als „natürliche“ Mittel werden Produkte aus Kokosöl, Teebaumöl oder Neem-
Extrakten angeboten. Ihre Wirksamkeit ist jedoch  wissenschaftlich nicht
ausreichend nachgewiesen.

Ganz gleich mit welchem Mittel: Babys und kleine Kinder sollten nur unter
Anleitung eines Kinder- und Jugendarztes behandelt werden, betont die
Stiftung Kindergesundheit. In der Schwangerschaft und Stillzeit müssen die
Gegenanzeigen der einzelnen Mittel genau beachtet werden.
Wichtig: Die Einrichtung (Kindergarten oder Schule) informieren!
Eltern sind nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) verpflichtet, der
Gemeinschaftseinrichtung, also dem Kindergarten oder der Schule, die ihr
Kind besucht, Mitteilung über einen Kopflausbefall zu machen. Auch andere
Personen, die in letzter Zeit engen Kontakt mit dem Kind gehabt haben, zum
Beispiel Nachbarn oder Sportkameraden sollten informiert werden. Dies ist
sehr wichtig, denn nur so kann eine weitere Verbreitung der Läuse und auch
eine Wiederansteckung des eigenen Kindes verhindert werden, betont
Professor Johannes Liese von der Stiftung Kindergesundheit.

Auch die Verantwortung für die Behandlung und Kontrolle der notwendigen
hygienischen Maßnahmen liegt bei den Eltern. Im Fall des Besuchs einer
Gemeinschaftseinrichtung für Kinder und Jugendliche - z.B. Krippe,
Kindergarten, Kita, Schule oder Hort - sind die Erziehungsberechtigten
selbst verpflichtet, die korrekte Durchführung der Behandlung zu
bestätigen. Je nach örtlicher Regelung können die Institutionen auch eine
Bestätigung der korrekten Behandlung durch einen Kinder- und Jugendarzt
verlangen.

Damit die Plage nicht nach kurzer Zeit erneut losgeht, muss aber noch mehr
passieren, betont die Stiftung Kindergesundheit: Zum einen sollten auch
die Köpfe der übrigen Familienmitglieder nach lausigen Mitbewohnern
abgesucht werden. Zum anderen sollten die persönlichen Gegenstände der
verlausten Familie einer Temperatur von über 50 Grad ausgesetzt werden.
Das bedeutet: Bürsten, Haarschmuck und Kämme gehören in heißes Wasser,
Wäsche, Handtücher und Bettwäsche, aber auch Mützen, Schals und Kopftücher
müssen bei 60 Grad gewaschen werden. Größere Reinigungsaktionen in der
Wohnung sind dagegen unnötig.
Wann darf das Kind wieder zur Schule?
Nach der sachgerechten Anwendung eines zugelassenen Mittels ist eine
Weiterverbreitung auch bei noch vorhandenen Nissen nicht mehr zu
befürchten, stellt Infektionsexperte Professor Johannes Liese fest. Wird
das befallene Kind mit einem der zugelassenen Läusebehandlungsmitteln nach
dem obenstehenden Schema behandelt, darf es am Tag darauf wieder in die
Kita oder zur Schule, auch wenn die Therapie noch nicht abgeschlossen ist.
Es befinden sich nämlich keine lebenden Läuse mehr in seinen Haaren.

Nachdruck kostenlos. Wir freuen uns über einen Beleg.

Unabhängige und wissenschaftlich basierte Berichterstattung braucht
Förderer:

Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in
voller
Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können
Sie die Arbeit der Stiftung regelmäßig fördern.
Mehr Informationen hierzu finden Sie unter: www.kindergesundheit.de
Spendenkonto: HypoVereinsbank München
IBAN: DE41 7002 0270 0052 0555 20
SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX
Vielen Dank!