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Die finanzielle und militärische Unterstützung anderer Länder an die
Ukraine bleibt deutlich hinter den Notwendigkeiten zurück, um die
Situation in dem angegriffenen Land zu stabilisieren. Zudem ist das
Eintreffen der Unterstützung für die ukrainische Regierung kaum planbar.
Das ergibt sich aus den Datenauswertungen für das jüngste Update des
Ukraine Support Trackers. Insgesamt lässt die Dynamik neuer
Unterstützungszusagen nach. Waffen oder Finanzhilfen werden weiterhin nur
sehr zeitverzögert bereitgestellt.

Die Dynamik weiterer Unterstützungszusagen für die Ukraine lässt nach. Im
nun zusätzlich für den Ukraine Support Tracker erfassten Zeitraum (8. Juni
bis 1. Juli) kamen nur wenige neue Zusagen hinzu, und sie fielen weniger
umfangreich aus. Die größte neue Einzelzusage ist militärische
Unterstützung durch das Vereinigte Königreich im Umfang von 1,5 Mrd. Euro.
Insgesamt sind jetzt Hilfszusagen von 80,7 Mrd. Euro erfasst. Dieser Wert
stieg seit dem vorangegangenen Update nur noch um gut drei Prozent.

Auffällig ist zudem die große Lücke zwischen zugesagter und tatsächlich
geleisteter Unterstützung. Sowohl was die militärischen als auch was die
finanziellen Zusagen betrifft, liegen die Leistungen unter dem, was die
Ukraine laut eigener Einschätzung benötigt und was dem Land versprochen
wurde.

„Aufgrund der schweren Artillerieangriffe ist die Ukraine vor allem auf
Raketenwerfer und Haubitzen angewiesen, um sich wehren zu können. Nicht
nur die gelieferten, sondern auch die zugesagten Waffen liegen hier
deutlich unter dem Bedarf, den die Ukraine formuliert hat. Die Bestände
Russlands liegen ohnehin deutlich höher“, sagt Christoph Trebesch,
Forschungszentrumsdirektor am IfW Kiel und Leiter des Teams, das den
Ukraine Support Tracker erstellt.

„Die Finanzhilfen an die Ukraine werden nach wie vor zu langsam
ausgezahlt, um den Haushalt des Landes nachhaltig stabilisieren zu können.
Wichtig wären hier vor allem Zuschüsse, die nach einem verlässlichen
Zeitplan ausgezahlt werden. Nur dann ist der Regierung in Kiew eine
Haushaltsplanung möglich. Die internationalen Geberkonferenzen fokussieren
sich zunehmen auf Wiederaufbauprogramme für die Ukraine. Die sind zwar
wichtig, zunächst muss das Land aber der aktuellen Notsituation begegnen“,
sagt Trebesch.

„Der Westen und insbesondere die EU sollte ein zentrales Planungsbüro für
die Unterstützung der Ukraine einrichten, damit Zusagen für das Land
koordiniert und damit für die Regierung in Kiew planbar werden. Derzeit
dominiert ein nationales Vorgehen. Sowohl für die militärische als auch
für ihre Haushaltsplanung ist die Regierung der Ukraine jedoch auf einen
verlässlichen Zeitplan angewiesen, wann Unterstützung das Land erreicht“,
sagt Trebesch.

Über den Ukraine Support Tracker

Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische,
finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar
2022 (aktuell bis zum 1. Juli 2022) zugesagt wurden. Berücksichtigt sind
mit diesem neuen Update 37 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren
Mitglieder der G7, Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen
Investitionsbank sowie Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen, Neuseeland
und die Schweiz. Erfasst sind Zusagen, die diese Regierungen oder
Institutionen der ukrainischen Regierung gemacht haben; private Spenden
oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der
Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an
Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die
Aufnahme von Geflüchteten.

Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte
internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel
Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von
Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In
Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.

Der Ukraine Support Tracker wird laufend erweitert, korrigiert und
verbessert. Anregungen dazu sind sehr willkommen und können gerne an
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! geschickt werden.

Mehr Informationen und die kompletten Daten finden Sie auf der Webseite:
https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/krieg-gegen-die-ukraine/ukraine-
support-tracker/


Mehr zur Methodik des Ukraine Support Trackers steht in einem vertiefenden
Kiel Working Paper/https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17204.