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Luzerner SinfonieorchesterBesetzung und Programm:

Luzerner Sinfonieorchester

James Gaffigan  Dirigent  Ekaterina Semenchuk  Mezzosopran

Gioachino Rossini (1792–1868)
Giovanna d’Arco, bearbeitet für Mezzosopran und Orchester von Salvatore Sciarrino

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Ouvertüre Zum Märchen von der schönen Melusine op. 32

Hector Berlioz (1803–1869)
La Mort de Cléopâtre. Lyrische Szene für Mezzosopran und Orchester

Ferruccio Busoni (1866–1924)
Turandot-Suite op. 41

Richard Strauss (1864–1949)
«Tanz der sieben Schleier» aus Salome

Rezension:

Das Luzerner Sinfonieorchester (LSO) setzte das Motto des Sommerfestivals „Prima Donna“ bis anhin am konsequentesten um. Alle fünf aufgeführten Werke handeln von Frauen, dazu mit Solistin Ekaterina Sementschuk, eine Mezzosopranistin für die zwei Kompositionen „Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine“ (Mendelssohn Bartholdy) und „La Mort de Cléopâtre, Lyrische Szene für Mezzosopran und Orchester“ (Berlioz). In der ersten  Konzerthälfte begegneten wir der geheimnisvollen Nixe Melusine und der ebenso machtvollen wie schönen ägyptischen Königin Kleopatra, der sogar Julius Caesar verfiel und die sich von einer giftigen Kobra totküssen liess. Die kurze Mendelssohn Komposition war so etwas wie das Amuse bouche des Konzertes, das darauf durch die rotgewandete Weissrussin Ekaterina Semenchuk mit Kleopatras lyrischem Tod so richtig lanciert wurde. Auch in den schwierigsten Passagen und Kolorationen äusserst souverän meisterte sie dieses Referenzstück für Mezzosopranistinnen, was das Publikum auch mit entsprechendem Applaus, gewürzt mit einzelnen Bravorufen, zu würdigen wusste.

Ekaterina Sementschuk Mezzosopran

 

Den zweiten Konzertteil eröffnete Rossinis Kantate über die französische Nationalheilige Giovanna d`Arco. Versöhnlicher, dem Belcanto näher als die doch eher moderne Kleopatra, weniger Dissonanzen, runder zu singen, für die nun schwarz – golden gekleidete Solistin, die auch dieses Werk überaus souverän interpretierte, unterstützt vom gut aufgelegten Innerschweizer Orchester. Und eben dieses spielte sich in der darauffolgenden Turandot – Suite von Busoni unter Gaffigans Dirigat in einen wahren Klangrausch und brachte das Auditorium fast zum Ausflippen und Toben. Der abschliessende Tanz der sieben Schleier aus „Salome“ von Richard Strauss war dann noch Schaulaufen für die Lokalmatadoren, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden, was zu einer langanhaltenden Standing Ovation führte.

James Gaffigan, Dirigent

 

James Gaffigan und Ferrucio Busoni scheint eine ganz spezielle Verbindung zu sein, fast könnte man von musikalisch – erotischer Liaison sprechen. Zitat Gaffigan: Als ich vom diesjährigen Festivalschwerpunkt erfuhr („Prima Donna“, Anmerkung Redaktion), kam mir sofort die Turandot von Ferruccio Busoni in den Sinn, den wir in der vergangenen Saison beim Luzerner Sinfonieorchester in den Fokus gerückt haben und der dieses Jahr seinen 150. Geburtstag feiert. Busoni ist ein, auch in der Schweiz, viel zu wenig bekannter Komponist. Seine Musik ist verrückt und modern, dabei immer aus der Tradition erwachsen, und die Turandot-Suite ist eines seiner zugänglichsten, ja zündendsten Stücke.

Erneut demonstrierte das LSO, dass es zurecht seinen Platz hat an diesem Weltklasse Festival, den es sich in den letzten Jahren durch beeindruckende Konzerte erspielt hat. So musiziert das Hausorchester des Luzerner Theaters auf Augen- oder besser Ohrenhöhe mit den Wiener Symphonikern, den Berliner Philharmonikern und andern Klangkörpern der obersten Liga. Das Publikum feierte die Protagonisten mit einem stürmischen Schlussapplaus, bei dem der Dirigent die einzelnen Sektionen aufforderte, sich zu erheben für eine jeweilige Separatanerkennung ihrer Leistung durch Applausverstärkung. Auch das Publikum stand, trampelte mit den Füssen und feierte ein aussergewöhnliches Orchester, ein tolles Programm und auch ein bisschen sich selbst.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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