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Gute Nachrichten: Die Möglichkeiten zur Therapie und Prophylaxe nach einem
Gefäßverschluss im Gehirn oder einer Hirnblutung – beides mögliche
Auslöser für einen Schlaganfall – sind besser denn je. „Für die Patienten,
die wir wegen eines Gefäßverschlusses behandeln müssen, hat sich das
Zeitfenster für eine Therapie in den letzten Jahren deutlich erweitert.
Zudem stehen neue Medikamente zur Verfügung, die sicherer und
unkomplizierter verabreicht werden können. Ein enormer Vorteil!“, erklärt
der 1. Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG),
Professor Stefan Schwab, anlässlich des Tages gegen den Schlaganfall
morgen am 10. Mai.

Besonders aber betont der Direktor der Neurologischen Klinik des
Universitätsklinikums Erlangen, hätten Neurologen und Neurochirurgen seit
März endlich für die Patienten, bei denen eine Hirnblutung die Ursache das
Schlaganfalls darstellt, den wissenschaftlichen Beweis vorliegen, dass
diese in ausgewählten Fällen von einer OP profitieren können. „Es hat sich
extrem viel getan in den letzten Monaten!“

Es ist vor allem das Zeitfenster, das sich in der akuten
Schlaganfalltherapie bei Gefäßverschluss weiter geöffnet hat. Bis vor
wenigen Jahren galt hier noch die 6-Stunden-Regel bei einem Verschluss
großer hirnversorgender Gefäße. Studien haben jetzt gezeigt, dass
Patienten – abhängig von modernen Bildgebungsverfahren – sogar bis zu 24
Stunden nach dem Ereignis von der Thrombektomie profitieren. „Viermal so
viel Zeit für einen Teil unserer Patienten, denen wir durch die
Thrombektomie helfen können – das ist ein großer Gewinn!“, so der DSG-
Vorsitzende Schwab.

Neue Medikamente zur Gerinnselauflösung beim Schlaganfall

Seit Februar ist zudem in Deutschland ein neu zugelassenes Medikament auf
dem Markt, das dem Patienten zur Auflösung des Blutgerinnsels als Spritze
direkt verabreicht werden kann. Die bisherige Medikation musste über eine
Stunde als Infusionslösung gegeben werden. Hier mussten die Mediziner sehr
genau das Körpergewicht des Patienten vor der Gabe ermitteln – was im
Notfall durchaus ein Problem darstellen kann. 62 oder 68 Kilogramm
Körpergewicht? „Bei dem neuen Medikament können wir in 10-Kilo-Schritten
sehr grob abschätzen. Auch das macht die Behandlung leichter und
vielleicht auch schneller“, schätzt Schwab diese Entwicklung ein.

Bei Hirnblutung kann jetzt minimal-invasiv operiert werden

Eine groß angelegte Studie aus den USA, erst diesen März veröffentlicht,
wird außerdem derzeit in Fachkreisen als Hoffnungsschimmer für bisher kaum
vorhandene Therapieoptionen empfunden: Hier zeigen die Ergebnisse, dass
Patienten mit einer intrakraniellen Blutung in den sogenannten Hirnlappen
deutlich von einer minimal-invasiven Entfernung der Blutung profitieren.
„Jetzt haben wir endlich eine Möglichkeit, auch diesen Patienten gezielt
durch eine Operation zu helfen“, erklärt Stefan Schwab. „Diese neuen Daten
werden sich sicher schnell in der Schlaganfallbehandlung etablieren.“

Deutschland ist bei Akuttherapie weltweit unter den Besten – in der
Nachsorge besteht noch Nachholbedarf

Ein Schlaganfall bleibt aber immer noch eine schwere Erkrankung, die auch
eine der häufigsten Ursachen von erworbener Behinderung darstellt. „In der
Akuttherapie machen wir weiter große Schritte nach vorne“, sagt Prof.
Stefan Schwab. „In der Nachsorge können wir noch besser werden.“

„Die akute Schlaganfallbehandlung ist hierzulande wirklich eine
Erfolgsgeschichte!“, unterstreicht der 1. Vorsitzende der DSG.
Die flächendeckende Etablierung und Zertifizierung von Stroke-Units
ermögliche eine der besten Therapien bei Schlaganfall weltweit. Für die
Weiterentwicklung der Schlaganfall-Spezialstationen, der Qualifizierung
von Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten, der Schlaganfall-Netzwerke zur
Nachsorge, dem Ausbau der Telemedizin, der weiteren Forschung und
Erhaltung dieses Status quo setze sich die Deutsche Schlaganfall-
Gesellschaft täglich ein – in der Klinik, der Universität wie auch
politisch.