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Ostwestfälische Forschungskooperation: (v.l.) Prof. Dr. Barbara Kaltschmidt, Prof. Dr. Cornelius Knabbe, Anna Höving und Prof. Dr. Christian Kaltschmidt  (Foto: Marcel Mompour).  HDZ NRW
Ostwestfälische Forschungskooperation: (v.l.) Prof. Dr. Barbara Kaltschmidt, Prof. Dr. Cornelius Knabbe, Anna Höving und Prof. Dr. Christian Kaltschmidt (Foto: Marcel Mompour). HDZ NRW

Blutplasma wirkt sich positiv auf Zellteilung und Regenerationsfähigkeit
von menschlichen Herzstammzellen aus

Blutplasma wirkt sich positiv auf Zellteilung und Regenerationsfähigkeit
von menschlichen Herzstammzellen aus

Wissenschaftler aus Bad Oeynhausen und Bielefeld haben jetzt erstmals
einen Verjüngungseffekt von Blutplasma auf isolierte menschliche
Herzstammzellen nachgewiesen. Die in Zusammenarbeit von Prof. Dr.
Cornelius Knabbe, Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am
Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, Prof. Dr. Barbara
Kaltschmidt und Prof. Dr. Christian Kaltschmidt, Lehrstuhl für
Zellbiologie, Universität Bielefeld, mit Prof. Dr. Jan Gummert, Klinik für
Thorax- und Kardiovaskularchirurgie (HDZ NRW) durchgeführte Studie
untersucht erstmals die Wirkung von Blutplasma auf menschliche
Stammzellen, die aus Herzgewebe isoliert wurden.

Ein wesentliches Kennzeichen des Zellalterungsprozesses ist, dass die
Zellen in verschiedenen Geweben meist nach einer bestimmten Anzahl von
Zellteilungen ihr Wachstum einstellen. Dieser Prozess wird begleitet von
einer nachlassenden Regenerationsfähigkeit ruhender Stammzellen und führt
allgemein zu einer Verschlechterung der Organfunktion.

Die Biologin Anna Höving hat Herzstammzellen aus menschlichem Herzgewebe
isoliert und untersucht, welche biologischen Faktoren das Zellwachstum
anregen bzw. die Zelldegeneration (Seneszenz) hemmen könnten. „Von
menschlichen Bindegewebszellen zum Beispiel weiß man, dass sie sich
unbegrenzt vermehren können, wenn ihnen ein bestimmtes Gen zugeführt
wird“, erläutert die Doktorandin von Prof. Knabbe und Prof. Kaltschmidt.
Ausgehend von ihren Arbeiten am Institut für Laboratoriums- und
Transfusionsmedizin und der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie
am HDZ NRW, Bad Oeynhausen, entdeckte Höving im Rahmen ihrer
Dissertationsarbeit am Lehrstuhl für Zellbiologie der Universität
Bielefeld, dass von Spendern gewonnenes Blutplasma einen solchen Effekt
bei Herzstammzellen auszulösen scheint. Die molekulare Analyse von
Zehntausenden von Signalmolekülen und Botenstoffen ergab eine Aktivierung
des MAP-Kinase Signalweges (p38 MAP Kinase) durch Inhaltstoffe von
Blutplasma, die insbesondere bei jungen Plasmaspenderinnen gefunden
wurden.

Da Stammzellen in Herzmuskelzellen und andere Zellen verwandelt und somit
als quasi „unsterbliche“ Zelllinie vermehrt werden könnten, eröffnet
dieser Ansatz neue Therapiemöglichkeiten für Patienten mit Herz-
Kreislauferkrankungen, insbesondere hinsichtlich des
Regenerationspotentials von Herzgewebe nach einem Infarkt oder bei
chronischer Herzschwäche. Die Forschungsarbeit wurde begründet durch eine
Anschubfinanzierung aus dem Forschungsfond OWL, den die Universitäten
Bielefeld und Bochum auf Initiative des Landes NRW 2016 zur Förderung
transdisziplinärer, medizinrelevanter Kooperationen in der Region
Ostwestfalen-Lippe eingerichtet haben.