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Luzerner Sinfonieorchester mit James Gaffigan
Luzerner Sinfonieorchester mit James Gaffigan

Besetzung und Programm:

 
Aaron Copland (1900‒1990)
«Fanfare for the Common Man»

Franz Berwald (1796 – 1868)
«Traumreise», Lieder für Sopran und Orchester
(Konzept: Lisa Larsson, Orchestrierung: Rolf Martinsson)

Johannes Brahms (1833 – 1897)
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

 

Rezension:

SaisonerSaisoneroeffnung Luzerner Sinfonieorchester mit James Gaffigan und Lisa Larssonoeffnung Luzerner Sinfonieorchester mit James Gaffigan und Lisa Larsson
Saisoneroeffnung Luzerner Sinfonieorchester mit James Gaffigan und Lisa Larsson

Auch bei diesem Konzert wurde sehr auf die Sicherheit der Besucher/innen Wert gelegt, die Sicherheitsmassnahmen daher strikt eingehalten, inkl. personalisierter Tickets für eine allfällige Nachverfolgung bei Infektionsvorkommen. Sogar die Streicher des Orchesters trugen Maske, was zusätzlich ein Gefühl der Sicherheit vermittelte.

Mit den sprichwörtlichen Pauken und Trompeten startete das Residenzorchester des KKL Luzern dann in die Konzertsaison 20/21, die auch grad die letzte von Chefdirigent James Gaffigan ist, der das Zepter über das Luzerner Sinfonieorchester nach zwölfjähriger, erfolgreicher Tätigkeit Ende Saison an seinen Nachfolger Michael Sanderling übergeben wird.

«Fanfare For The Common Man».

Kurz, rhythmisch und laut ist das Werk des US-amerikanischen Komponisten Aaron Copland. 1942 für den Dirigenten Eugène Aynsley Goossens geschrieben  war es von der Rede des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, Henry A. Wallace, inspiriert, in der dieser das „Jahrhundert des Normalbürgers“ ausrief. Eine perfekte Komposition, bei der sich die Schlagwerker mal so richtig austoben und auf die reellen Pauke hauen durften, was auch dem Auditorium gefiel.1977 wurde Coplands Fanfare gar von der britischen Band Emerson, Lake and Palmer auf dem Album Works Volume 1 interpretiert. Der Titel wurde zu einem der größten Hits der Band, als eine bearbeitete Version als Single veröffentlicht wurde.

Anschliessend begrüsste Intendant Numa Bischof  Ullmann das Publikum und dankte für die Treue gegenüber dem Orchester, das unter Chefdirigent James Gaffigan dessen Abschiedssaison amerikanisch eröffnet hatte. Das Konzert, ergänzte er auf Englisch, würde auch live gestreamt, da man das vorgesehene Gastspiel mit dem gleichen Programm im Konserthuset Stockholm in zwei Wochen, aufgrund Corona,  nicht wahrnehmen könne.

Traumreise

Sopranistin Lisa Larsson
Sopranistin Lisa Larsson

Die Sopranistin Lisa Larsson liess eine Auswahl von Berwalds Klavierliedern von Landsmann Rolf Martinsson orchestrieren. Zitat Lisa Larsson: Mir war daran gelegen, Berwalds Lieder einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gemeinsam mit Rolf Martinsson konnte ich die verschiedenen Stimmungen der Lieder in neue Orchesterfarben umwandeln. Mit der Orchesterfassung können wir den Liedern neues Leben einhauchen! Es handelt sich keinesfalls nur um ein ‹Lieder-Bouquet›. Ich habe insgesamt neun Lieder von Berwald ausgewählt, deren letztes – «Traum» – dem Zyklus den Titel gab: «Traumreise».

Sopranistin Lisa Larsson
Sopranistin Lisa Larsson

Die Sopranistin, optisch dem vorgefassten Bild einer „typischen“ Schwedin entsprechend: blond, schlank mittelgross, trug die meist romantischen Lieder aber nicht etwa nordisch kühl, sondern mit kräftigem Sopran, viel Gefühl und Sensibilität vor. Dies erst noch dreisprachig, auf Schwedisch, Französisch und Deutsch, entsprechend dem, was sie zuvor erklärt hatte, geht diese Traumreise von Stockholm im hohen Norden, über Paris bis schlussendlich nach Luzern. Wechselnd von Melancholik zu Überschwang und lupfiger Erzählweise, modellierte und phrasierte sie die, von ihr mitüberarbeitete Partitur. Das Auditorium genoss und verdankte ihr das mit viel Applaus und Bravorufen.

Johannes Brahms (1833 – 1897) Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Der erste Satz folgt dem konventionellen Schema der Sonatensatzform, ist geprägt von einer Folge absteigender Terzen die im Verlauf der gesamten Sinfonie mehrfach variiert werden.

Auch der zweite Satz beginnt ungewöhnlich. Zuerst ein archaisch anmutendes Bläserthema, später dann eine warme, schier unendlich scheinende Kantilene der Celli. Das Intro der Hörner zu Beginn des zweiten Satzes gemahnt mich immer an das „Munotsglöckchen“, ein Motiv, das vom gesamten Ensemble in diversen Variationen übernommen und schlussendlich im Finale von den Bässen akzentuiert wird, bevor die Streicher das Ganze weich ausfliessen lassen, das von der Querflöte noch veredelt wird.

Resoluter, kontrastreicher 3. Satz

James Gaffigan
Dirigent James Gaffigan

Sehr resolut der dritte Satz, der größtmögliche Kontrast: ein lärmendes, fast burleskes „Allegro giocoso“. Einwürfe von Piccolo Flöte, Kontrafagott und Triangel geben dem Ganzen einen schon fast grotesk wirkenden Charakter. eine gewollte Heiterkeit, die etwas Drohendes hat. Abrupt geht es in einer Trubel artigen C-Dur-Stimmung weiter, ebenso in einer, für Brahms, eher ungewöhnlichen Instrumentierung, mit zusätzlicher Piccolo flöte, Triangel sowie C-Klarinetten. Gegen Ende des Satzes klingt das Hauptthema des Finalsatzes an, bevor der lärmende Trubel sein Ende findet.

Beeindruckender finaler Satz

Der finale Satz startet mit schönen Hornklängen, unterstützt vom Paukisten, der von den Trompeten unterstützt wird, bevor das ganze Orchester wieder zu einer Einheit findet. Zum Ende duellieren sich die Streicher mit der Pauke, bevor sich die Querflöte und peu a peu die andern Bläser dazugesellen, über alles erheben sich die Blechbläser, die ihrerseits von den Streichern wieder etwas zurückgebunden werden, bevor sich alle zum furiosen Ausklang wieder vereinen. Die Sinfonie, zum Kernrepertoire der Luzerner gehörend, vermochte das Publikum zu begeistern und wurde von diesem auch mit einem stürmischen, langanhaltenden Schlussapplaus honoriert.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home

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