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LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRABesetzung und Programm:

LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA

Bernard Haitink  Dirigent

50. Luzerner Bühnenjubiläum von Bernard Haitink

Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108
Aufführung nach der Edition von Leopold Nowak

Rezension:

Zur Feier seines 50. Luzerner Bühnenjubiläum gab sich Maestro Bernard Haitink (*1929) die Ehre und zelebrierte, als Dirigent des, von Claudio Abbado und Festspielintendant Michael Haefliger im Sommer 2003 gegründeten, Lucerne Festival Orchestra, Georg Bruckners 8. Sinfonie, die der Komponist selbst als sein «Mysterium» bezeichnete. Es war gleichzeitig auch das 50. Konzert, das der Holländer am Dirigentenpult in Luzern leitete, also ein Doppeljubiläum. Der Maestro hatte sein Debut am, damals noch IMF (Internationale Musik Festwochen) genannten Festival, am 17. August 1966. Haitink hatte ja letztes Jahr die Ehre, das Eröffnungskonzert des Sommerfestivals 2015 mit eben diesem Orchester zu bestreiten, da dessen Leiter Claudio Abbado im Januar 2014 verstorben und sein Nachfolger (inzwischen Riccardo Chailly) noch nicht ernannt war. Vor ausverkauftem Saal führte Haitink das Orchester durch Bruckners wegweisendes Monsterwerk, das auch dem Komponisten selbst nicht ganz geheuer war, dauerte doch die Arbeit an demselben (die diversen Überarbeitungen eingerechnet) über sechs Jahre. Nach Vorlage der ersten Fassung an den Dirigenten Hermann Levi bekundete dieser sein Entsetzen über das neue, gewaltige Werk.

Bernard Haitink c Priska Ketterer Lucerne Festival

 

Der verzweifelte Komponist tat das, was er so häufig zu tun pflegte: Er erstellte eine zweite Fassung, die 1890 fertig wurde. Bruckner offerierte Levi das Werk zur Uraufführung, weil dieser seine siebte Sinfonie sehr erfolgreich als Erstaufführung in München geleitet hatte, dies nach der Uraufführung im Leipziger Stadttheater durch das Gewandhausorchester Leipzig unter Arthur Nikisch. Die später von Leopold Nowak herausgegebene reine zweite Fassung der 8. Sinfonie ist wahrscheinlich die heute am häufigsten zur Aufführung gelangende, so auch an diesem Abend. Über die Qualitäten von Haitink oder des Lucerne Festival Orchestra zu schreiben, erübrigt sich, so war das ganze Konzert eine einzige Gala. Erstaunlich aber immer wieder, über wieviel Energie und Kondition der doch schon  über 87 jährige Dirigent noch verfügt. Die Freude am Musizieren hält offensichtlich jung und fit, weder altersmüde, noch altersmild, wie die energische Interpretation gewisser Sequenzen der Sinfonie aufzeigte. Mit dieser Demonstration unterstrich Haitink, welch zentrale Position beim Lucerne Festival er sich geschaffen hat. Erwähnt besonders seine, in den letzten Jahren, mit dem Chamber Orchestra of Europe (COE) erarbeiteten Zyklen mit den Sinfonien von Beethoven, Brahms und Schumann. Damit wurde er neben den verstorbenen Dirigenten Claudio Abbado, Pierre Boulez und Intendant Michael Häfliger, zu einer Leitfigur des Luzerner Weltklassefestivals. Das Publikum verdanke diesen Konzertgenuss mit einer verdienten Standing Ovation, die zu gleichen Teilen dem Dirigenten und dem Orchester zugedacht war.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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