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Wissenschaftlerinnen & Wissenschaftler diskutieren historische und
aktuelle Friedensfragen – Vom Westfälischen Frieden vor 375 Jahren bis zur
gegenwärtigen Lage in Israel und der Ukraine – Symposium „Den Frieden
gewinnen von 1648 bis heute“ am Montag in Münster

Was sich angesichts aktueller Kriege aus historischen Friedensschlüssen
lernen lässt, diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am
Montag in Münster. Dabei geht es auch um die internationale
Sicherheitslage und Herausforderungen für künftige Friedensordnungen,
insbesondere angesichts der Situation in der Ukraine und in Israel, wie
die Historikerinnen PD Dr. Claudia Kemper vom Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) und Prof. Dr. Ricarda Vulpius vom Exzellenzcluster
„Religion und Politik“ der Universität Münster ankündigten. Zum Symposium
„Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute“ am 16.10. laden das LWL-Institut
für westfälische Regionalgeschichte, der Exzellenzcluster und die Stadt
Münster im Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ ein.

„Der Friedensschluss von 1648 ist bis heute ein Erinnerungsanker“, sagt
Claudia Kemper. „Die Herausforderungen von Friedensschlüssen sind
aktueller denn je. Nach wie vor ringen Gesellschaften weltweit um
Friedensschlüsse und Nachkriegsordnungen.“ Osteuropa-Historikerin Ricarda
Vulpius fügte an: „Friedensverhandlungen beginnen mit der grundsätzlichen
Akzeptanz des Verhandlungspartners. Solange die russische Regierung diese
Akzeptanz der ukrainischen Seite nicht entgegenbringt, ist nicht einmal
die Minimalbedingung für irgendeine Form von Friedensschluss zur
Beendigung des Krieges gegeben.“

Vorbild Westfälischer Frieden für die Ukraine?

Der Westfälische Frieden sei für die Beilegung heutiger Kriege insofern
ein Vorbild, als er eine dauerhafte neue Sicherheitsordnung schuf, so
Ricarda Vulpius im Interview zum Symposium. Aus 1648 lasse sich lernen,
dass die Bedingung für den Beginn von Verhandlungen ein militärisches Patt
sei. „Damals sah keine Kriegspartei für sich die Chance, noch bedeutsame
Geländegewinne zu erringen. Hinzu kam die Kriegsmüdigkeit.“ Im russisch-
ukrainischen Krieg sei bislang jedoch kein militärisches Patt eingetreten.
„Die russische Seite hat zudem keinerlei Signal ausgesendet, an
Verhandlungen auf der Suche nach einem gerechten Frieden interessiert zu
sein. Das ist der größte Unterschied zum Westfälischen Frieden.“

Die Veranstaltung am 16.10. im LWL-Museum für Kunst und Kultur,
Auditorium, Domplatz 10, 48143 Münster, trägt den Untertitel „Historische
Perspektiven auf den Westfälischen Frieden und unsere Gegenwart“. Sie
beginnt um 14.00 Uhr mit zwei Panels, auf denen Historikerinnen und
Historiker über „1648 als Geschichte und Erinnerungsort“ und „Frieden
schließen in der Moderne“ diskutieren. Am Abend folgt um 19.00 Uhr das
Podium „Den Frieden gewinnen seit 1648 – historische und politische
Perspektiven auf die Gegenwart“. Interessierte können sich anmelden unter:
https://www.lwl-regionalgeschichte.de/de/veranstaltungen/den-frieden-
gewinnen/


Auf dem abendlichen Podium am 16.10. diskutieren Historikerin Prof. Dr.
Ricarda Vulpius, Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika Nußberger von
der Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz, Dr. Aylin Matlé von
der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Osnabrücker
Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Schneckener. Es moderiert
Radiojournalist Dr. Heiner Wember. Eine Einführung am Abend gibt LWL-
Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Zu Beginn des Symposiums
sprechen LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann, Bürgermeisterin Angela Stähler
und Prorektor Prof. Dr. Michael Quante.

Das Symposium am 16.10. ist der vorletzte Teil einer Reihe von
Veranstaltungen des Exzellenzclusters im Jubiläumsjahr „375 Jahre
Westfälischer Frieden“. Zum Abschluss steht am 24.10. der „Westphalian
Peace Summit 2023“ im Theater Münster auf dem Programm, bei dem
internationale Gäste Perspektiven auf eine globale Friedensordnung
diskutieren, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus
Liberia, die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ummu Salma Bava aus Neu
Delhi und der Direktor des Stockholm International Peace Research
Institute (SIPRI), Prof. Dan Smith. (vvm/fbu/tec)