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THE JOHN MAYALL BANDBesetzung:

John Mayall, guitar/vocals/harp – Rocky Athas, lead guitar – Greg Rzab, bass – Jay Davenport, drums

 

 

 

 

Rezension:

81 Jahre alt, tourt die Legende John Mayall, im Rahmen seiner «Hands that Play The Blues Tour», noch immer unermüdlich durch die Lande. Die europäische Antwort auf den am 14. Mai dieses Jahres verstorbenen B. B. King ist immer noch präsent und aktuell wie eh und je. Was bei andern ehemaligen Musikgrössen eher ein Tingeln durch die Provinz ist, um das Taschengeld aufzubessern, trifft auf den Erfinder des Europäischen Blues überhaupt nicht zu. Ein 90 minütiges Konzert ohne Pause voll motiviert und immer stehend zu performen, steht manch jüngerer Musiker kaum durch. Er war sicher nicht grad einer der uns bekanntesten Musiker der Rock/Pop Aera der 1960er Jahre, wie sich aber im Nachhinein erwies, einer der einflussreichsten.John Mayall am Keyboard (2006) Er war u.a. ein grosser Mentor und Förderer von Eric Clapton. In Dancings und Bars wurde damals Beatles, Rolling Stones, Bee Gees, The Kinks, Creedence Clearwater Revival, Manfred Mann aufgelegt, zum Schmusen auch mal Peter Maffays „DU“ oder gar das unsäglich scheussliche „Monja“. Mayall lief irgendwo am Rande mit, ohne gross aufzufallen, ausser natürlich den wirklichen Musikkennern, die wir ja nicht waren. Seine Songs sind keine Dutzendware, waren auch nicht grad Chartstürmer. Nicht umsonst ist er seit 60 Jahren eine unbestrittene Konstante im Musikgeschäft. Er hat als einer der Ersten, den Blues von den Wurzeln weg zu experimentelleren Formen gebracht.

Selbstverständlich müssen seine Mitmusiker, alle im Alter zwischen 55 und 60, über das nötige musikalische Rüstzeug verfügen und genug Selbstvertrauen haben, um neben dem Übervater des weissen Blues zu bestehen. Mayall liess ihnen auch genügend Raum während des Gigs um dies zu demonstrieren. Den nutzten ins besonders der Leadgitarrist Rocky Athas und der brillante Bassist Greg Rzab um sich in Szene zu setzen. Drummer Jay Davenport dagegen war in gewissen Passagen etwas ungenau, was von den andern Bandmitgliedern einiges an Konzentration erforderte. Die Truppe überzeugte mit erdigem, mitreissendem Blues und Blues-Rock, heftig gefeiert vom Publikum im nicht ganz ausverkauften Volkshaussaal. Beim ersten Song spielte der Meister das Elektropiano, für den zweiten schnallte er sich die Gitarre um. Song für Song mit dem unverkennbaren Groove. Da spielten nicht irgendwelche Altblueser ein Programm herunter, da lebt der Blues. Absoluter Konzerthöhepunkt: The mother in law Blues (der Schwiegermutter Blues). Besonders die Sequenzen mit der Bluesharp (Mundharmonika) beherrscht der Brite wie kein zweiter. Das Publikum genoss und feierte die Protagonisten ausgiebig, wohlwissend, Zeuge und Teil eines aussergewöhnlichen Konzertereignisses zu sein. Nachtrag: Die Line-Ups seiner «Bluesbreakers» in den 1960er und 1970er Jahren lesen sich wie ein «Who is Who» der Rock-Geschichte: Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, Ginger Baker, John McVie und Mick Fleetwood – sie alle spielten in John Mayalls legendärer Band, die seinen Ruhm begründete und nichts weniger als Musikgeschichte schrieb. Bis heute hat Mayall nichts von seiner Energie verloren. Die wenigsten kennen wohl alle seiner Kompositionen, diese stürmten ja auch nicht gerade die Charts, sind aber immer noch gegenwärtig und wegweisend für Musiker, die sich im Blues bewegen.

John Mayall, live im Volkshaus Zürich, 21. Oktober 2015, Video 1 (Mayall mit Gitarre) Klaus Rothen

youtu.be/GElh0pHtEu0

John Mayall, live im Volkshaus Zürich, 21. Oktober 2015, Video 2 (Mayall mit E Piano) KlausRothen

youtu.be/BxI9-g-2rlk

ROCKY ATHAS, GUITAR SOLO, JOHN MAYALL & BAND, MEZZ BREDA 2012

youtube.com/watch?v=9O33nHKexl4

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Niklaus Rothen und  www.allblues.ch

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