Pin It

Ökonomisierung in der Augenheilkunde
„Zu wenig Zeit für Patienten und Ärzteausbildung“

Fehlentwicklungen in der Augenheilkunde durch die zunehmende
Ökonomisierung in der Medizin sind ein Schwerpunktthema des 118.
Kongresses der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), der
erstmals online abgehalten wird. „Wir haben zu wenig Zeit für das
Patientengespräch und die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses“,
kritisiert Professor Dr. med. Hans Hoerauf, Präsident der DOG. Fehlanreize
müssten korrigiert, überbordende Bürokratie- und Dokumentationsvorgaben
endlich abgebaut werden.

Neben den Auswirkungen der Ökonomisierung steht die Würdigung Albrecht von
Graefes, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährte, im
Fokus. Die DOG 2020 online findet vom 9. bis 11. Oktober 2020 statt.

**********************************************************************************

Ausgerechnet die Zeit des Lock-Downs während der Corona-Pandemie hat dem
DOG-Präsidenten die kritikwürdigen Zustände in der Medizin deutlich vor
Augen geführt. „In diesen Wochen und Monaten geringerer Patientenzahlen
hatten wir definitiv mehr Zeit für das Patientengespräch und die
Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses“, berichtet Hoerauf, Direktor der
Augenklinik der Universitätsmedizin Göttingen. „Mir wurde in dieser
schwierigen Situation klar, dass man Medizin gründlicher und empathischer
betreiben kann, als uns dies sonst möglich ist.“

Der Normalbetrieb, so Hoerauf, sei von sehr kurzen Verweildauern,
Personal- und Zeitmangel sowie Überlastung geprägt, Fehlanreize belohnen
Prozeduren und Diagnostik, wo mitunter ärztliches Abwarten angezeigt wäre.
„Der Druck im Kessel ist zu hoch“, konstatiert Hoerauf. Für die Versorgung
von Patienten mit komplexen Krankheitsbildern, aber auch für die Aus- und
Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses stehe zu wenig Personal mit der
erforderlichen Expertise zur Verfügung. „Wir Ärzte müssen uns zum Wohl der
Patienten und unserer nachfolgenden augenärztlichen Generationen dem
Wirtschaftlichkeitsstreben entgegenstellen, wo es zu Verwerfungen führt“,
ist der Göttinger Ophthalmologe überzeugt.

Hilfreich wäre ein Abbau von Dokumentationspflichten und Bürokratie-
Vorgaben, die aus Sicht des DOG-Präsidenten seit Jahren entgegen aller
Versprechungen eher zu- statt abnehmen. „Dann wäre schon eine Menge mehr
Medizin am Patienten möglich“, betont Hoerauf. Der Ophthalmologe plädiert
zudem für ein Ende der massenhaften Ressourcen-Verschwendung in Kliniken:
„Wenn ich als Operateur die Müll-Mengen sehe, die bei nur einer Augen-
Operation entstehen, frage ich mich schon, ob unsere Medizin dadurch
besser geworden ist.“

Die Auswirkungen der Ökonomisierung auf die Medizin stehen denn auch im
Mittelpunkt zentraler Kongress-Veranstaltungen. So wird der bekannte
Ökonomisierungs-Kritiker Professor Dr. med. Giovanni Maio in einem
Festvortrag über „Der ärztliche Beruf heute – belohnter Aktionismus und
abgewertete Sorgfalt?“ sprechen, Professor Dr. med. Peter Pramstaller eine
Keynote Lecture halten zum Thema „Rettet die Medizin! Arzt-sein zwischen
Patientenwohl und Wirtschaftlichkeit“.

Ärztliches Ethos besaß auch für Albrecht von Graefe, den Begründer der
DOG, große Relevanz. In diesem Jahr jährte sich sein 150. Todestag.
„Albrecht von Graefe war die korrekte Indikationsstellung, aber auch
Empathie für den Patienten extrem wichtig“, erläutert Hoerauf. „Zum Wohl
seiner Patienten lieferte er sich Auseinandersetzungen mit der
Krankenhausverwaltung.“ Zu Ehren des berühmten Berliner Augenarztes finden
auf der DOG 2020 online zahlreiche Aktivitäten statt, darunter das von-
Graefe-Symposium sowie ein Vortrag des Graefe-Kenners Professor Dr. med.
Jens Martin Rohbach; aus Rohrbachs Feder stammt zudem eine neue von-
Graefe-Biographie. „Ganz besonders empfehle ich T-Shirts, die Schüler der
Kreuzberger Albrecht-von-Graefe-Schule mit von Graefe-Motiven gestaltet
haben“, freut sich Hoerauf.

Darüber hinaus stehen weitere wichtige Themen auf dem Kongress-Programm.
Dazu zählen etwa Symposien zu „Covid-19 und Auge“, „Wenn Böller ins Auge
gehen – Augenverletzungen durch Feuerwerk“, „Frühgeborenen-Retinopathie:
Aktuelle Aspekte zu Screening und Behandlung“, „Wie moderne Imaging-
Techniken die Ophthalmochirurgie beeinflussen“ oder das „Von-Graefe-
Symposium anlässlich des 150. Todestages des Gründers der DOG“.

Auf Vorab- und Kongress-Pressekonferenz berichtet Kongresspräsident
Professor Dr. med. Hans Hoerauf über die Schwerpunktthemen Ökonomie und
ärztliche Werte, siehe auch Terminhinweise und Programme der
Pressekonferenzen.Terminhinweise:

•       Online-Vorab-Pressekonferenz
Termin: Donnerstag, 1. Oktober 2020, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
<https://attendee.gotowebinar.com/register/8268661002451580430>

•       Online-Kongress-Pressekonferenz
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
<https://attendee.gotowebinar.com/register/9015100754852905488>

•       Festvortrag Prof. Dr. med. Giovanni Maio: „Der ärztliche Beruf
heute – belohnter Aktionismus und abgewertete Sorgfalt?“
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, ab 12.30 Uhr ganztätig abrufbar

•       Keynote Lecture Prof. Dr. med. Peter P. Pramstaller: „Rettet die
Medizin! Arzt-Sein zwischen Patientenwohl und Wirtschaftlichkeit“
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, ab 12.30 Uhr ganztätig abrufbar

•       Vortrag Professor Dr. med. Jens Martin Rohrbach: „Albrecht von
Graefe und die Stellung der Indikation“
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, ab 12.30 Uhr ganztätig abrufbar

•       von-Graefe-Symposium anlässlich des 150. Todestages des Gründers
der DOG
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, 13.30 – 14.15 Uhr, Channel von Graefe

•       Symposium „Frühgeborenenretinopathie: Aktuelle Aspekt zu Screening
und Behandlung“
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, 12.30 – 13.15 Uhr, Channel von Graefe

•       Symposium „Covid-19 und Auge“
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, 18.30 – 19.15 Uhr, Channel von Graefe

•       Symposium „Mehr sehen, besser operieren? Wie moderne Imaging-
Techniken die Ophthalmolchirurgie beeinflussen“
Termin: Samstag, 10. Oktober 2020, 14.30 – 15.15 Uhr, Channel von Graefe

•       Symposium „Wenn Böller ins Auge gehen – Augenverletzungen durch
Feuerwerk“
Termin: Sonntag, 11. Oktober 2020, 14.30 – 15.15 Uhr, Channel von Graefe

***********************************************************************

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für
Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7.750
Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und
behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der
Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und
Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche
Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum
Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im
Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche
Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft
Deutschlands..

***********************************************************************

Vorab-Pressekonferenz zur DOG 2020 online
Termin: Donnerstag, 1. Oktober 2020, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
<https://attendee.gotowebinar.com/register/8268661002451580430>

Vorläufige Themen und Referenten:

Die DOG im von-Graefe-Jahr:
Zwischen ärztlichen Werten, Ökonomie und Vision 2020
Professor Dr. med. Hans Hoerauf
Präsident der DOG; Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin
Göttingen

Splitter, Säure, Sportunfall und Feuerwerk –
Fortschritte in der Behandlung von Augenverletzungen
Professor Dr. med. Wolfgang Schrader
Chefarzt der Abteilung für Augenheilkunde an der Rotkreuzklinik Würzburg;
Augenzentrum Würzburg; Sprecher der AG DOG-Traumatologie
sowie
Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer
Leitende Oberärztin an der Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von
Bergmann, Potsdam

Klimawandel und Migration: Neue Augeninfektionen in Deutschland
Professor Dr. med. Carsten Heinz
Leitender Arzt am Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital Münster

Deep Learning: Was künstliche Intelligenz aus dem Auge herauslesen kann
Professor Dr. med. Nicole Eter
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am
Universitätsklinikum Münster

Frühgeborenen-Retinopathie: Hilft die Spritze ins Auge bei Frühchen?
Professor Dr. med. Andreas Stahl
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin
Greifswald

Moderation:
Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart

***********************************************************************

Kongress-Pressekonferenz zur DOG 2020 online
Termin: Freitag, 9. Oktober 2020, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
<https://attendee.gotowebinar.com/register/9015100754852905488>

Vorläufige Themen und Referenten:

Die DOG im von-Graefe-Jahr:
Augenheilkunde im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Medizin
Professor Dr. med. Hans Hoerauf
Präsident der DOG; Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin
Göttingen

Kann Corona ins Auge gehen?
Aktuelle Erkenntnisse zum Stand der Übertragungswege bei COVID-19
Professor Dr. Dr. med. Clemens Lange
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg

Mehr sehen, besser operieren?
Wie moderne Imaging-Techniken die Augenchirurgie beeinflussen
Professor Dr. med. Claus Cursiefen
Direktor des Zentrums für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln
sowie
Professor Dr. med. Lars-Olof Hattenbach
Direktor der Augenklinik des Klinikums Ludwigshafen

Neue Daten zum Glaukom:
Optimale Früherkennung – dem Grünen Star auf der Spur
Professor Dr. med. Alexander Schuster
Zentrum für ophthalmologische Epidemiologie und Versorgungsforschung,
Augenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz

Moderation:
Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart