Stadt Bochum Infos:Stadt legt erstmals Broschüre und Antrag in „leichter Sprache“ auf
Erstmals legt Bochum städtische Anschreiben und Anträge in so genannter „leichter Sprache“ auf: Kurze Sätze, einfacher Satzbau und anschauliche Bilder verdeutlichen die Inhalte, so dass diese auch für Menschen mit Behinderung, Lernschwierigkeiten oder Leseschwäche möglichst verständlich sind. In einem Modellprojekt engagiert sich Bochum mit der Stadt Paderborn und dem Ennepe-Ruhr-Kreis dafür. In einer Testphase von drei Monaten setzt Bochum nun die ersten Schriftstücke ein – eine Info-Broschüre und einen Antrag zum „Fahrdienst für Menschen mit Behinderung“. Bewähren sich die Schriftstücke in „leichter Sprache“, sollen sie landesweit genutzt werden.
„Leichte Sprache bedeutet für Menschen mit Lern- oder Leseschwierigkeiten mehr Selbstbestimmung im Alltag“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch das Ziel des neuen städtischen Angebots. Die Übersetzungen sollen ebenso Zugewanderten, die die deutsche Sprache noch nicht sicher beherrschen, helfen, Briefe besser zu verstehen.
Dazu erhalten Beschäftigte der beteiligten Kommunen Fortbildungen in leichter Sprache. In Arbeitsgruppen sichten sie schriftliche Informationen wie Briefe, Anträge, Formulare, Bescheide oder Broschüren und wählen aus, welche in „leichte Sprache“ übersetzt werden sollten. Bei den Übersetzungen beziehen die Arbeitsgruppen als Expertinnen und Experten in eigener Sache auch Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten ein. „Sie stimmen die Inhalte ab“, schildert Ulrike Salomon-Faust, die bei der Stadt Bochum zuständig ist für Inklusion. Zwei Büros für leichte Sprache erstellen letztlich die Texte: das der Lebenshilfe Bochum und das des Forschungsinstituts für Technologie und Behinderung (FTB) der Evangelischen Stiftung Volmarstein.
„Wir probieren dabei Dinge aus, zu denen es bisher nur wenige Erfahrungen gibt“, so Ulrike Salomon-Faust. „Die rechtsverbindliche Formulierung von Texten in leichter Sprache stellt eine besondere Herausforderung dar, denn bisher gibt es noch keine grundlegenden Erfahrungen dazu. Bis zur endgültigen Fertigstellung und Nutzung der ersten Texte in leichter Sprache waren und sind daher viele verschiedene Abstimmungsvorgänge nötig.“
In der dreimonatigen Testphase sammelt die Stadt Bochum sowohl die Erfahrungen, die die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter mit den Übersetzungen machen, als auch Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern, wie sie mit der Broschüre und dem Antrag zurechtkommen. „Anschließend überarbeiten wir die Materialien und passen sie auch danach weiter an“, erklärt Ulrike Salomon-Faust.