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Frauen, achtet mehr auf Euer Herz!

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Frauenherzen schlagen anders. Aber wie machen sich die
Geschlechterunterschiede bei Herzinfarkt, Herzschwäche oder Bluthochdruck
bemerkbar? Und was sollten Frauen für die Diagnose, Therapie und Vorsorge
beachten? Die Herzstiftung informiert über gendermedizinische Themen auf
dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Geht es bei Frauen um Gesundheitsrisiken, dann stehen oftmals
Krebserkrankungen wie Brustkrebs im Vordergrund. Herz-Kreislauf-
Erkrankungen werden bei Frauen immer noch unterschätzt, dabei sind diese
Erkrankungen mit über 180.000 Sterbefällen im Jahr 2021 die häufigste
Todesursache bei Frauen. Am häufigsten sterben Frauen an der koronaren
Herzkrankheit (KHK) mit über 52.200 Sterbefällen (2021), darunter rund
18.000 am Herzinfarkt, der längst keine „Männerkrankheit“ darstellt (1).
„Auch bei Frauen sind Herzkrankheiten wie die Herzschwäche und die
koronare Herzkrankheit der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen und
vorzeitigen Tod“, warnt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Herzerkrankungen und
ihre Komplikationen wie der Herzinfarkt können in der Symptomatik und in
ihrer Entstehung je nach Geschlecht verschieden sein. Auf diese
Besonderheiten müssen wir Frauen aufmerksam machen und für gezielte
Vorsorge-Maßnahmen sensibilisieren“, betont Voigtländer anlässlich der
Initiative Go Red for Women® der US-amerikanischen Herzgesellschaft
(American Heart Association, AHA) mit Aktionen am 3. Februar rund um die
Herzgesundheit bei Frauen. Die Herzstiftung nimmt die Initiative der AHA
zum Anlass, um auch hierzulande Frauen für ihr Herz zu sensibilisieren,
mit Infos unter www.herzstiftung.de/frauenherzen
Die Gendermedizin beschäftigt sich gezielt mit der Erforschung von
geschlechterbezogenen kardiologischen Unterschieden: zum Beispiel bei
Krankheitssymptomen, beim Stoffwechsel, dem Hormon-, Immun- oder dem
Gefäßsystem sowie den Unterschieden hinsichtlich des Alters und der
Genetik. Medikamente können je nach Geschlecht anders wirken und bestimmte
Eingriffe im Ergebnis verschieden ausfallen. Deshalb sollten Medikamente
und Therapieverfahren gleichermaßen an Frauen wie Männern erprobt werden
(häufig nicht der Fall). Über solche Unterschiede und ihre
Wechselwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und weitere wichtige Themen
rund um die Herzgesundheit bei Frauen wie die Vorsorge informiert die
Herzstiftung auch in Form von Ratgebern und Podcasts die kostenfrei unter
Tel. 069 955128-400 angefordert bzw. unter www.herzstiftung.de/podcasts
abgerufen werden können.

Herzinfarkt-Warnsignale: Symptome werden verschieden wahrgenommen
Was Frauenherzen so besonders macht, zeigt sich am Beispiel Herzinfarkt
(keineswegs eine reine Männerkrankheit): Der Herzinfarkt bei Frauen ist
anhand der Symptome oftmals nicht so klar zu erkennen wie bei Männern.
„Häufiger als bei Männern können bei Frauen weniger eindeutige Symptome
auftreten, etwa Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit,
Angstzustände, Schweißausbruch, Übelkeit oder Erbrechen, Schmerzen im
Oberbauch oder im Rücken“, erklärt die Kardiologin Prof. Dr. med.
Christiane Tiefenbacher vom Vorstand der Herzstiftung. Bei Frauen kommt es
häufig vor, dass der typische Brustschmerz als Hauptsymptom des
Herzinfarkts nicht im Vordergrund steht wie bei den Männern, sondern
andere Symptome. Informationen: www.herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-
symptome

Gefährliches Zögern: Frauen warten bei Herzinfarkt oft mit dem Notruf 112
Die diffusere Herzinfarkt-Symptomatik kann auch einer der Gründe dafür
sein, dass Frauen mit dem lebensrettenden Notruf 112 zögern und nicht
rechtzeitig in eine Klinik kommen. Dabei zählt beim Herzinfarkt jede
Minute. Eine polnische Studie hatte gezeigt, dass besonders jüngere Frauen
mit Herzbeschwerden berufliche Verpflichtungen oder die Sorge um die
Kinder voranstellen, bevor sie auf die Symptome reagieren (2). Eine von
der Herzstiftung geförderte Untersuchung („MEDEA“-Studie) konnte zeigen,
dass Frauen, besonders ältere über 65 Jahren, bei ersten Herzinfarkt-
Symptomen häufiger deutlich länger als Männer zögern, bis sie den
Rettungsdienst (112) rufen und in eine Notaufnahme kommen. Allerdings
können die atypischen Infarktsymptome auch ein Alterseffekt sein, so dass
ein fehlender Brustschmerz, Übelkeit und Erbrechen auch bei Männern über
65 Jahren gehäuft vorkommen kann, wie die MEDEA-Studie gezeigt hat (3).
„Bei Frauen über 65 Jahren steigt das Herzinfarktrisiko. Doch auch jüngere
Frauen zwischen 40 und 50 sind der Gefahr ausgesetzt – vor allem dann,
wenn in der Familie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind
oder wenn ein ungesunder Lebensstil durch Bewegungsmangel, Rauchen,
Übergewicht, Dauerstress oder eine Hormontherapie das Infarktrisiko
erhöhen“, betont die Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und
Pneumologie am Marienhospital Wesel.
Beim Broken-Heart-Syndrom, auch Stress-Kardiomyopathie genannte
Herzmuskelerkrankung, die bei Frauen viel häufiger vorkommt, wird die
Einschränkung der Herzleistung nicht wie beim Herzinfarkt durch ein
vollständig verstopftes Herzkranzgefäß (Thrombus), sondern in den meisten
Fällen durch ein stark belastendes emotionales Ereignis wie Tod eines
Angehörigen, plötzliche Trennung, extreme Stressbelastung verursacht.

Diastolische Herzschwäche: Störung der Füllungsphase bei Frauenherzen
Weibliche Herzen unterscheiden sich auch in Größe und Pumpleistung von
männlichen. Das spiegelt sich in der Form der Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) wider. Frauenherzen sind in der Regel kleiner, steifer
und weniger elastisch als männliche Herzen und können sich schlechter
dehnen und mit Blut füllen. Ausgeglichen wird das über eine höhere
Pumpleistung. Werden Frauen älter, nimmt dieser anatomische Effekt zu. So
verliert das Herz mit zunehmendem Alter an Größe, zum anderen kommt es in
den Wechseljahren neben Blutdrucksteigerungen auch zu einer vermehrten
Bildung von Bindegewebe im Herzen. Das Herz verliert weiter an
Elastizität. Diese Dehnungsstörung des Herzens wirkt sich als Störung der
Füllungsphase (Diastole) mit Blut aus. Diese sogenannte diastolische
Herzschwäche ist bei Frauen häufiger. „Frauen sollten – ebenso wie Männer
- bei Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit und einer Unfähigkeit, sich zu
belasten unbedingt zur Kardiologin oder zum Kardiologen und einen
Ultraschall des Herzens vornehmen lassen“, rät Prof. Dr. med. Vera Regitz-
Zagrosek, Kardiologin und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der
Deutschen Herzstiftung. Sowohl die diastolische Herzschwäche als auch die
Herzschwäche als Folge eines Herzinfarkts werden durch Risikofaktoren wie
Rauchen, Übergewicht, hohe Blutfettwerte (hohes LDL-Cholesterin), Diabetes
und Bluthochdruck sowie Schwangerschaftskomplikationen vor vielen Jahren
begünstigt. Frauen sollten daher diese Risikofaktoren für Herzinfarkt und
Herzschwäche durch einen aktiven und gesunden Lebensstil soweit möglich
bekämpfen und dies regelmäßig bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt
kontrollieren lassen. Auch sollten sie unklare Belastungszustände wie
Leistungsschwäche und Unwohlsein abklären lassen“, betont die
Seniorprofessorin „Gender in Medicine“ (GIM) an der Charité
Universitätsmedizin Berlin.

Bluthochdruck bei Frauen besonders nach der Menopause
Die Wechseljahre (Menopause) wirken sich auf die Entstehung des
Bluthochdrucks aus. In Deutschland haben über 20 Millionen Erwachsene
Bluthochdruck. Mehr als die Hälfte der 60- bis 69-jährigen Frauen haben
Bluthochdruck (4). Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, verdoppelt sich
ihr Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, weil der Östrogenspiegel im
Blut in der Menopause sinkt. Das weibliche Geschlechtshormon sorgt dafür,
dass die Gefäße elastisch bleiben, wirkt blutdrucksenkend und schützt vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei vielen Frauen in und nach den
Wechseljahren kommen Übergewicht, Ängste und Schlafstörungen als weitere
Risiken dafür hinzu, Bluthochdruck zu entwickeln. „Frauen sollten wachsam
für ihren Blutdruck sein und ihn regelmäßig beim Arzt messen lassen oder
ihn selbst messen“, rät Kardiologe Prof. Voigtländer und betont: „Ein
nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck ist eines der gefährlichsten
Risiken für Schlaganfall, Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.“ Info zur Blutdruckmessung: www.herzstiftung.de/blutdruck-
messen

Bluthochdruck bei jungen Frauen wegen „der Pille“ und in der
Schwangerschaft
Auch junge Frauen sind nicht vor einem Bluthochdruck gefeit. Fünf bis zehn
Prozent der Schwangeren entwickeln im Laufe der Schwangerschaft einen
Bluthochdruck. Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist der Hauptgrund von
Erkrankungen und Sterblichkeit sowohl der Mutter als auch des ungeborenen
und neugeborenen Kindes. In einer 2020 in „Hypertension“ veröffentlichten
Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (5) haben
Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass sich ein erhöhter Blutdruck
in der Schwangerschaft insbesondere auf den weiblichen Nachwuchs
überträgt. Frauen, die zur Verhütung „die Pille“ einnehmen, die eine
Kombination von Östrogen und Progesteron, enthält, können einen
Bluthochdruck entwickeln. Progesteron ist das in den Eierstöcken gebildete
Gelbkörperhormon, das vor allem den Menstruationszyklus, die
Schwangerschaft sowie die Entwicklung des Embryos regelt. „Ungefähr fünf
Prozent der Frauen, die ein solches Kombinationspräparat einnehmen,
reagieren mit einem bedeutsamen Blutdruckanstieg“, sagt die Kardiologin
Dr. med. Christa Bongarth vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung
und Ärztliche Direktorin der Klinik Höhenried. „Frauen, die die Pille
einnehmen und außerdem übergewichtig sind, tragen ein zwei- bis dreifach
hohes Risiko für Bluthochdruck.“ Liegen gleichzeitig mehrere
Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen oder Übergewicht vor, sollten
Frauen keine oralen Kontrazeptiva einnehmen, sondern andere
Verhütungsmethoden verwenden, so die Ärztin.

Achten Sie auf Ihr Herz! Herzstiftungs-ExpertInnen raten Frauen:
Risiko-Vorsorge

- Lassen Sie regelmäßig Blutdruck, Blutzucker, Körpergewicht und Blutfette
kontrollieren, z. B. beim regelmäßigen Check-Up bei der Hausärztin oder
dem Hausarzt. Frauen zwischen 18 und 34 Jahren können einmalig einen
Gesundheits-Check-up durchführen lassen. Ab dem 35. Lebensjahr ist die
ärztliche Gesundheitsuntersuchung alle drei Jahre möglich. Die Kosten
übernimmt die Krankenkasse.
- Achten Sie insbesondere im mittleren Lebensalter auf ein normales
Körpergewicht; seien Sie körperlich aktiv, essen Sie salzarm und gesund
mit viel Obst, Gemüse und wenig Fleisch, Fett und Zucker. Verzichten Sie
auf Alkohol und Zigaretten.

Herzschwäche

- Geraten Sie bei kleinen Belastungen in Atemnot und sind schnell
erschöpft, bitten Sie Ihren Arzt, einen Ultraschall des Herzens
vorzunehmen.
- Erbitten Sie beim Arzt eine Blutuntersuchung. Eisenmangel kann ein Indiz
für eine Herzschwäche sein. Außerdem sind bei der Herzschwäche zwei
wichtige Marker, die natriuretischen Peptide ANP und BNP, erhöht. Wichtig:
Bei Frauen sind auch leicht erhöhte Werte Warnzeichen.

Medikamente

- Fragen Sie Ihren Arzt, ob die empfohlene Arznei an Frauen erprobt worden
ist und ob spezielle Dosierungen angeraten sind.
- Frauen benötigen niedrigere Dosen von ACE-Hemmern und Betablockern als
Männer. Digitalis verursacht möglichweise mehr Komplikationen.
- Einige Bluthochdruckmedikamente wie etwa ACE-Hemmer oder Sartane dürfen
in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden.
- Die Gabe von Arzneien gegen Herzrhythmusstörungen sollte gut mittels EKG
überwacht werden.
- Ändern Sie bei möglichen Nebenwirkungen eines Medikamentes nicht auf
eigene Faust die Dosis oder setzen es ab, sondern sprechen Sie mit Ihrem
Arzt.

Bluthochdruck

- In den Wechseljahren sollten Sie regelmäßig den Blutdruck vom Arzt
kontrollieren lassen oder selbst messen.
- In der Menopause kann eine Hormonersatztherapie den Blutdruck positiv
beeinflussen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über seine Empfehlung.
- Im Falle einer Schwangerschaft sollten Sie, wenn Sie Bluthochdruck haben
oder gefährdet sind, einen zu entwickeln, engmaschig Ihren Arzt aufsuchen
und sich je nach Höhe des Blutdruckes medikamentös behandeln lassen.
- Der Bluthochdruck während der Schwangerschaft kann ohne Komplikationen
bleiben – es kann aber auch zu einer gefährlichen Präeklampsie kommen.
Davon betroffen sind vor allem Erstgebärende, Vielgebärende und Frauen mit
Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, vorbestehendem
Bluthochdruck und dem sog. Antiphospholipidsyndrom (APS). Gehören Sie zu
den genannten Fällen, lassen Sie sich engmaschig von Ihrem Arzt betreuen.
- Hatten Sie in einer zurückliegenden Schwangerschaft Bluthochdruck oder
sogar eine Präeklampsie, sollten Sie auf einen gesunden Lebensstil achten
und sich mindestens einmal im Jahr vom Hausarzt untersuchen lassen.
- Haben Sie bereits erhöhten Blutdruck, leiden an Übergewicht und rauchen,
sollten Sie nicht „die Pille“ nehmen, sondern eine andere
Verhütungsmethode verwenden.

(wi/weg/akl)

Service

Podcast mit Nele Neuhaus: Der „imPULS“-Podcast mit Nele Neuhaus
„Alarmstufe Rot – Warum gerade Frauen mehr auf ihr Herz achten sollten“
ist abrufbar unter www.herzstiftung.de/alarmstufe-rot-frauenherzen

Infos zu Frauenherzen und Herzinfarkt-Alarmzeichen: Rund um die
Herzgesundheit von Frauen informiert die Herzstiftung mit zahlreichen
Infos unter www.herzstiftung.de/frauenherzen und über die Herzinfarkt-
Warnsignale unter www.herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-symptome

Ratgeber: Der Ratgeber „Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche – was ist
bei Frauen anders?“ (20 Seiten) kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter
Telefon (0 69) 955128-400 und unter www.herzstiftung.de/bestellung
angefordert werden.

Bildmaterial zu Herzinfarkt-Warnzeichen und Ratgeber kann angefordert
werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Literatur:
(1) Statistisches Bundesamt (Destatis), 2022, (Stand: 01.02.2023):
(2) ESC-Mitteilung vom 3. März 2019: Women call ambulance for husbands
with heart attacks but not for themselves, https://www.escardio.org/The-
ESC/Press-Office/Press-releases/Women-call-ambulance-for-husbands-with-
heart-attacks-but-not-for-themselves

(3) Ladwig KH et al., Comparison of Delay Times Between Symptom Onset of
an Acute ST-elevation Myocardial Infarction and Hospital Arrival in Men
and Women <65 Years Versus ≥65 Years of Age.: Findings From the
Multicenter Munich Examination of Delay in Patients Experiencing Acute
Myocardial Infarction (MEDEA) Study.Am J Cardiol. 2017 Dec
15;120(12):2128-2134. doi: 10.1016/j.amjcard.2017.09.005.
(4) https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_19158.html
(5) Birukov A. et al. (2020): Blood Pressure and Angiogenic Markers in
Pregnancy. doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.13966

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