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Wer Bluthochdruck rechtzeitig diagnostiziert und behandelt, senkt effektiv
die hohe Last an Herz- und Gefäßerkrankungen. Bluthochdruck zu
diagnostizieren, ist im Prinzip sehr leicht. Denn Blutdruckmessungen geben
einen guten Anhaltspunkt. Doch nur wenige Menschen nehmen die Messangebote
in Praxen oder Apotheken wahr. Am aussagekräftigsten ist ohnehin die
Selbstmessung zu Hause. Doch die wird, wenn überhaupt, nur von Menschen
mit bestätigter Bluthochdruckdiagnose durchgeführt. Die
Blutdruckselbstmessung sollte daher als wichtige Vorsorgemaßnahme
bekannter gemacht werden, so die Forderung der Deutschen Hochdruckliga,
die dabei auf politische Unterstützung hofft.

Mit dem Impulspapier „Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen“ vom 5. Oktober 2023 [1] lenkt das
Bundesgesundheitsministerium den Fokus auf Krankheiten des Herz-Kreislauf-
Systems und unterbreitet Vorschläge für eine verbesserte Prävention.
Allein ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland gehen auf ihr Konto,
hinzu kommt: Mit rund 57 Milliarden Euro verursachten Krankheiten des
Kreislaufsystems im Jahr 2020 die höchsten Kosten für das
Gesundheitssystem. In dem Papier des Ministeriums wird daher der Ausbau
von Präventionsmaßnahmen vorgeschlagen und in diesem Kontext auch das
Potenzial der Blutdruckmessung betont.
Zum einen wird auf die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über
die Gesundheitsuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten verwiesen.
In den „Check-up-Untersuchungen“ bei Erwachsenen hat die Blutdruckmessung
bereits einen fest verankerten Platz. Nun soll sie auch in die
Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen implementiert
werden. Darüber hinaus wird in dem Papier angeregt, Apotheken im Rahmen
von Vorfelduntersuchungen zu den Check-ups einzubinden und auch dort –
neben anderen Früherkennungstests – Blutdruckmessungen durchführen zu
lassen.

Diese Vorhaben unterstützt die Deutsche Hochdruckliga. „Die
Blutdruckmessung ermöglicht ein sehr effektives Screening. Sie ist relativ
kostengünstig und kann viele Fälle von Bluthochdruck aufdecken, dessen
Dunkelziffer noch immer hoch ist. Da ein unbehandelter Bluthochdruck
gefährliche kardiovaskuläre Erkrankungen nach sich zieht, ist die
Blutdruckmessung als Ausgangspunkt zentral für jedes Bemühen, die Rate an
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Wer Bluthochdruck rechtzeitig
diagnostiziert und behandelt, senkt effektiv die hohe Last an Herz- und
Gefäßerkrankungen. Die Deutsche Hochdruckliga steht hier mit Rat und Tat
zur Seite – sie hat bereits vor Jahren damit angefangen, auch das
Apothekenpersonal in Sachen Blutdruckmessung zu schulen“, erklärt Prof.
Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Hochdruckliga. „Doch noch wichtiger ist die regelmäßige
Blutdruckselbstmessung.“

Warum ist die regelmäßige Selbstmessung zu Hause wichtig?
Für Menschen, die an einer arteriellen Hypertonie leiden und
blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, ist die regelmäßige Selbstmessung
obligat und gehört zu den wichtigen Therapieempfehlungen: Nur so kann
sichergestellt werden, dass die Medikamente optimal eingestellt sind.

Doch auch für die Erstdiagnose hat die Selbstmessung eine hohe Bedeutung,
wie auch in den aktuellen Leitlinien der European Society of Hypertension
[2] dargelegt wird. Sie kann bluthochdruckbedingte Organschäden,
kardiovaskuläre Folgekrankheiten und sogar die kardiovaskuläre Mortalität
besser vorhersagen als die Messungen in der Praxis, da gerade auch die
Blutdruckvariabilität eine prognostische Aussagekraft hat. Darüber hinaus
können durch die regelmäßigen Heimmessungen auch die Weißkittelhypertonie
und die sog. maskierte Hypertonie entlarvt werden. Bei Erstgenannter sind
die Blutdruckwerte nur in der Arztpraxis erhöht, aber sonst eher nicht –
bei der maskierten Hypertonie handelt es sich um das gegenteilige
Phänomen: Die Ärztin/der Arzt misst normale Werte, aber außerhalb des
Praxisumfelds (oft auch nachts) sind die Werte dauerhaft erhöht. „Problem
ist, dass diese Form des Bluthochdrucks bei alleinigen Praxismessungen
nicht erkannt und behandelt wird und die Betroffenen dann ein hohes
kardiovaskuläres Risiko haben. Daher ist die regelmäßige Messung zu Hause
nicht nur ein Tool für das Therapiemonitoring von Menschen mit
diagnostiziertem Bluthochdruck, sondern auch für das Erkennen der
ansonsten stummen Erkrankung“, betont Prof. van der Giet.

Denn wie der Experte weiter erklärt, führt Bluthochdruck meistens zu
keinerlei Beschwerden und selbst Symptome wie Schwindel oder Kopfschmerzen
werden oft auf andere Ursachen, wie z. B. Überarbeitung oder Stress,
zurückgeführt. Die eigentliche Ursache bleibt dann über eine lange Zeit
unerkannt und unbehandelt. Die Blutdruckmessung zu Hause sollte daher nach
Ansicht der Deutschen Hochdruckliga als wichtige Vorsorgemaßnahme
bekannter gemacht werden – „hier ist auch die Gesundheitspolitik gefordert
und wir hoffen, dass sich das Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung
in der Medizin (BIPAM), das derzeit aufgebaut wird, dieser Aufgabe
annehmen wird“, erklärt Prof. van der Giet.

Selbst Blutdruck messen – so geht’s!
Die Messung zu Hause ist also wichtig, muss aber auch korrekt durchgeführt
werden. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei ein zuverlässiges Messgerät,
die Deutsche Hochdruckliga hält eine Liste aller durch sie zertifizierten
Geräte vor [3]. Darüber hinaus bietet die Deutsche Hochdruckliga Material,
das die Messung anschaulich erklärt – vom Erklärvideo [4] über das
Infoblatt „Richtig messen in 5 Schritten“ bis hin zu einer Kurzanleitung
im „Blutdrucktagebuch“ (im Anhang dieser Pressemeldung als PDF).

Wichtig zu wissen ist, dass eine Blutdruckmessung nicht jeden Tag
durchgeführt werden muss, auch nicht von Menschen, die an Bluthochdruck
erkrankt sind. Es reicht, einmal pro Monat an sieben aufeinanderfolgenden
Tagen zu messen, morgens und abends jeweils zwei Messungen. Dann soll aus
allen Werten (die Messungen von Tag 1 sollen verworfen werden, da sie
meist höher liegen) der Mittelwert berechnet werden. Liegt er unter dem
Zielwert, ist alles in Ordnung, liegt er darüber, sollte ärztlicher Rat
eingeholt werden.

Der Zielwert liegt lt. ESH-Leitlinie [2] bei älteren Menschen ab 65 Jahren
unter 140/80 mm Hg und bei Menschen zwischen 18 und 64 Jahren unter 130/80
mm Hg. Diese in den Leitlinien angegebenen Werte beziehen sich immer auf
die Messung in der Arztpraxis. Wer zu Hause misst, muss von beiden Werten,
dem oberen und dem unteren, jeweils 5 mm Hg abziehen.

„Mit der einen ‚Messwoche‘ pro Monat gibt die Leitlinie eine
alltagstaugliche Empfehlung, auch die Orientierung an einem Mittelwert aus
allen Messungen ist pragmatisch und sorgt dafür, dass ‚Ausreißer‘ nicht
überbewertet werden. Wir hoffen, dass viele Menschen dieser Empfehlung
folgen und auch die Gesundheitspolitik an die regelmäßige Messung
erinnert“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga
abschließend.

[1] https://www.bio-m.org/fileadmin/Webdata/digimed/Dokumente/2023-11-08
-hke-impuls-d.pdf

[2] Mancia G et al. 2023 ESH Guidelines for the management of arterial
hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension
of the European Society of Hypertension: Endorsed by the International
Society of Hypertension (ISH) and the European Renal Association (ERA). J
Hypertens. 2023 Dec 1;41(12):1874-2071. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480.
Epub 2023 Sep 26. PMID: 37345492.
[3] https://www.hochdruckliga.de/betroffene/blutdruckmessgeraete
[4] https://www.youtube.com/watch?v=YwYG_eiTn6s