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Die Unterstützung für die Ukraine folgt seit Kriegsbeginn einem Muster:
Die USA gehen voran, Europa folgt. Die militärische Unterstützung hat über
die Zeit an Gewicht gewonnen. Dies ergibt die jüngste Datenauswertung des
Ukraine Support Trackers (https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/krieg-
gegen-die-ukraine/ukraine-support-tracker/
), die nun rund zwölf Monate von
Januar 2022 bis Januar 2023 umfasst. In Summe sind die Hilfen für die
Ukraine finanziell meist nur ein Bruchteil dessen, was Regierungen für das
Abfedern der Krise im eigenen Land aufwenden.

Über das Jahr 2022 betrachtet, legten die USA mit großen
Unterstützungsbeschlüssen für die Ukraine vor, die EU-Länder folgten mit
einiger Verzögerung und überholten die USA zwischenzeitlich mit ihren
Gesamtzusagen. Mit den nun zusätzlich erfassten Daten (21. November bis
15. Januar) übernehmen die USA wieder die Führung. Mit weiteren Zusagen im
Volumen von 37 Mrd. Euro im Dezember haben die Amerikaner insgesamt knapp
über 73,1 Mrd. Euro für die Unterstützung der Ukraine vorgesehen. Für die
EU beträgt der vergleichbare Wert 54,9 Mrd. Euro. Insgesamt blieben im
Jahresverlauf die Zusagen humanitärer Unterstützung relativ konstant und
verloren damit an Gewicht, während der Anteil finanzieller und
militärischer Hilfszusagen wuchs. Nach einem Abbrechen des Stroms neuer
Zusagen im Sommer schwoll dieser gegen Jahresende wieder auf Rekordhöhe
an.

Die nach dem Treffen der Nato-Ukraine-Kontaktgruppe am 20. Januar in
Ramstein angekündigten Panzerlieferungen europäischer Staaten und der USA
sind nicht im Update des Ukraine Support Trackers enthalten. Die Zusagen
vieler Länder waren noch zu unkonkret, um einen validen Größenvergleich zu
ermöglichen.

„Die Amerikaner sind in der Unterstützung der Ukraine der Taktgeber. Die
Zögerlichkeit der Europäer im ersten Kriegsjahr ist ein bemerkenswertes
Phänomen, zumal finanzielle Ressourcen schnell mobilisierbar sind. Das
zeigt etwa der Umfang der Finanzhilfen, die Regierungen zum Dämpfen des
Energiepreisschocks im eigenen Land bereitstellen“, sagt Christoph
Trebesch (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/christoph-trebesch/),
Leiter des Teams, das den Ukraine Support Tracker erstellt, und
Forschungszentrumsdirektor am IfW Kiel.

Alleine Deutschland hat seit Januar 2022 mehr als 250 Mrd. Euro an
Subventionen angekündigt, um den Anstieg der Energiepreise für Verbraucher
und Unternehmen abzufedern, während sich die bilateralen Hilfszusagen an
die Ukraine auf 6,15 Mrd. Euro summieren, plus anteilig 7,2 Mrd. Euro über
die EU. Das sind zusammen nur 5 Prozent der angekündigten Energiehilfen.
Andere EU-Länder versprachen auch große einheimische Energiepakete, im
Schnitt das Zehnfache der Summe, die sie für die Unterstützung der Ukraine
aufgewendet haben.

Nur der von Deutschland zur Entlastung der Verbraucher 2022 beschlossene
Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket für den Regionalverkehr haben mit Kosten
von 5,65 Mrd. Euro eine ähnliche Größenordnung wie das Volumen der
bilateralen deutschen Hilfen an die Ukraine (6,15 Mrd. Euro). Ein
Vielfaches wendet der Staat für die Rettung des Energiehandelskonzerns
Uniper auf (34,5 Mrd. Euro) oder für das Sondervermögen zur Stärkung der
Bundeswehr (100 Mrd. Euro).

Im nun zusätzlich für den Ukraine Support Tracker erfassten Zeitraum (21.
November bis 15. Januar) haben die USA mit neuen Zusagen im Volumen von
36,7 Mrd. Euro den größten Sprung nach vorne gemacht. Mehr als die Hälfte
davon ist Militärhilfe. Auch Großbritannien (1,3 Mrd. Euro), Frankreich
(565 Mio. Euro) und Japan (471 Mio. Euro) haben größere neue Pakete
angekündigt.

Zum ersten Mal zieht das Ukraine-Support-Tracker-Team auch historische
Vergleiche mit früheren Kriegen. Diese offenbaren, dass die Kosten für die
Unterstützung der Ukraine deutlich geringer sind als die Ausgaben des
Westens in historischen Konflikten. Die USA haben zum Beispiel pro Jahr
mehr als dreimal so viel für den Afghanistan-Krieg nach 2001 ausgegeben
wie momentan für die Hilfen an die Ukraine – gemessen am Anteil des
Bruttoinlandsprodukts (BIP). Deutschland hingegen gab drei Mal mehr zur
Unterstützung der Alliierten im Golfkrieg von 1990/91 aus, als es Hilfen
an die Ukraine zusagte – wieder gemessen am BIP.

Über den Ukraine Support Tracker

Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische,
finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar
2022 (aktuell bis zum 15. Januar 2023) zugesagt wurden. Berücksichtigt
sind 40 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7,
Australien, Südkorea, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, die Türkei,
China, Taiwan und Indien. Erfasst sind Zusagen, die Regierungen dieser
Länder der ukrainischen Regierung gemacht haben; Hilfszusagen der EU-
Kommission und der Europäischen Investitionsbank sind separat aufgeführt;
private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF
sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind
Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder –
etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.

Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte
internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel
Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von
Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In
Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.

Der Ukraine Support Tracker wird laufend erweitert, korrigiert und
verbessert. Anregungen dazu sind sehr willkommen und können gerne an
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! geschickt werden.

Mehr Informationen und die kompletten Daten finden Sie auf der Webseite:
https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/krieg-gegen-die-ukraine/ukraine-
support-tracker/


Mehr zur Methodik des Ukraine Support Trackers steht in einem vertiefenden
Kiel Working Paper (https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17204)