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Mit Befremden nimmt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und
Familienmedizin (DEGAM) zur Kenntnis, dass die evidenzbasierte
Allgemeinmedizin im neu berufenen Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“,
der am Kanzleramt angesiedelt ist, nicht vertreten ist. Damit haben die
Hausärztinnen und Hausärzte als größte medizinische Berufsgruppe, die sich
Tag für Tag für die Gesundheit der breiten Bevölkerung einsetzt, in einem
nationalen Beratergremium erneut keine Stimme.

Das Kanzleramt hat mit dem Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ ein
neues Expertengremium berufen. Das Gremium soll die Politik zu wichtigen
Gesundheitsfragen und zum Umgang mit Gesundheitskrisen – auch ad hoc –
beraten. Kürzlich sind die 23 Mitglieder (und einige ständige Gäste) zur
konstituierenden Sitzung in Berlin zusammengekommen. Die Runde folgt auf
den bisherigen Corona-Expertenrat. Auffällig ist, dass die
Allgemeinmedizin erneut nicht vertreten ist.

„Niemand befasst sich so umfassend mit der Gesundheit der breiten
Bevölkerung wie Hausärztinnen und Hausärzte. Deshalb ist es für uns
unverständlich, dass gerade diese ärztliche Fachgruppe in einem
Expertenrat, der die Politik in allgemeinen Gesundheitsfragen und
insbesondere zur Förderung von Resilienz beraten soll, nicht vertreten
ist. Damit fehlen nicht nur die Erfahrungen aus der hausärztlichen
Praxisrealität, sondern auch Input und Einordnung wissenschaftlicher
Ergebnisse aus der Allgemeinmedizin“, kritisiert Prof. Martin Scherer,
Präsident der DEGAM.

Schon im sogenannten Corona-Expertenrat (2021 bis 2023) war die
Allgemeinmedizin nicht vertreten. Nun wird diese Fehlentwicklung
fortgeschrieben: „Ohne die Stimme der hausärztlichen Medizin wird eine
echte Chance vertan, wenn es darum geht, gesundheitspolitische
Entscheidungen auf eine breite praktisch-wissenschaftliche Basis zu
stellen“, so Martin Scherer weiter.

Der Expertenrat soll die Politik in erster Linie beraten, wie das
Gesundheitswesen resilienter gemacht werden kann. Dazu hat die DEGAM
bereits im letzten Sommer zehn Erkenntnisse unter dem Titel „Lessons
learned aus der Pandemie“ vorgestellt. „Die Pandemie hat unserer
Gesellschaft alles abverlangt. Um für künftige Krisen besser gerüstet zu
sein, müssen Gesundheitswesen und Gesellschaft resilienter werden. Deshalb
haben wir die wichtigsten Lessons learned aus Sicht der hausärztlichen
Medizin erarbeitet. Diese Expertise hätten wir sinnvoll in die Arbeit des
neuen Expertenrates einfließen lassen können“, betont der DEGAM-Präsident.

Die DEGAM steht für einen Dialog zur Ausgestaltung konkreter
gesundheitspolitischer Pläne zur Förderung der Resilienz in der
Bevölkerung weiterhin gerne zur Verfügung.