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WahlkampfStell Dir vor, es ist Wahlkampf und es wird nicht gestritten. Zumindest nicht über das wichtigste Thema, Europa. Demnächst wird ein neues Hilfspaket für Griechenland fällig und vielleicht sogar ein Schuldenschnitt. Doch über die Rezepte für Europaredet keiner. Das hat gute Gründe. Die Materie ist kompliziert, viele Wähler schalten sehr schnell ab und zurück bleibt das Grundgefühl, dass Angela Merkel bisher doch alles ganz gut gemanagt hat. Deutschland steht gut da. Der Bonus der Kanzlerin wiegt schwer. Die SPD ruft zwar beherzt, dass dies trotz und nicht wegen Merkel der Fall sei, doch auch sie thematisiert Europa im Wahlkampf kaum. Denn damit, drohende Stürme am Himmel vorherzusagen, ist auch kein Blumentopf zu gewinnen. Also spricht man lieber über steigende Stromkosten, obwohl die meisten Leute weit mehr unter ihren Heizkosten leiden, über die Mietpreisbremse, die Maut für Ausländer oder den Veggie-Day der Grünen.

Bisher ist es ein Wahlkampf, bei dem ohnehin nur die eine Seite kämpft, während die Kanzlerin, um deren Posten es schließlich geht, so tut, als sei sie überhaupt nicht betroffen und lieber in die Präsidentenrolle schlüpft. Um so höher sind die Erwartungen an das Fernsehduell, wenn sie Anfang September ihrem Herausforderer Rede und Antwort stehen muss. Doch ein Wunder erwartet auch dann kaum jemand. Denn auch Peer Steinbrück scheint die Zuversicht zu fehlen, dass es für Rot-Grün reichen wird. Und SPD-Chef Sigmar Gabriel rüstet sich schon, um innerparteiliche Machtfragen direkt nach der Wahl zu klären, während Franz Münterfering vorab schon schlechte Noten erteilt.

So erlebt Deutschland bis jetzt einen Wahlkampf, der dem trägen Sommer entspricht. Die einen lassen sich etwas gehen und vertrauen auf ihr Glück, die anderen sind schon entnervt, mäkeln aneinander herum und bewegen sich auch nicht allzuviel. Aber vielleicht fegt ja doch bald ein Herbststurm, auch in den Wahlkampf. Und vielleicht streitet ja dann doch noch jemand über die Themen, die es wirklich wert sind.

Quellen: ots / Schwäbische Zeitung

Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de