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Original Titel:
Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis
Kurz & fundiert

 

  • Systematischer Review und Metaanalyse: Wieviel bringen Masken und Distanz gegen Coronaviren-Übertragung?
  • Über 200 Studien zu SARS-CoV-2, SARS und MERS mit insgesamt 25 697 Patienten
  • Distanz über 1 m senkt das Risiko um 10,2 %, zunehmende Distanz bessert den Schutz um Faktor 2 pro Meter
  • Risikoreduktion durch Masken: 14,3 %, durch Augenschutz: 10,6 %

 

 

DGP – Die wesentlichen Maßnahmen zum Schutz vor Infektion mit SARS-CoV-2 sind Abstandhalten, Mund-Nasen-Schutzmasken tragen und Augenschutz. Forscher analysierten nun Daten zu diesem und den älteren SARS- und MERS-Viren systematisch zur Frage, wie viel Schutz diese Maßnahmen konkret bringen. Demnach gibt es keinen Zweifel an der Bedeutung von Masken, Augenschutz und Distanz von mindestens 1m, mit um den Faktor 2 zunehmendem Schutz  pro weiterem Meter an körperlichem Abstand.

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 löst die Erkrankung COVID-19 aus. Die Übertragung erfolgt zum größten Teil über nahen Kontakt zwischen Personen – durch Tröpfcheninfektion oder auch Aerosole. Daher sind die wesentlichen Maßnahmen zum Schutz vor Infektion Abstandhalten, Mund-Nasen-Schutzmasken tragen und Augenschutz. Wie wirksam diese Maßnahmen sind, untersuchten Forscher nun im Gesundheitswesen und in Alltagssituationen im Rahmen eines systematischen Reviews mit Metaanalyse.

Systematischer Review und Metaanalyse: Wieviel bringen Masken und Distanz gegen Coronaviren-Übertragung?

Das Ziel war dabei, die optimale Distanz zu ermitteln, mit der Mensch-zu-Mensch-Übertragungen des Virus vermieden werden können, und den Nutzen von Mund-Nasen-Schutz-Masken und Augenschutz zum Schutz vor Übertragungen bzw. Infektionen zu ermitteln. Dazu erhielten die Forscher aus 21 Datenquellen (WHO- bzw. COVID-19-spezifische Quellen) Daten zum Virus SARS-CoV-2 sowie den Betacoronaviren, die SARS und MERS in früheren Epidemien ausgelöst hatten. In diesen Datensätzen ermittelten die Wissenschaftler bis zum 3. Mai 2020 Studien, evaluierten deren Qualität und verglichen die Daten.

Über 200 Studien zu SARS-CoV-2, SARS und MERS mit insgesamt 25 697 Patienten

Die Suche ergab 172 Beobachtungsstudien in 16 Ländern und sechs Kontinenten, keine einzige randomisiert kontrollierte Studie und 44 relevante vergleichende Studien in medizinischen und nicht-medizinischen Bereichen. Betrachtet wurden dabei 25 697 Patienten. Die Übertragung der Viren war mit einem körperlichen Abstand von mindestens einem Meter niedriger als mit Abstand von unter einem Meter (n = 10 736, gepoolte adjustierte Odds Ratio aOR 0,18, 95 % Konfidenzintervall 0,09 – 0,38; Risikodifferenz −10,2 %; moderate Sicherheit auf Basis der Studienqualität). Der Schutz wurde größer mit zunehmender Distanz (Änderung im relativen Risiko 2,02 pro Meter; p (Interaktion) = 0,041; moderate Sicherheit).

Distanz über 1 m senkt das Risiko um 10,2 %, zunehmende Distanz bessert den Schutz um Faktor 2 pro Meter

Mund-Nasen-Schutzmasken konnten zu einer größeren Reduktion des Infektionsrisikos führen (n = 2647; aOR 0,15, Risikodifferenz −14,3 %; niedrige Sicherheit). Dieser Effekt war erwartungsgemäß stärker, wenn Masken untersucht wurden, die nachweislich die Viren stoppen können (N95 oder ähnliche im Vergleich mit Einweg-OP-Masken oder ähnlichem; p (Interaktion) = 0,090; geringe Sicherheit). Auch Augenschutz war mit weniger Infektionen assoziiert (n = 3713; aOR 0,22, Risikodifferenz −10,6 %, geringe Sicherheit). Diese Ergebnisse bestätigten sich auch in weiteren Berechnungen wie etwas Untergruppenanalysen.

Risikoreduktion durch Masken: 14,3 %, durch Augenschutz: 10,6 %

Die Ergebnisse dieses systematischen Reviews mit Metaanalyse unterstützen körperlichen Abstand von mindestens einem Meter und liefern zudem quantitative Schätzungen für Modelle und die Kontaktnachverfolgung oder Regelfestlegung. Der optimale Einsatz von Masken, Respiratoren (N95 u. ä.) und Augenschutz in öffentlichen und medizinischen Situationen sollte sich nach diesen Ergebnissen und dem entsprechenden Kontext richten. Robuste randomisierte Studien wären sinnvoll, um die Evidenz dieser Maßnahmen besser zu evaluieren. Im Lichte der derzeitigen Situation bietet aber die vorliegende systematische Bewertung der aktuell vorhandenen Evidenz die bestmögliche Einschätzung zur Unterstützung von Richtlinien und Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des neuen Coronavirus.

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