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Forschungsteam entdeckt neue Rolle der Fibroblasten für Gelenke

Fibroblasten galten lange Zeit als rein strukturgebende Zellen im
menschlichen Körper. Sie waren deshalb als Angriffspunkt zur Therapie von
rheumatischen Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis
uninteressant. Ein internationales Team unter Leitung von Prof. Dr.
Andreas Ramming und der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und
Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Uniklinikums Erlangen
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte nun
zeigen, dass Fibroblasten sehr aktiv zur Gelenkzerstörung beitragen;
umgekehrt aber auch Entzündungen im Gelenk aktiv aufzulösen. Diese
vielfältigen Funktionen von Fibroblasten im Gelenk revolutioniert den
Blick auf diese Zellen und ihr Potenzial für neue therapeutische Ansätze.

Möglich wurde dieser revolutionäre Blick auf Fibroblasten durch den
Einsatz moderner Bildgebung. In Zusammenarbeit mit der
Nuklearmedizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Torsten Kuwert) wurde die
Aktivität von Fibroblasten mittels neuartiger Positronen-Emissions-
Tomographie (PET) bei Rheumapatient/-innen sichtbar gemacht. Sogenannte
FAPis (Fibroblast Activation Protein-Inhibitoren) wurden hierfür als
Tracer gespritzt. FAPis lagern sich an aktivierte Fibroblasten und können
so die jeweilige Aktivität der Fibroblasten im Gelenk anzeigen. „Sehen wir
ein starkes FAPi-Signal im PET ist Gefahr in Verzug. Wir müssen zügig
behandeln, um einen Gelenkschaden zu vermeiden. Zeigt sich hingegen die
Entzündung ohne FAPi-Signal haben wir mehr Zeit und können mildere
Therapieansätze einsetzen“, erläutert Prof. Ramming die Studienergebnisse.

Durch gezielte Gewebeentnahmen wurden im nächsten Schritt diese
Fibroblasten im Gelenk von Molekularbiologen des Forschungsteams genauer
untersucht. Prof. Ramming erklärt: „Es zeigte sich nicht nur eine Sorte
von Fibroblasten, sondern ein buntes Bild von Fibroblasten im entzündeten
Gelenk. Diese Vielfalt war bisher völlig unbekannt. Ein Teil dieser
Fibroblasten führt zur Gelenkzerstörung, ein anderer Teil hingegen kämpft
aktiv gegen einwandernde Entzündungszellen.“ „Werden diese
entzündungsauflösenden Fibroblasten im Arthritismodell gezielt aktiviert,
kann die Entzündung ohne Einsatz von Immunsuppressiva blockiert werden“,
ergänzen die beiden Erstautoren Dr. Simon Rauber und Hashem Mohammadian.

Die neu gewonnenen Erkenntnisse haben erhebliche Auswirkungen auf die
Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen. „Wir können in Zukunft
die Entzündung attackieren, ohne das Immunsystem hemmen zu müssen. Damit
ergäben sich große Vorteile was zum Beispiel das erhöhte Infektionsrisiko
unter Therapie mit Immunsuppressiva betrifft“, sagt Prof. Ramming.

Direkt zur Studie in Nature Immunology:
https://doi.org/10.1038/s41590-024-01774-4