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Statement zu den jüngsten Entwicklungen am Devisenmarkt und den Reaktionen
der US-Regierung

Dr. Klaus-Jürgen Gern, Experte für globale Wirtschaftsentwicklungen,
Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel):

„Die aktuelle Yuan-Abwertung und die Bezeichnung von China als
‚Währungsmanipulator‘ durch die US-Regierung sind eine gefährliche
Eskalation des US-chinesischen Handelskonflikts. Diese Schritte deuten
darauf hin, dass erst einmal keine der beiden Seiten bereit ist, klein
beizugeben. Es ist vielmehr damit zu rechnen, dass die Spannungen anhalten
und sich möglicherweise noch verschärfen. Gleichzeitig mit dem Schritt,
eine Abwertung des Renmimbi gegenüber dem Dollar über die Schwelle von 7
RMB/$ zuzulassen, hat die chinesische Regierung offenbar den Import von
US-Agrarprodukten gestoppt, was die US-Landwirte empfindlich treffen
würde, wenn es Bestand hätte.

Zumindest was den Einsatz von Zöllen im Handelskrieg angeht, sitzen die
USA am längeren Hebel. Die US-Regierung dürfte weitere Zollanhebungen in
Betracht ziehen, um die chinesische Wirtschaft zu schwächen. Allerdings
wäre diese Politik mit immer größeren Kosten auch für die US-Wirtschaft
verbunden. Die Preise für Waren aus China für US-Konsumenten und
Unternehmen steigen, ebenso die Kosten für Unternehmen, die chinesische
Importe als Vorprodukte benutzen oder die Endfertigung nach China
ausgelagert haben. Auch die chinesische Regierung riskiert, die heimische
Wirtschaft zu belasten, sollte der Stopp von US-Agrareinfuhren nicht
vollständig durch andere Importe vom Weltmarkt ausgeglichen werden können
und es in China in der Folge zu Angebotsengpässen und Preisanstiegen bei
Nahrungsmitteln und Futtermitteln kommt.

Die Unsicherheit über den Fortgang des Konflikts belastet die weltweiten
Konjunkturaussichten und damit auch die internationalen Börsen. Die
ohnehin bereits geschwächte deutsche Konjunktur wird zusätzlich gedämpft.
Die gedrückte Stimmung in der Industrie beginnt inzwischen auf andere
Wirtschaftsbereiche auszustrahlen und zeigt auch schon erste Spuren am
Arbeitsmarkt. Demgegenüber sind positive Wirkungen nachrangig, die sich
insbesondere für Konsumenten als Folge sinkender Importpreise chinesischer
Güter ergeben könnten.“