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Die Hilfszusagen anderer Länder an die Ukraine sind im zweiten Monat nach
Kriegsausbruch stetig gewachsen. Unter anderem haben die EU-Länder ihre
Anstrengungen erhöht und reichen aktuell insgesamt gesehen an die
Leistungen der USA seit Ende Januar heran, wie im Ukraine Support Tracker
erfasste Daten ergeben. Die Unterstützungszusagen aus Deutschland und
Polen sind im April von allen 31 Ländern am deutlichsten gestiegen,
während aus Frankreich, Spanien oder Italien kaum neue bilaterale Zusagen
kamen.

Viele Länder bieten der Ukraine weitere militärische, humanitäre oder
finanzielle Hilfe an und machen ihre Unterstützungszusagen an die Ukraine
transparenter. Der Ukraine Support Tracker (https://www.ifw-kiel.de/topics
/war-against-ukraine/ukraine-support-tracker/
) des Kiel Instituts für
Weltwirtschaft erfasst systematisch den Wert der angekündigten
Unterstützung von Regierungen 31 westlicher Länder an die Ukraine.
Berücksichtigt werden im jetzt veröffentlichten Update Zusagen seit dem
24. Januar 2022, also rund einen Monat vor Beginn der russischen Invasion,
bis zum 23. April 2022.

Die USA bleiben den erfassten Daten zufolge mit umgerechnet 10,3 Mrd. Euro
seit Ende Januar der größte aktuelle Unterstützer der Ukraine und haben
schon die nächste deutliche Aufstockung ihres Engagements angekündigt.
Alle EU-Länder zusammen kommen einschließlich der von EU-Institutionen und
der Europäischen Investitionsbank zugesagten Mittel nun auf 12,8 Mrd.
Euro. Deutschland, das für ein zögerliches Engagements kritisiert wurde,
liegt mit einem direkten Unterstützungsvolumen von inzwischen 1,8 Mrd.
Euro auf dem 5. Rang der Geberländer hinter Polen, Großbritannien und
Kanada. Rechnet man indirekt über die EU zugesagte Mittel hinzu, ist
Deutschland zweitgrößter Unterstützer der Ukraine. Allerdings besteht
dabei durch die intransparente Form der Datenveröffentlichung eine Gefahr
der Mehrfacherfassung angekündigter Leistungen.

„Zusammengenommen erreichen die Leistungen der EU-Länder derzeit die
Größenordnung der US-Hilfen, was man angesichts der geografischen Nähe zur
Ukraine auch erwarten sollte“, sagt Christoph Trebesch, Forschungsdirektor
am IfW Kiel und verantwortlich für den Ukraine Support Tracker.
„Allerdings ist es nach wie vor erstaunlich, dass unter den Top 5
Geberländern nur zwei aus der EU sind. Anders als Deutschland und Polen
haben Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien im letzten Monat kaum
nennenswerte neue bilaterale Hilfen für humanitäre oder militärische
Zwecke zugesagt.“

Hinzu kommt, dass die USA vor wenigen Tagen umfangreiche neue Hilfen
angekündigt haben. Präsident Biden plant ein weiteres Paket von 33 Mrd.
US-Dollar. „Das ist eine völlig neue Dimension und stellt alle bisherigen
Zusagen aus Europa in den Schatten”, sagt Trebesch. „Rechnet man dieses
Paket hinzu, hätten die USA insgesamt viermal so hohe Zusagen gemacht wie
alle EU-Länder zusammengenommen.”  Im aktuellen Datensatz des Ukraine
Support Trackers ist die neue US-Ankündigung noch nicht berücksichtigt,
die der US-Kongress erst noch verabschieden muss.

„Wir registrieren ein erhöhtes Interesse von Regierungen, der Ukraine mehr
Unterstützung anzubieten und dies auch transparent zu machen. Es ist
wichtig, dass Staaten ihr Engagement auf Basis von Fakten vergleichbar
machen. Nur dann ist eine sinnvolle politische Diskussion über die
angemessene Unterstützung der Ukraine möglich. Der Ukraine Support Tracker
soll dazu einen Beitrag leisten, indem er jene Daten erfasst, die
öffentlich geworden sind“, sagt Trebesch.

Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist Estland der größte Unterstützer
der Ukraine gefolgt von Lettland und Polen. Die USA und Deutschland liegen
mit je rund 0,05 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in dieser Betrachtung
annähernd gleichauf auf dem 10. beziehungsweise 11. Rang.

„Die Unterstützungsleistungen an die Ukraine sind im zweiten Kriegsmonat
stetig gewachsen. Allerdings fallen die Hilfen vor allem von größeren
Ländern in Summe noch überschaubar aus verglichen mit in früheren Krisen
mobilisierten Summen. Oder auch im Vergleich zu den Unterstützungspaketen,
die Staaten für ihre eigene Bevölkerung schnüren, etwa um
Preissteigerungen abzufedern“, sagt Trebesch.

Über den Ukraine Support Tracker

Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische,
finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar
2022 (aktuell bis zum 23. April 2022) zugesagt wurden. Berücksichtigt sind
31 Länder, spezifisch die EU-Staaten und die weiteren Mitglieder der G7
sowie Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen
Investitionsbank. Einberechnet werden Zusagen, die diese Regierungen oder
Institutionen der ukrainischen Regierung gemacht haben; private Spenden
oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in dieser
Version nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an
Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder -– etwa für die
Aufnahme von Geflüchteten.

Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte
internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel
Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von
Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In
Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.

Die jetzt veröffentliche Version des Ukraine Support Trackers ist eine
vorläufige (Beta-) Version, die in den kommenden Wochen laufend erweitert,
korrigiert und verbessert werden soll. Anregungen dazu sind sehr
willkommen und können gerne an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! geschickt
werden.
.
Mehr Informationen und Daten finden Sie auf der Webseite: https://www.ifw-
kiel.de/topics/war-against-ukraine/ukraine-support-tracker/

Mehr zur Methodik des Ukraine Support Trackers steht in einem vertiefenden
Kiel Working Paper (https://www.ifw-kiel.de/publications/kiel-working-
papers/2022/ukraine-tracker-17204/
).