Stadt Dortmund Infos:Denkmal der Monate Dezember 2015 / Januar 2016
Nicht nur zur Weihnachtszeit - der Hansaplatz und seine Baudenkmäler
In den nächsten Wochen locken wieder Glühweinstände, Verkaufsbuden und der große "Weihnachtsbaum" zum Besuch des Hansaplatzes. Während man die vorweihnachtliche Stimmung genießt, schweift der Blick vielleicht auch über die Fassaden, die den Platz umgeben. Die meisten von ihnen sind auf die eine oder andere Weise beeindruckend: Es handelt sich um bedeutende Baudenkmäler für die Geschichte der Stadt Dortmund. Die Denkmalbehörde stellt die geschichtsträchtigen Bauten am Hansaplatz als Denkmal der Monate Dezember 2015 / Januar 2016 vor. Denn es bietet sich an, den Besuch des Weihnachtsmarktes mit einem stadtgeschichtlichen Rundgang zu verbinden.
Markt- und Festplatz
Zunächst ein Blick in die Geschichte des Hansaplatzes selbst: Nach Jahrzehnten der Nutzung als Autoparkplatz bildet er seit den 1990er Jahren mit dem angrenzenden Alten Markt und der platzartigen Erweiterung des Westenhellwegs zwischen Reinoldi- und Marienkirche heute eine großartige Abfolge von Räumen, die für Festlichkeiten wie den Weihnachtsmarkt gern genutzt werden. Im Gegensatz zum Alten Markt ist er aber ein recht "junger" Platz. Erst als die Stadtväter Anfang des 20. Jahrhunderts beschlossen, das Karpfenpothviertel abzureißen, weil das Gewirr aus kleinen Häusern und engen Gassen die Großstadtentwicklung behinderte, entstand dort der Hansaplatz.
Großstädtisches Einkaufen
Die Firma Althoff nutzte die Gelegenheit und erweiterte 1910/11 ihr am Westenhellweg gelegenes Warenhaus mit einem großen Anbau zum Hansaplatz (heute Karstadt). Der Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis mit einem hohen Walmdach und einer Ruhrsandstein-Fassade, die abwechselnd Rundbogenfenster und Fenstererker gliederten, passte gut in die Wilhelminische Zeit. Anders als der Altbau am Westenhellweg verfügte der neue Anbau nur über Schaufenster im Erdgeschoss. Die stärker geschlossene Fassade wirkte damals gediegener und sollte auch Käufer aus gehobenen Schichten anziehen. Nach der teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg versachlichte man beim Wiederaufbau die Architektur und verzichtete auf Rundbögen und Erker. Alle Fensterachsen bilden nun - ganz im Sinne der 1950er Jahre - eine gleichmäßige Reihe. Das Dach ist hinter einer Verblendung verschwunden. Für Dortmund und den Hansaplatz ist das Gebäude bzw. seine Fassade in zweifacher Weise bedeutend: Zum einen handelt es sich um den einzigen Bereich des Kaufhauses Althoff (seit 1963 Karstadt), der aus den Kriegsruinen gerettet werden konnte. Zum anderen zeigt es die bei der Wiederherstellung gelungene Einbindung in die architektonischen Strömungen der Nachkriegszeit.
Banken zwischen Tradition und Moderne
Aber nicht der Karstadt-Altbau ist das älteste erhaltene Baudenkmal am Hansaplatz, sondern das durch seine rote Sandsteinfassade an der östlichen Platzseite auffallende große Gebäude, das jetzt ein Teppich- und Einrichtungshaus beherbergt (Ecke Wißstraße/Brauhausstraße). Es wurde 1905 nach Plänen des Architekten Ernst Marx für die Nordwestdeutsche Bank errichtet. Auch dieses Gebäude erlitt starke Schäden im Zweiten Weltkrieg. Anders als beim Karstadthaus orientierte man sich bei der Wiederherstellung eher an den alten Formen, verzichtete aber auf das Türmchen über dem Eingang. Ein interessantes Detail sind die Schmuckrillen im Sandstein. Die Scharrierung, so der Fachbegriff, brachte man erst beim Wiederaufbau an. Sie dient dazu, auf einfache Weise Splitterlöcher aus dem Krieg "unsichtbar" zu machen.
Ganz anders wirkt das 1930 - 1931 errichtete Gebäude der heutigen Commerzbank, für das der Reinoldushof weichen musste. Zudem wurde das Gebäude 19 m weiter nach Süden verschoben. Nun erst hatte der Hansaplatz seine endgültigen Ausmaße gewonnen. Das Bankhaus spiegelt die Phase Anfang der 1930er Jahre wider, als sich Neuerung und Tradition in der Architektur einander annäherten. Traditionell ist neben der Geschossgliederung die Verkleidung mit Muschelkalkplatten – bauliche Zeichen für die Solidität des Erbauers, des Dortmunder Bankvereins. Modern ist dagegen der Verzicht auf jegliches Ornament, die gleichförmige Reihung der Fensterachsen und das Zusammenspiel unterschiedlicher Baukörper. Neben der großen Hauptfassade am Hansaplatz scheint sich links ein Turm ins Bild zu schieben, gebildet von den zwei schlanken Achsen des Seitenflügels an der Wißstraße. Verstärkt wird dieser Eindruck durch ein optisches Spiel von Vor- und Rücksprüngen.
Wohlhabender Bergbau
Das jüngste Baudenkmal am Hansaplatz ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der Harpener Bergbau-Aktien-Gesellschaft, jetzt Hansekontor (Ecke Silberstraße/Hansastraße). 1950/51 baute man ein Bürogebäude in den Formen der gemäßigten Moderne der 1950er Jahre. Auffallend ist neben der rasterartigen Gliederung des Hauptgebäudes vor allem der Kubus des niedrigen Eingangswürfels mit seinem weit vorschwingenden Dach auf dünnen Stützen. Heute wird er von einem Restaurant genutzt. Zwischen Hauptgebäude und Eingangskubus liegt ein kleiner Garten, den der Münchener Gartenarchitekt Guido Herbers entwarf. Es zeugt von der damaligen Prosperität der Harpener Bergbau, dass sie den schon seinerzeit teuren innerstädtischen Baugrund als eine der wenigen privaten Gartenflächen innerhalb des Citywalls nutzte.
Blick ins Mittelalter
Nicht direkt am Hansaplatz gelegen, aber für die Weihnachtsmarktbesucher gut sichtbar, ist der gotische Chor der Propsteikirche. Die ehemalige Dominikanerkirche aus dem 14./15. Jahrhundert ist nicht nur das älteste der vorgestellten Gebäude. Mit rund hundert Jahren hatte sie auch die längste Bauzeit. Sie birgt einen für die Stadt besonderen Schatz: Auf dem Hochaltar des Meister Baegert aus dem 15. Jahrhundert finden wir auf der linken Tafel die älteste bekannte Stadtansicht von Dortmund.