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Luzerner Theater Tanz 19: Giselle Ballett von Gustavo Ramírez Sansano Musik von Adolphe AdamProduktionsteam

Boris Schäfer Musikalische Leitung
Gustavo Ramírez Sansano Konzeption und Choreografie
Luis Crespo Bühne
Bregje van Balen Kostüme
David Hedinger Licht
Zoran Marković Choreografische Assistenz
Lucie Machan Dramaturgie
Kathleen McNurney Künstlerische Leiterin «Tanz Luzerner Theater»

«Tanz Luzerner Theater», Luzerner Sinfonieorchester

Rezension:

Eine Luzerner «Giselle» sollte es werden, anders als die ursprüngliche und weltberühmt gewordene Version aus dem Jahr 1841. Und das ist sie auch, die «Giselle» des Choreografen Gustavo Ramirez Sansano für «Tanz 19» des Luzerner Ensembles. Angesiedelt ist sie in den 60iger Jahren in der Zeitungsredaktion des «Neuen Merkur». Sekretärinnen und Redakteur tippen, telefonieren, gestikulieren an ihren Arbeitsplätzen. Ihre mobilen Pulte erlauben witzige Szenen und geben die Hektik einer Redaktion gut wieder. Die Etui-Kleider, spitzen Brillen und Anzüge im typisch 1960iger Stil sind anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig und man fragt sich, wie die Tänzer des Ensembles darin ihre immer wieder erstaunliche und bewundernswerte Beweglichkeit ausleben werden. Die Bedenken verfliegen aber rasch und man findet «sein» Ensemble auch in diesen Kostümen wieder.

 

Albrecht, junger Journalist, und Giselle, Sekretärin, verlieben sich also und nähern sich einander an, ein absoluter Höhepunkt des Abends. Dank der mobilen Pulte ist diese Szene witzig, poetisch und berührend zugleich. Aurélie Robichon und Eduardo Zúňiga geben ein wunderschönes und sehr überzeugendes Paar, ausdrucksstark, verspielt und unglaublich verliebt, einerseits etwas scheu, mal verlegen, andererseits spürt man das unglaubliche Knistern zwischen den Beiden. Immer wieder fliegen ihre Arme, verselbstständigen sich, als liessen sie sich, wie die Gefühle, kaum bändigen. Ein wirklich magischer Moment! Witzig und rasant die Szenen auf der Redaktion; der Zicken-Alarm, die Eifersüchteleien, der Besuch des Geschäftsführers. Auch da sind sich die mobilen Pulte als Stilmittel wunderbar eingesetzt.

 

Der zweite Akt gibt nach einem kurzen, poetischen Vorspiel anfänglich viel zu schmunzeln und zu lachen. Giselle ist bei Nonnen im Wald aufgenommen worden und bekommt ihr Leben wieder in den Griff. Der Alltag im Kloster wird jedoch ziemlich auf die Schippe genommen und sorgt für wiederholte Lacher im Publikum. Die Szenen erinnern an Fellini und lenken vorübergehend von der Dramatik der Situation ab. Denn nun erscheint Albrecht nochmal und möchte seine Giselle zurückerobern. Diese beschützt ihn zwar vor den drohenden Nonnen - die Wilis-Szene aus der ursprünglichen Giselle – welche sich langsam und bedrohlich in eine Art Trance tanzen. Giselle, die ihre innere Ruhe gefunden hat, bleibt aber stark und lässt einen verzweifelten Albrecht zurück, auch diese Szene wieder wunderschön interpretiert von den beiden Solo-Tänzern.

 

Es war schwierig und spannend, sich im Vorfeld vorzustellen, wie dieses weltberühmte Ballett in der Luzerner Version daherkommen würde. Dem Publikum wurde etwas Neues, Unerwartetes geboten, eine «Giselle» ohne Pathos aber doch mit Gefühl. Unterstützt wird das Tanz-Ensemble durch das Luzerner Sinfonieorchester unter Boris Schäfer, welches die Musik von Adolphe Adam mal wunderbar leicht und beschwingt, mal bewegt dramatisch interpretierte. Die Premieren-Besucher waren amüsiert und begeistert.

Kleine Fotodiashow der Produktion von: Gregory Batardon / www.gregorybatardon.com

fotogalerien.wordpress.com/2015/09/25/luzerner-theater-tanz-19-giselle-ballett-von-gustavo-ramirez-sansano-premiere-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

Fotos: Gregory Batardon / www.gregorybatardon.com

 

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