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Dirigent Ingo Metzmacher

 

 

 

 

 

 

 

Grundsätzliches zu Gustav Mahler`s 6. Sinfonie:

In seiner apokalyptischen Sechsten Sinfonie, die auch als Tragische bezeichnet wird, scheint Gustav Mahler die Leidensgeschichte eines fiktiven Helden zu erzählen, der am Ende mit mehreren Hammerschlägen gerichtet wird. Ob er damit wirklich sein eigenes Schicksal vorweggenommen hat, wie es seine Witwe Alma glaubte? Den Tod seiner kleiner Tochter Maria etwa oder die Entlassung als Wiener Hofoperndirektor und natürlich auch sein schweres Herzleiden, das zu seinem frühen Tod im Alter von fünfzig Jahren führte … Ingo Metzmacher, der das erschütternde Werk mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg aufführt, weiss, dass man sich «Mahlers Musik mit Haut und Haar verschreiben» muss: «Mahler wagt sich an den gewaltigen Versuch, diese Welt, dieses verrückte Leben in Töne zu fassen. Höchstes Glück, seligste Verzückung, Euphorie und Überschwang finden sich darin ebenso wie tiefstes Leid, brennender Schmerz, Wut und Verzweiflung. Alles will diese Musik uns sagen. Nichts verheimlichen.»

Rezension:

Einem knapp zwanzig Minuten dauernden Auftritt des ca. 30köpfigen SWR Vokalensembles mit  3 a capella Werken von Felix Mendelsohn Bartholdy (äusserst heftig bejubelt) im ersten Konzertteil, folgte nach der Pause die legendenumwundene enigmatische sechste Sinfonie des manisch – depressiv scheinenden Einzelgängers Gustav Mahler, geschrieben in den Sommermonaten der Jahre1903/1904 in Maiernigg am Wörthersee.

SWR Vokalensemble METZMACHER (c) Peter FiIschliDas Orchester als auch der Dirigent brachten eine sehr gute Leistung, etwas brav für mein Gusto (entsprechend der Badenser Mentalität?)  und konnten mich nicht wirklich von der Tragik der Sechsten überzeugen. Die sehr vielen, extra in Gruppen angereisten süddeutschen SRW  Fans, sahen das wohl ein bisschen anders, ändert aber nichts an meinen Empfindungen. Vielleicht ist ja doch etwas dran an einer der Äusserungen Mahlers zu diesem Werk: „Meine VI. wird ein Rätsel aufgeben, an die sich nur eine Generation heranwagen darf, die meine ersten fünf in sich aufgenommen und verdaut hat.“ Wie es scheint, gehöre ich nicht zu dieser, oder mein Verdauungsapparat leidet an Störungen. Vielleicht ist es aber überhaupt  kein Rätsel, sondern die Sechste ist einfach nicht so tragisch, wie uns die geläufige Musikliteratur erklärt. Die Quintessenz ist also: Mahlers angedeutetes Rätsel könnte eine offensive Marketingstrategie sein, obwohl dieses Wort damals ja noch gar nicht existierte, das trifft aber ebenso auf die Komponier Weise  Mahler`s zu, die entstand ja auch erst durch seine Werke. Niemand bezweifelt, dass der Komponist ein Genie war und musikalische Weltliteratur geschaffen hat, aber seine Biografie birgt natürlich auch genügend Stoff zum Aufbau einer von Mythen umrankten Legende, was im Umkehrschluss auch seine Kompositionen rätselhaft mysteriös erscheinen lässt.

Fazit:

Grundsolide, aber halt etwas biedere Darbietung, der etwas der Touch des Besonderen abging, das man sich halt am Lucerne Festival gewohnt ist und wo das Aussergewöhnliche eben schon  fast alltäglich ist.

Gustav Mahler – der Komponist, der die Musik revolutionierte, Artikel auf wissen – de

http://www.wissen.de/podcast/gustav-mahler-der-komponist-der-die-musik-revolutionierte-podcast-88

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