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Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren verlangen für Frauenherzen
besondere Aufmerksamkeit. Welche Risikofaktoren für Herz und Kreislauf
rücken besonders in den Fokus der Herzmedizin? Und wie schützen sich
Frauen bereits vor der Menopause? Herzstiftung klärt auf

Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden bei Frauen immer noch unterschätzt,
dabei sind diese Erkrankungen mit rund 190.700 Sterbefällen im Jahr 2022
die häufigste Todesursache bei Frauen. Am häufigsten sterben Frauen an der
chronischen koronaren Herzkrankheit (KHK) mit rund 34.900 Gestorbenen
(2022).  An Herzinsuffizienz starben 22.900 Frauen, an Hypertensiver
Herzkrankheit („Hochdruckherz“) rund 17.200 und an Herzinfarkt, der längst
keine „Männerkrankheit“ darstellt, rund 18.900 Frauen (1). „Auch für
Frauen sind Herzerkrankungen wie Koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder
Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und Vorhofflattern der häufigste
Grund für Krankenhauseinweisungen und vorzeitigen Tod. Nur dass diese
Erkrankungen bei ihnen aufgrund des hormonellen Schutzes meist etwa zehn
Jahre später als bei Männern auftreten“, warnt die Kardiologin Prof. Dr.
med. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen
Herzstiftung. Für Frauen gelten dieselben Risikofaktoren für Herz- und
Gefäßerkrankungen wie für Männer:  Bluthochdruck, Diabetes,
Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht sowie Lebensstilfaktoren wie
Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Stress sowie ungenügend
oder unregelmäßiger Schlaf. „Kommen Frauen in die Wechseljahre können die
hormonellen Veränderungen die Risikokonstellation für Herz und Gefäße
zusätzlich verschärfen“, betont die Chefärztin der Klinik für Kardiologie,
Angiologie und Pneumologie am Marienhospital Wesel. Auch können
Herzerkrankungen und ihre Komplikationen wie der Herzinfarkt in der
Symptomatik und in ihrer Entstehung je nach Geschlecht verschieden sein.
„Auf Besonderheiten wie diese müssen wir Frauen verstärkt aufmerksam
machen und für gezielte Vorsorge-Maßnahmen sensibilisieren“, so die
Kardiologin anlässlich der Initiative Go Red for Women® der US-
amerikanischen Herzgesellschaft (American Heart Association, AHA) mit
Aktionen am 2. Februar rund um die Herzgesundheit bei Frauen. Die
Herzstiftung nimmt die Initiative der AHA zum Anlass, um auch hierzulande
Frauen für ihr Herz zu sensibilisieren, mit Infos unter
https://herzstiftung.de/frauenherzen

Die Gendermedizin beschäftigt sich gezielt mit der Erforschung von
geschlechterbezogenen kardiologischen Unterschieden: zum Beispiel bei
Krankheitssymptomen, beim Stoffwechsel, dem Hormon-, Immun- oder dem
Gefäßsystem sowie den Unterschieden hinsichtlich des Alters und der
Genetik. Medikamente können je nach Geschlecht anders wirken und bestimmte
Eingriffe im Ergebnis verschieden ausfallen. Über solche Unterschiede und
ihre Wechselwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sowie weitere wichtige
Themen rund um die Herzgesundheit bei Frauen informiert die Herzstiftung
auch in Form von Ratgebern und Podcasts die kostenfrei unter Tel. 069
955128-400 angefordert bzw. unter https://herzstiftung.de/podcasts
abgerufen werden können.

Risiko durch Bluthochdruck besonders nach der Menopause
Die Wechseljahre (Menopause) wirken sich unterschiedlich auf die
kardiovaskuläre Gesundheit bei Frauen aus. Beispiel Bluthochdruck: In
Deutschland haben nach Angaben der AOK (WIdO) rund 10,5 Millionen Frauen
Bluthochdruck (2). Kommen Frauen in die Wechseljahre, verdoppelt sich ihr
Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, weil der Östrogenspiegel im
Blut in der Menopause sinkt. Das weibliche Geschlechtshormon sorgt dafür,
dass die Gefäße elastisch bleiben, wirkt blutdrucksenkend und schützt vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig steigt der Spiegel des Hormons
Testosteron. Das führt unter anderem dazu, dass Frauen verstärkt in der
Bauchregion Fett einlagern. Die Gefahr dabei: Bauchfett produziert selbst
Hormone, die den Appetit anregen und damit dafür sorgen, dass Frauen
zunehmen. Auch lassen diese Hormone den Blutdruck steigen. Bei vielen
Frauen in und nach den Wechseljahren kommen neben dem Übergewicht Ängste
und Schlafstörungen als weitere Risiken dafür hinzu, Bluthochdruck zu
entwickeln. „Frauen sollten deshalb wachsam für ihren Blutdruck sein und
ihn regelmäßig beim Arzt messen lassen oder ihn selbst messen“, rät die
Kardiologin Prof. Tiefenbacher. Denn ein nicht ausreichend behandelter
Bluthochdruck ist eines der gefährlichsten Risiken für Schlaganfall,
Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über die
Hormonersatztherapie und Bluthochdruck informiert die Herzstiftung unter
https://herzstiftung.de/frauen-bluthochdruck

Bluthochdruck bei jungen Frauen wegen „der Pille“
Auch junge Frauen sind nicht vor einem Bluthochdruck gefeit. Fünf bis zehn
Prozent der Schwangeren entwickeln im Laufe der Schwangerschaft einen
Bluthochdruck. Auch Frauen, die zur Verhütung „die Pille“ einnehmen, die
eine Kombination von Östrogen und Progesteron, enthält, können einen
Bluthochdruck entwickeln. Progesteron ist das in den Eierstöcken gebildete
Gelbkörperhormon, das vor allem den Menstruationszyklus, die
Schwangerschaft sowie die Entwicklung des Embryos regelt. Expertenangaben
zufolge reagieren ungefähr fünf Prozent der Frauen, die ein solches
Kombinationspräparat einnehmen, mit einem bedeutsamen Blutdruckanstieg.
Frauen, die die Pille einnehmen und außerdem übergewichtig sind, tragen
ein zwei- bis dreifach hohes Risiko für Bluthochdruck. „Liegen
gleichzeitig mehrere Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen oder
Übergewicht vor, sollten Frauen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über
andere Verhütungsmethoden sprechen und keine oralen Kontrazeptiva
einnehmen“, rät Prof. Tiefenbacher.

Vorsicht bei Schlafstörungen während und nach der Menopause
Ein gesunder Schlaf wirkt wie ein Medikament: Während der Nachtruhe erholt
sich der Körper, Stoffwechselprozesse wie der Fett- und Zuckerstoffwechsel
werden reguliert, das Immunsystem gestärkt und auch der Blutdruck wird in
dieser Ruhephase langfristig konstant gehalten. Bei Frauen kann es während
und nach den Wechseljahren verstärkt zu Schlafstörungen kommen, die das
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Die AHA weist mit Blick
auf die Studienlage darauf hin (3), dass etwa die Hälfte der Frauen in den
Wechseljahren von Schlafproblemen berichten. Eine aktuelle
Registerauswertung mit rund 290 Frauen (Alter 45 bis 55 Jahre) kommt zu
ähnlichen Ergebnissen. Laut AHA berichteten knapp 80 Prozent der Befragten
von einer schlechten Schlafqualität, die Hälfte von Schlafstörungen. Die
(vorläufige) Auswertung zeigte, dass häufiger diejenigen Frauen unter
einer schlechten Schlafqualität litten, die gerade in die Wechseljahre
gekommen waren oder sie gerade hinter sich hatten, im Vergleich zu jenen,
die noch nicht in den Wechseljahren waren. Die Untersuchung (4) ergab auch
einen Zusammenhang zwischen schlechter Schlafqualität und schlechter
Herzgesundheit, dem Vorhandensein einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA),
bei der es während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern kommt, sowie
einer ungesunden Ernährung. So hatten Frauen mit Zeichen von
Schaflosigkeit einen schlechteren Body Mass Index (BMI). Bei
Teilnehmerinnen mit einem Risiko für OSA waren neben einem schlechteren
BMI zudem Blutdruck- und Blutzucker-Werte schlechter als bei anderen
Frauen.
„Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum verursachen Stress, der
wiederum wichtige Stoffwechselprozesse stört. Das wirkt sich negativ auf
die kardiovaskuläre Gesundheit und andere Lebensstilfaktoren aus. Frauen
mit Schlafproblemen sollten diese nicht auf ihren dicht gedrängten Alltag
mit Beruf und Familie schieben, sondern bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt
direkt ansprechen“, rät die Herzspezialistin aus dem Vorstand der
Herzstiftung. Umgekehrt lassen sich mit Hilfe von Lebensstilmaßnahmen wie
regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung solche Risikofaktoren wie
Übergewicht und Bluthochdruck günstig beeinflussen, die eine OSA
verursachen und so die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
Die Herzstiftung empfiehlt Frauen daher generell und besonders noch bevor
es mit den Wechseljahren losgeht, die acht Schritte für ein gesundes Herz
in Angriff zu nehmen: https://herzstiftung.de/acht-tipps

Herzinfarkt-Warnsignale: Symptome werden verschieden wahrgenommen
Wegen der weiblichen Hormone sind Frauen bis zu den Wechseljahren weniger
durch den Herzinfarkt gefährdet, der Herzinfarkt tritt bei ihnen fünf bis
zehn Jahre später auf als bei Männern. „Bei Frauen über 65 Jahren steigt
das Herzinfarktrisiko. Doch auch jüngere Frauen zwischen 40 und 50 sind
der Gefahr ausgesetzt – vor allem dann, wenn in der Familie häufig Herz-
Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind oder wenn ein ungesunder
Lebensstil durch Bewegungsmangel, Rauchen, Übergewicht, Dauerstress oder
von außen zugeführte Hormone wie die ,Pille‘ das Infarktrisiko erhöhen“,
betont Prof. Tiefenbacher. Es gibt Besonderheiten beim Herzinfarkt, auf
die Frauen unbedingt achten sollten. Der Herzinfarkt bei Frauen ist anhand
der Symptome oftmals nicht so klar zu erkennen wie bei Männern. „Häufiger
als bei Männern können bei Frauen weniger eindeutige Symptome auftreten,
etwa Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit,
Angstzustände, Schweißausbruch, Übelkeit oder Erbrechen, Schmerzen im
Oberbauch oder im Rücken“, erklärt Prof. Tiefenbacher. Bei Frauen kommt es
häufig vor, dass der typische Brustschmerz als Hauptsymptom des
Herzinfarkts nicht im Vordergrund steht wie bei den Männern, sondern
andere Symptome. Infos: https://herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-
symptome

Herzstiftung rät zum Vorsorge-Checkup ab 40 Jahren
Frauen sollten, ebenso wie Männer, ihr Risiko für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen bei Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren – bei familiärer
Vorbelastung früher - checken lassen, rät die Deutsche Herzstiftung. Das
könne der regelmäßige Gesundheits-Check-up bei Hausärztin oder Hausarzt
sein, der ab 18 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre erfolgt
(wird von der Krankenkasse bezahlt) und der neben der Blutdruckmessung
auch Blutzucker- und Blutfettwerte wie LDL-Cholesterin erfasst. Darüber
hinaus erlauben es etwa Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern oder
der Becken- und Beingefäße, frühzeitig Gefäßverkalkungen zu erkennen, die
für die Betroffenen noch ohne Symptome sind. Das EKG in Ruhe und unter
Belastung sowie die Ultraschalluntersuchung des Herzens ergänzen das
Untersuchungsspektrum.

Quellen:

(1) Destatis – Statistisches Bundesamt:  Todesursachen Anzahl der
Gestorbenen nach Kapiteln der ICD-10 und nach Geschlecht für 2022:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-
Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/gestorbene_anzahl.html?nn=210776
(2) Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK
(WIdO) Bluthochdruck in Deutschland 2023.
(3) American Heart Association, Sleep problems linked to heart health
risks during and after menopause (PM der AHA vom 4. Dez. 2023):
https://www.heart.org/en/news/2023/12/04/sleep-problems-linked-to-heart-
health-risks-during-and-after-menopause

(4) American Heart Association, Scientific Session 2023- Associations
Between Multiple Dimensions of Poor Sleep and Life’s Essential 8
Cardiovascular Health Score During the Menopausal Transition: Findings
From the AHA Research Goes Red Weight Study (12. Nov. 2023):
https://www.abstractsonline.com/pp8/?_ga=2.252499981.569559676.1693429947-1069604919.1693247687#!/10871/presentation/9760

Service
Herzstiftungs-Podcast imPULS – Wissen für Ihre Gesundheit: „Warum
Frauenherzen anders sind – und anders behandelt werden müssen“- Ein
Gespräch mit Prof. Sandra Eifert: https://herzstiftung.de/service-und-
aktuelles/podcasts/frauen-herzerkrankungen


Infos zu Frauenherzen und Herzinfarkt-Alarmzeichen:
Rund um die Herzgesundheit von Frauen informiert die Herzstiftung mit
zahlreichen Infos unter www.herzstiftung.de/frauenherzen und über die
Herzinfarkt-Warnsignale unter https://herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-
symptome

Ratgeber: Der Ratgeber „Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche – was ist
bei Frauen anders?“ (20 Seiten) kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter
Telefon (0 69) 955128-400 und unter www.herzstiftung.de/bestellung
angefordert werden.
Bildmaterial zu Herzinfarkt-Warnzeichen und Ratgeber kann angefordert
werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!