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 Rigoletto Oper von Giuseppe VerdiProduktionsteam

Inszenierung: Marco Štorman Musikalische Leitung: Stefan Klingele Bühne: Frauke Löffel Kostüme: Anika Marquardt Licht: Marc Hostettler Video: Bert Zander Einstudierung Chor: Mark Daver Dramaturgie: Laura Schmidt

Besetzung Mit: Diego Silva (Duca di Mantua), Carlo Jung-Heyk Cho (Duca di Mantua) (30.11. / 02.12.) , Claudio Otelli (Rigoletto), Magdalena Risberg (Gilda), Jason Cox (Conte di Monterone), Marco Bappert (Conte di Ceprano), Bernt Ola Volungholen (Marullo ), Denzil Delaere (Borsa), Vuyani Mlinde (Sparafucile), Marina Viotti (Maddalena), Sarah Alexandra Hudarew (Contessa di Ceprano) Jeanette Neumeister (Contessa di Ceprano)Herrenchor und Extrachor des LT, Luzerner Sinfonieorchester

Rezension:

Das Opernhaus Zürich musste notgedrungen zwischen 1982 bis 1984 (Umbau, Renovation des Stammhauses) ein paar Produktionen u.a. Aida und Boris Godunow im Hallenstadion inszenieren. Das Schweizer Fernsehen wagte das Experiment am 30. September  2008 und brachte die Oper zu den Leuten, strahlte „La Traviata“ von Guiseppe Verdi live aus dem Zürcher Hauptbahnhof aus, in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus Zürich.

Der neue Intendant Benedikt von Peter vom Luzerner Theater geht mit seinem „Rigoletto“ einen ähnlichen Weg mit der Inszenierung in der Pilothalle der Viscosistadt in Emmenbrücke, dies in Kooperation mit der Hochschule Luzern – Design & Kunst, die an diesem Ort ihre neue Heimat hat. Ebendort, also vis-à-vis der Spielstätte „Pilothalle“ fand die offizielle Begrüssung durch Benedikt von Peter statt. Dort sind auch die temporäre Garderobe, die Toiletten und eine reduzierte Gastronomie zu finden.

Dann gings auf in die gegenüberliegende „Pilothalle“, in der früher von der Viscosuisse neue Garne gewoben und getestet wurden, daher dieser Name. Die ersten gut 20 Minuten bildeten die Zuschauer Teil der Inszenierung, standen sie doch mittendrin in der Gästeschar, beim Ball, der vom Herzog von Mantua in seinem Palast ausgerichtet wurde. Im Parterre der Pilothalle bestaunte man das Treiben auf dem Fest, lauschte den Liedern, lasziv dargeboten von der Gräfin von Ceprano (Sarah Alexandra Hudarew), begleitet von einem Pianisten. So erkannte man auch bereits die diversen andern Protagonisten, u.a. der Herzog, umgeben von seinen Günstlingen, die sich angeregt über an- und abwesende Damen unterhielten, aber ebenso über eine unbekannte Schönheit im Umfeld des buckligen Hofnarren Rigoletto, eventuell sogar dessen heimliche Geliebte, in  Wahrheit aber seine manisch-ängstlich, wohlbehütete und verheimlichte Tochter Gilda. Nach diesem Auftakt wurde man an seinen Platz auf einem der diversen Tribünenblöcke geleitet, jeder sah so seinen Rigoletto aus einem völlig anderen Blickwinkel, ebenso liess  uns Regisseur Marco Štorman  so in Abgründe blicken, in bauliche ebenso wie in menschliche. Dank einiger aufgehängter Monitore, auf die die Handlung aus andern optischen Standpunkten projiziert wurde, hatte man aber trotzdem eine Art Gesamtübersicht, ergänzt, da in der originalen italienischen Fassung gespielt,  mit Übertiteln in deutscher Sprache

Auffallend sehr viele neue Gesichter und Stimmen in dieser neuen Spielzeit. Meine Bedenken betreffend der Akustik in der Halle erwiesen sich schnell als unbegründet.

Der Sopran von Magdalena Risberg klingt jugendlich hell und weich, ist aber genug kräftig, um die verschiedenen Emotionen der Gilda zum Ausdruck zu bringen. Ihre Koloraturen sind fliessend und die Bögen sanft und stimmig. Diego Silvas lyrischer Tenor verblasst etwas neben den anderen, zudem wirkt das Vibrato doch stark übertrieben, zu passiv, nicht überzeugend  „La Donna e mobile“, eigentlich der Arie mit dem höchsten Erkennungswert dieser Verdi-Oper. Einer aber überstrahlte alles und alle: ein grandioser Claudio Otelli in der Titelrolle. Ob gesanglich, mimisch oder schauspielernd, mächtig traurig oder unsäglich wütend dominierte er die Szene, ohne dass die übrigen Protagonisten etwa abgefallen wären. Der österreichische Bass Bariton überragte einfach, erschütterte das mitfühlende Auditorium mit seinem Schmerz. Das Stück spielt auf verschiedenen Ebenen, die räumlich vorgegeben sind, so hasten die Spieler Stahltreppen rauf und runter, auch dies eine Parforceleistung. Zusätzlich werden auch noch Projektionen eingesetzt, die aber eher mehr verwirren, als erläutern. Gegen Ende funktionierte dann auch die Übertitelung nicht mehr, was aber nicht mehr gross ins Gewicht fiel, die Geschichte war ja schon fast fertig erzählt. Ein Schritt nach draussen, näher zum Publikum, der sich gelohnt hat, erfrischend offensiv, trotz einigen Komfortabstrichen überzeugend. Dieser Schritt ins Mutige, in eine neue Art der Modulation, des Transformierens, wurde denn auch mit grossem Applaus belohnt mit einem tosenden, langanhaltender Beifallssturm, dies war die verdiente Anerkennung und der grosse Dank des begeisterten Publikums. Wahrscheinlich gab es nur keine „Standing Ovation“, weil man der Standfestigkeit der temporären Tribüne nicht so traute. Das souveräne Luzerner Sinfonieorchester übrigens hatte seinen Platz im Parterre und wurde geleitet von Stefan Klingele.

Kleine Fotodiashow von Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2016/10/16/luzerner-theater-rigoletto-von-giuseppe-verdi-pilothalle-der-viscosistadt-emmenbruecke-premiere-16-10-2016-besucht-von-leonard-wuest/

Kurzer Trailer der Produktion:

https://vimeo.com/187467779

und der Spielstätte:

https://vimeo.com/185972150

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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