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Im Januar fand im geschichtsträchtigen Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin
eine außergewöhnliche Fortbildung statt, bei der angehende
Herzchirurg:innen gemeinsam mit Spezialkräften der Bundespolizei über 36
Stunden für den "täglichen Ernstfall im OP" trainierten.

Die Veranstaltung, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-,
Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in Kooperation mit der
Bundespolizeidirektion 11 (BPOLD 11), bot 16 Teilnehmenden aus
verschiedenen Herzzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz die
Möglichkeit zur Selbsterfahrung ihrer Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit
über 36-Stunden. Gefragt waren neben den herzchirurgischen Fähigkeiten vor
allem die Softskills Durchhaltevermögen, Präzision, Entschlossenheit und
Leidenschaft für den Beruf.

Strong GermaN HeaRTS*: Ein einzigartiges Training für Herzchirurg:innen
Der markante Titel des Kurses, Spezialkräftetraining Strong GermaN HeaRTS,
impliziert die Kooperation, wurde bereits zum zweiten Mal erfolgreich
durchgeführt* und stammt aus der Initiative von Prof. Dr. Torsten Doenst,
Vizepräsident der DGTHG. Gemeinsam mit seinem Team und der
Fachgesellschaft gründete er das herzchirurgische Forschungsnetzwerk
www.germanhearts.de. Obwohl grundlegende Änderungen der Arbeitsbedingungen
die früher üblichen Mehrtagesdienste mit wenig Schlaf abgelöst haben,
schafft dieses Training eine einzigartige Gelegenheit, in der
Herzchirurg:innen unter Stresssituationen weiterhin Spitzenleistung
erbringen müssen. „In unserem Kurs besteht kein Wettbewerb untereinander.
Die Teilnehmenden werden wiederholt und individuell mit psychologischen
und herzchirurgischen Tests auf die individuelle Leistungsfähigkeit
geprüft," erklärt Prof. Doenst.
Als Trainerteam standen acht erfahrene Herzchirurg:innen zur Verfügung die
die Teilnehmenden individuell betreuten. Überdies boten drei Coaches
Workshops zu den Themen (Krisen-)Kommunikation, Work-Life-Balance, Werte
und Generationswechsel an, die von den Teilnehmenden als unterstützend und
wertvoll bewertet wurden. „Das sind Skills, die Ärztinnen und Ärzten im
Medizinstudium kaum vermittelt werden. Als herzchirurgische
Fachgesellschaft möchten wir mit solchen Fortbildungsangeboten einen
Beitrag zur Qualifikation angehender Führungskräfte leisten“, betont Dr.
Andreas Beckmann, Geschäftsführer der DGTHG.

Die perfekte Verbindung: Herzchirurg:innen und Bundespolizei
Die Zusammenarbeit mit der BPOLD 11 brachte eine faszinierende Dynamik in
das Training. Die Spezialkräfte der Bundespolizei brachten ihre
Erfahrungen in Teamplay, Führungsverantwortung und individuelle Leistung
unter besonderen Stresssituationen ein. „Als Spezialkräfte der
Bundespolizei sind wir für den Schutz und die Rettung von Menschenleben
zuständig – und dies in herausfordernden Situationen. Dafür gehen wir an
unsere Leistungsgrenze und perfektionieren unsere Profession durch
ständiges Training“, betont Olaf Lindner, Präsident der BPOLD 11. „Ich
freue mich daher sehr, mit unserer Kompetenz und unseren Fähigkeiten einen
Beitrag zur Patientensicherheit in der Herzmedizin leisten zu können." Das
Lernen von anderen Hochleistungsberufen, von denen überdurchschnittliches
Engagement und Entschlossenheit abverlangt werden, ist ein wertvoller
„Blick über den Tellerrand“, vom dem die Herzchirurgie und die
Teilnehmenden profitieren“, so die DGTHG.

Erfolgreicher Abschluss und positive Resonanz mit dem Fazit: müde &
glücklich
Die Resonanz der Teilnehmenden auf die Veranstaltung war überwältigend.
Das Fazit aller: „Wir sind müde und glücklich, die eigenen Grenzen zu
kennen, und über diese ein Stück weit hinauszugehen, war eine wertvolle
Erfahrung.“ Alle schlossen den Kurs erfolgreich ab, und die operative
Leistung wurde trotz des Schlafentzugs nicht beeinträchtigt, so eine erste
Auswertung der durchgeführten Tests. Die Verantwortlichen ziehen gemeinsam
das Fazit, dass der heutige Nachwuchs leistungsfähig, hoch motiviert und
bereit ist, Spitzenleistungen zu erbringen. Dieser Kurs ist ein kleiner
Beitrag für die Sicherheit in Herz-OPs.