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Prima la musica, poi le paroleDivertimento teatrale in einem Akt von Antonio Salieri
Text von und nach Giambattista Casti
In italienischer, französischer und deutscher Sprache mit deutschen Dialogen
Koproduktion mit der Hochschule Luzern – Musik

Produktionsteam

Andrew Dunscombe Musikalische Leitung
Dr. Christian Kipper Inszenierung
Sabine Jaschke Bühne
Birgit Künzler Kostüme

Besetzung

Alexandre Beuchat Maestro, Rebekka Bräm Eleonora, Serafin Heusser Poeta, Désirée Pauli Tonina

Junge Philharmonie Zentralschweiz

Rezension:

Die Handlung kurz zusammengefasst: Ein Komponist und ein Dichter sollen in vier Tagen eine Oper fabrizieren – im Grunde kein Problem, wenn nicht zwei sehr selbstbewusste Primadonnen, die eine virtuose Spezialistin für Pomp und Pathos, die andere aufstrebende Fachfrau in Sachen Witz und Wahn, unterzubringen wären. Wie sollen bloss Trauerspiel und Komödie in einem Stück zusammenfinden? Und wie lässt sich über diese Frage in Ruhe nachdenken, wenn die beiden Sängerinnen unterdessen handgreiflich werden?

Es findet sich natürlich eine Lösung, dies aber erst nach einer Stunde, glücklicherweise, denn diese Stunde ist Unterhaltung pur. Das Stück beginnt mit einem vor sich hin komponierenden, und gleich auch noch virtuos Geige spielenden, Komponisten (Alexandre Beuchat), das Orchester spielt im Off, als würde er es in seinem Kopf hören. Zum Komponisten gesellen sich nach und nach der Dichter (Serafin Heusser), die kühle und sehr selbstüberzeugte Donna Eleonora (Rebekka Bräm) und eine quirlige, lebenslustige Tonina (Désirée Pauli) als Soubrette. Diese vier Charaktere unterhalten ihr Publikum auf beste Weise, mit viel Witz, Charme, pathetischen Arien und schwindelerregenden Koloraturen. Es wird verbal, singend aber durchaus auch mit echten Waffen gekämpft, zuweilen toben sich die beiden Diven gesanglich aus und singen sich in Grund und Boden, wobei die eine die „vielen Noten“ hat, die andere dafür den überschäumenden Pathos. Die Dialoge, welche in dieser Inszenierung die Rezitative ersetzen, nehmen die Oper als solche aufs Korn: die unsäglichen Plots, die unlogischen Libretti, das übertriebene Getue, wie da geliebt wird im Duett, auf Rache gesonnen im Terzett, Vergeltung geübt im Quartett und wie man als Nebendarsteller der Hauptrolle minutenlang beim Sterben zusehen muss. Das alles ist ungemein unterhaltsam, beste Parodie und so wird auch viel und herzhaft gelacht am Premierenabend.

Die Inszenierung (Christian Kipper) ist geschickt gemacht, die kleine Bühne erlaubt schwarz-weisse, düster anmutende Videoeinspielungen zum pathetischen Gesang, ab und an öffnet sich der schwarze Vorhang und gibt den Blick frei aufs Orchester und auf eine zweite, grössere Bühne hinten im Raum. Die Kostüme unterstreichen die Charaktere der vier Darsteller aufs Beste: Der Komponist im schicken Anzug, der Dichter mit kariertem Sakko, Donna Eleonora in klassischen, meist etwas beengend anmutenden Ensembles und die Soubrette Tonina in weiten, farbigen Röcken aus wunderbaren Stoffen. Wenn sie auf die Bühne fegt, wähnt man sich an der Adria im Urlaub. Last but not least: Was die vier jungen Studierenden der Hochschule Luzern gesanglich und darstellerisch bieten ist ganz grosse Klasse.

Witz, Spass und Unterhaltung, gepaart mit Können und ein paar herzzerreisenden Opernarien – das alles bekommt man im UG geboten – also hingehen und einen vergnüglichen Abend geniessen!

Text: www.gabrielabucher.ch

Kleine Fotodiashow von Ingo Höhn, Luzerner Theater www.luzernertheater.ch

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