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Auch wenn das Risiko eines schweren Verlaufs bei einer COVID-19 Erkrankung
deutlich gesunken ist, erkranken derzeit nach wie vor täglich viele
Menschen in Deutschland an dem Virus. Inzwischen gibt es eine große Anzahl
an Publikationen und Therapiestudien zur Behandlung von an COVID-19
Erkrankten. Um einen guten Überblick über die Therapieempfehlungen
behalten zu können, haben Vertreter von 17 Fachgesellschaften sowie
Patientenvertreter die Leitlinie zur Therapie von COVID-19 aktualisiert.

Federführend beteiligt war neben der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auch die Deutsche
Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin
(DGIIN), die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
(DGP) sowie die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Gesicherte Erkenntnisse und strukturiertes, sicheres Management von
COVID-19

Die aktualisierte Leitlinie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf
der Erkrankung von der ambulanten Therapie bis zur Behandlung im
Krankenhaus. „Nach wie vor werden täglich Hunderte neue wissenschaftliche
Arbeiten zu COVID-19 publiziert. Die vorliegende Leitlinie bezieht nun
alle neuen und gesicherten Erkenntnisse mit ein und ist für ein
strukturiertes, sicheres und ressourcenschonendes Management von
COVID-19-Patientinnen und Patienten in Praxis und Krankenhaus
unerlässlich“, sagt Professor Stefan Kluge, Koordinator der Leitlinie und
Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-
Eppendorf. Da an der Erstellung alle an der Therapie beteiligten
Fachgruppen mitgewirkt haben, enthält die Leitlinie eine
fächerübergreifende Betrachtung.

„Die stetige Aktualisierung der Leitlinie zur Therapie von Patienten mit
COVID-19 ist sehr wichtig“, betont Prof. Gernot Marx, Vizepräsident der
DIVI und Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und
Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen. „Nur so können wir auch
die neusten Erkenntnisse aus der Forschung ans Bett unserer Patienten
bringen." Da es sich um eine relativ neue Erkrankung handele, müsse und
werde hier weiterhin sehr viel geforscht.

Generell betont Marx allerdings, gehöre die Behandlung von Corona-
Erkrankten auch auf Intensivstationen mittlerweile neben vielen anderen
Erkrankungen zum Alltag.

Aktualisierte Empfehlungen zu zahlreichen Medikamenten

Die medikamentöse Therapie von COVID-19-Patienten nimmt in der
aktualisierten Leitlinienfassung einen besonderen Stellenwert ein. So
enthält sie aktualisierte Empfehlungen zu zahlreichen Medikamenten. „Wir
gehen in der Leitlinie ausführlich auf die derzeit eingesetzten
Medikamente ein. Die Leitlinie stellt klar heraus, dass bei Patienten mit
einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf eine medikamentöse
Frühtherapie erfolgen sollte“, so Professor Christoph Spinner, Vertreter
der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Mithilfe der Förderung durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen
Bundesausschusses (G-BA) und der Unterstützung des AWMF-Instituts für
Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi), konnten die Autoren erneut
wichtige therapeutisch relevante Fragestellungen mit systematischen
Evidenzsynthesen hinterlegen. „Die Sichtung der Literatur und die
systematischen Evidenzsynthesen waren Grundlage für die konsentierten
Empfehlungen in der Leitlinie“, so Professor Nicole Skoetz, Professorin
für Öffentliches Gesundheitswesen an der Medizinischen Fakultät der
Universität zu Köln.

Leitlinie empfiehlt intensivierte Antikoagulation zu erwägen

Professor Florian Langer von der Deutschen Gesellschaft für Thrombose und
Hämostaseforschung (GTH) weist auf die Notwendigkeit einer adäquaten
Thromboseprophylaxe mit Heparin bei hospitalisierten Patienten hin: „In
den ersten Wellen der Pandemie haben wir viele Erkrankte mit Thrombosen
und Lungenembolien gesehen. Die Leitlinie empfiehlt hierzu, bei im
Krankenhaus behandelten COVID-19-Patienten mit moderater
Krankheitsaktivität und erhöhtem Risiko für einen schweren
Krankheitsverlauf eine intensivierte Antikoagulation zu erwägen, also die
Gabe von Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung in einer höheren als
sonst üblichen Dosierung.“

Empfehlungen für ambulante wie auch stationäre Behandlung

Die Leitlinie umfasst Empfehlungen über den gesamten Verlauf der
ambulanten und stationären Behandlung. Von der Diagnostik über die
Therapie bis hin zum weiteren Krankheitsverlauf. Darüber hinaus beinhaltet
sie viele andere Aspekte wie Besonderheiten bei intensivmedizinischen
Patientinnen und Patienten, beispielsweise zur Wachbauchlagerung sowie
hygienische, ethische und palliativmedizinische Aspekte.

Die vorliegende Aktualisierung wird unter dem Projekt „S3Cov19live –
Living Guideline: Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19“
(Förderkennzeichen: 01VSF2300) durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen
Bundesausschusses für den Zeitraum 01.08.2023 bis 31.07.2026 gefördert.

Interessierte können die S3-Leitlinie auf der Website der AWMF abrufen:
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html

Federführend:
•       Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und
Notfallmedizin (DGIIN)
•       Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (DIVI)
•       Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
•       Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI)

Unter Mitwirkung von:
•       Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
(DGAI)
•       Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM)
•       Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (GTH)
•       Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
•       Deutscher Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council;
GRC)
•       Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
•       Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
•       Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
•       Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
•       Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
•       Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP)
•       Deutsche Gesellschaft für Angiologie (DGA)
•       Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
•       Patientenvertretung (individueller Betroffener)

Originalpublikation:
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html