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Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam

 

 Besetzung:

      Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam

Robin Ticciati, Leitung

Vesselina Kasarova, Mezzosopran

Programm:
G. Fauré
, «Pelléas et Mélisande», Suite op. 80
H. Berlioz, «La Mort de Cléopâtre» für Sopran und Orchester
M. Ravel, «Valses nobles et sentimentales»
C. Debussy, «La Mer»

Eine Werkschau französischer Orchestermusik mit all ihrem Facettenreichtum: von Berlioz’ dramatischer Szene über Faurés Schauspielmusik und Debussys sinfonischen Bildern bis zu Ravels Tanzfolge. Am Pult des Concertgebouw Amsterdam, das zu den besten Orchestern der Welt zählt, steht mit Robin Ticciati ein wahrer Senkrechtstarter – und ihm zur Seite Vesselina Kasarova, eine der gefeierten Mezzosopranistinnen unserer Zeit. (Kasarova ersetzte kurzfristig die erkrankte Elīna Garanča).

Grundsätzliches zum Orchester und dessen Geschichte

Wenn Musikkritiker die besten Orchester der Welt wählen, belegt das Concertgebouworchester Amsterdam in schöner Regelmässigkeit einen der Spitzenplätze. 1888 gegründet, bekam es zum 100-jährigen Jubiläum von Königin Beatrix den Titel „Königlich“ verliehen. Zum Markenzeichen des Orchesters wurde die Kontinuität in der Zusammenarbeit mit seinen künstlerischen Leitern: Mariss Jansons ist erst der sechste Chefdirigent in der gut 125-jährigen Geschichte des Klangkörpers. Ganze 50 Jahre lang prägte der legendäre Willem Mengelberg die Orchesterarbeit. Er war es auch, der das Concertgebouw zu einem Mahler- und Strauss-Spezialisten formte. Von 1963 bis 1988 stand Bernard Haitink an der Spitze des Ensembles, dann übernahm Riccardo Chailly die Leitung (bis 2004). Unter den zahlreichen Gastdirigenten der jüngeren Zeit ist Nikolaus Harnoncourt zu nennen, der dem Concertgebouworchester mit seinen Mozart- und Haydn-Interpretationen klassischen Schliff gab.

Rezension:

Mischa Damev, Intendant der Migros-Kulturprozent-Classics betrat persönlich die Bühne um die Anwesenden zu begrüssen und informierte, dass die eigentlich vorgesehene Solistin Elina Garanča infolge Erkrankung kurzfristig durch die in der Schweiz lebende, gebürtige Bulgarin Vesselina Kasarova adäquat ersetzt werden musste und konnte. So stand also einem weiteren genussvollen Konzertabend nichts mehr im Wege.

Die Konzertprogrammierung bestand ausschliesslich aus Werken französischer Komponisten.

Dass die Niederländer und Franzosen aber mehr verbindet als bloss die Farben ihrer beiden Nationalflaggen war unmittelbar spürbar und wie der junge gebürtige Londoner mit italienisch klingendem Namen Robin Ticciati (*1983), als Gastdirigent das alles zu einem delikaten Ganzen zu verweben wusste unterstrich ein weiteres Mal den Ausnahmestatus dieses königlich – akustischen Konzertgebäudes aus Amsterdam.

Dirigent Robin Ticciati

 

Im ersten Konzertteil führte Ticciati bei Pelléas et Mélisande von Gabriel Fauré seine Mitmusiker mit sparsam – eleganten Gesten durch die Partitur und liess genügend Zeit und Raum, damit diese ihre Soli auf sehr hohem Niveau überzeugend zelebrieren konnten.

Für „La mort de cléopâtre“ von Hector Berlioz empfing das Publikum die Solistin Vesselina Kasarova mit herzlichem Willkommensapplaus auf der KKL Bühne.

 

Solistin Vesselina Kasarova, Mezzosopran

 

Die Mezzosopranistin kniete sich dann förmlich in dieses anspruchsvolle Werk und demonstrierte, dass ihre Stimme noch immer höchsten Ansprüchen gewachsen ist. Zusätzlich verlieh Kasarova mit ihrer Mimik und Gestik der Komposition auch die von Berlioz angedachte Dramatik auf eindrückliche Art und Weise, beeindruckte und berührte die Anwesenden ausserordentlich, was denn auch durch den grossen, langanhaltenden Applaus manifestiert ward. So begab man sich gutgelaunt und bestens unterhalten in die Pause.

Im zweiten Programmteil boten die Protagonisten noch Kompositionen von Maurice Ravel und zum Abschluss die symphonische Dichtung „La mer“ von Claude Debussy. Auch hier lag die Auswahl nicht bei den bekanntesten Werken der Komponisten, also nicht etwa der „Bolero“ bei Ravel. Dadurch konnte sich das Orchester noch mehr als sehr wandlungsfähiges vielseitiges Ensemble positionieren, das nicht unbedingt die Knaller der Klassik darbieten muss, um sich bestätigt zu fühlen. Dieses Orchester macht das auf seine eigene Art und es gelingt, dies auch den Zuhörern zu vermitteln und das Renommee zu untermauern. Ein wunderbares Konzerterlebnis in würdigem Rahmen, Klasseorchester (bei dem ab der Saison 16/17 Daniele Gatti der neue Chefdirigent sein wird), überzeugende Solistin auch bei diesem kurzfristigen „Noteinsatz“.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

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