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Die Zukunft der Ukraine und die Neuordnung der Welt – Ringvorlesung des
Präsidenten im Wintersemester 2022/23 – Auftakt am 14. November 2022

Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine erschüttert
die Welt und stellt die bisherige internationale Zusammenarbeit in vielen
politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und akademischen
Belangen grundlegend infrage. Er zielt darauf ab, den souveränen
ukrainischen Staat zu zerstören – durch Bombardierungen, Vertreibung und
weitere Kriegsverbrechen gegen die ukrainische Bevölkerung. Damit
erschüttert dieser Krieg sowohl die europäische Sicherheitsarchitektur als
auch die europäische Werteordnung in ihren Grundfesten. Die Ringvorlesung
des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) widmet sich in
diesem Wintersemester unter dem Titel „Unser Krieg? Die Zukunft der
Ukraine und die Neuordnung der Welt“ den zentralen Fragen dieser
fundamentalen Krise.

Im Rahmen der Ringvorlesung soll diskutiert werden, inwiefern dieser Krieg
auch „unser Krieg“ ist, was daraus für unseren außen­, innen­ und
wirtschaftspolitischen Kurs folgt und welche Konsequenzen dies für unsere
Gesellschaft hat. Zum Auftakt der Reihe wird Prof. Dr. Olga Garaschuk,
Inhaberin des Lehrstuhls für Neurophysiologie an der Eberhard Karls
Universität Tübingen und Präsidentin der Deutsch­Ukrainischen Akademischen
Gesellschaft, am Montag, 14. November 2022 (Beginn 19 Uhr c. t.), in ihrem
Vortrag unter der Leitfrage „Ukraine: ein blinder Fleck auf der mentalen
Karte Europas?“ eine Einordnung vornehmen.
Die Vorträge sind sowohl in Präsenz in der Aula im
Universitätshauptgebäude als auch digital als Livestream zu verfolgen: www
.uni-giessen.de/ringvorlesung

„Selbstverständlich ist dieser Krieg in Europa ,unser‘ Krieg“, betont JLU-
Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee: „Mit dem bewaffneten Überfall auf
die Ukraine verletzt Russland – als eines der fünf ständigen Mitglieder im
UN-Sicherheitsrat und als Garantiemacht für die territoriale
Unversehrtheit der Ukraine seit 1994 – das in der Charta der Vereinten
Nationen niedergelegte zwischenstaatliche Gewaltverbot. Wir müssen den
russischen Angriffskrieg als Infragestellung aller völkerrechtlichen
Grundregeln werten.“

Vor diesem Hintergrund ist viel von einer „europäischen Zeitenwende“ die
Rede. „Im Rahmen der aktuellen Ringvorlesung werden wir dazu drängende
Fragen stellen, die uns alle beschäftigen, um gemeinsam mit renommierten
Referentinnen und Referenten Antworten aus verschiedenen Blickwinkeln –
aus Politik, Wissenschaft und Kultur – zu suchen“, ergänzt der Präsident,
der traditionsgemäß alle interessierten Gäste zur Ringvorlesung einlädt.
Wichtig sei es, im öffentlichen Diskurs auch ukrainische Stimmen zu Wort
kommen zu lassen, um gemeinsam über die europäische Zukunftsperspektive
der Ukraine zu diskutieren.

Im Jahr 1935 sagte der Historiker, Militäroffizier und Ukraine­Experte
Lancelot Lawton im britischen Parlament: „Das wichtigste Problem Europas
heute ist die Frage der Ukraine. Wichtig [...] wegen der Auswirkung auf
den europäischen Frieden und die Diplomatie, gleichzeitig jedoch
lebenswichtig für die britischen Interessen. In einem Ausmaß, das den
meisten Menschen nicht bewusst ist, war diese Frage während des letzten
Vierteljahrhunderts eine Wurzel des europäischen Konflikts.“ Dass dies
fast 90 Jahre später immer noch stimmt und Europa bzw. die Welt wieder am
Rand einer politischen, humanitären (Stichwort Hungersnot) und atomaren
Katastrophe steht, ist Anlass genug, sich gründlich mit der „Frage der
Ukraine“ zu beschäftigen. In ihrem Vortag zum Auftakt der Ringvorlesung
wird Prof. Dr. Olga Garaschuk die historischen, gesellschaftlichen und
wissenschaftspolitischen Aspekte dieser Frage beleuchten, um zu verstehen,
wie wir heute helfen und in der Zukunft profitieren können und welche
Konsequenzen unser heutiges Tun für die Zukunft Europas und unserer
Gesellschaft hat.

Die Ringvorlesung des Präsidenten wird in diesem Wintersemester
wissenschaftlich koordiniert von Prof. Dr. Monika Wingender, Professur für
Slavische Sprachwissenschaft an der JLU und Direktorin des Gießener
Zentrums Östliches Europa (GiZo), und gefördert durch die Gießener
Hochschulgesellschaft (GHG). Die Reihe richtet sich gleichermaßen an ein
universitäres Publikum und an die Öffentlichkeit in Stadt und Region.

Termine
Auftaktveranstaltung
Montag, 14. November 2022
Prof. Dr. Olga Garaschuk, Inhaberin des Lehrstuhls für Neurophysiologie an
der Eberhard Karls Universität Tübingen und Präsidentin der
Deutsch­Ukrainischen Akademischen Gesellschaft
Ukraine: ein blinder Fleck auf der mentalen Karte Europas?

Ausblick
Montag, 12. Dezember 2022
Juri Andruchowytsch, Ukrainischer Schriftsteller, Dichter, Essayist und
Übersetzer
Der Preis der Zukunft. Was ist das Wesen des „aufgeschobenen Krieges“?

Montag, 19. Dezember 2022
Dr. Marie­Agnes Strack­Zimmermann, MdB, Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags
Zeitenwende

Montag, 16. Januar 2023
Dr. Sabine Fischer, Senior Fellow an der Stiftung Wissenschaft und Politik
(SWP)
30 Jahre ungelöste Konflikte in der östlichen Nachbarschaft der EU, und nun
Russlands Krieg gegen die Ukraine – eine vergleichende Reflexion

Dienstag, 24. Januar 2023
Marieluise Beck, Direktorin Ostmitteleuropa/Osteuropa im Zentrum Liberale
Moderne
Berlin-Kyjiw-Moskau
Die deutsche historische Verantwortung gegenüber der Ukraine annehmen

Montag, 30. Januar 2023
Prof. Dr. Martin Schulze Wessel
Mitglied der Deutsch­Ukrainischen Historikerkommission und Inhaber des
Lehrstuhls für Geschichte Ost­ und Südosteuropas an der LMU München
Krieg um die Geschichte: Russlands Angriff auf die Ukraine

Beginn jeweils 19 Uhr c. t.
Die Ringvorlesung des Präsidenten ist sowohl in Präsenz in der Aula im
Universitätshauptgebäude als auch digital im Livestream zu verfolgen.