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KZ-Gedenkstätte DachauMit ihrem an diesem Dienstag, unmittelbar vor einer CSU-Wahlkampfveranstaltung in Dachau, geplanten Besuch der KZ-Gedenkstätte setze die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende ein "glaubhaftes, beeindruckendes und berührendes Signal". So lobt Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Angela Merkels Dachau-Visite gegenüber der "Leipziger Volkszeitung". Sie war bis vor kurzem Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses und von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. "Die Bundeskanzlerin verkörpert in meinen Augen Beispielhaft, was es in führender politischer Funktion bedeutet, Verantwortung zu übernehmen - für Geschehenes ebenso wie für das noch zu Erbringende." Nur 15 Minuten liegen zwischen dem geplanten einstündigen Gedenkstättenbesuch der Kanzlerin und ihrem anschließenden Stunden-Auftritt als CDU-Vorsitzende im Dachauer CSU-Bierzelt. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast nennt diese Besuchsfolge gegenüber der Zeitung eine "geschmacklose und unmögliche Kombination". Künast meint: "Wer es ernst mit dem Gedenken an einem solchen Ort des Grauens meint, der macht einen solchen Besuch garantiert nicht im Wahlkampf." Intern teilen führende Vertreter des jüdischen Lebens in Deutschland nach den Zeitungsrecherchen diese Bedenken.

Nach Jahren der Besuchswerbung wolle man aber den Kanzlerinnen-Besuch durch kritische öffentliche Stellungnahmen nicht belasten, hieß es auf entsprechende Anfragen. Das Gedenkstätten-Komitee teilt allen Besuchern der KZ-Gedenkstätte mit, dass für einen angemessenen Rundgang "mindestens 2,5 Stunden veranschlagt" werden müssten, aber "die meisten Besucher benötigen einen halben Tag". "Wir befinden uns im Wahlkampf. Jeder Politiker hat das Recht, sich und seine politischen Ziele und Visionen wo auch immer öffentlich zu präsentieren", sagte Charlotte Knobloch der Zeitung. Es sei "lobenswert, dass die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen".

(ots) / Bild: Wikitour (CC BY-SA 3.0)