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Arthrose – die Degeneration von Gelenken – ist ein weit verbreitetes
Problem durch alle Bevölkerungsschichten, was mit steigendem Alter
zunimmt. Wissenschaftler und Ärzte der GOTS (Gesellschaft für
Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin) beschäftigt nun, inwieweit
Sport und Arthrose kompatibel und welche Sportarten empfehlenswert sind.

Besonders geeignet sind Sportarten wie Radfahren, Wandern mit Stöcken oder
Nordic Walken, Skilanglauf klassisch oder Wassergymnastik. Speziell beim
Radfahren ist die zyklische Bewegung in entlastender Sitzposition für die
untere Extremität besonders günstig. Bei schon eingeschränkter
Beweglichkeit ist vor allem das Fahrradergometer zu empfehlen, was die
Koordination zum Auf- und Abstieg erleichtert. Durch das Verwenden eines
Damenrades oder eines Rades mit niedrigem Holm kann das Absteigen im
Gelände gut erleichtert werden. Entsprechende Gangschaltung, aber auch
Wahl der Touren und Ausrüstung sind hier entscheidend für die
Gelenkbelastung.

Beim Nordic Walken ist die verminderte Belastung der Gelenke der unteren
Extremität doch etwas geringer als zunächst angenommen. Durch die
Verwendung der Stöcke wird der Schritt etwas größer, somit auch teilweise
der Impact höher, sodass dies nur bei gutem Beherrschen der Sportart
empfohlen werden kann.

Sportarten mit höherem technischem Anspruch müssen schon vor der Arthrose-
Entstehung beherrscht worden sein, da ein Erlernen mit Arthrose schwierig
oder unmöglich ist. Zu diesen Sportarten zählen vor allem Tennis, Golf,
Skilauf, Tischtennis, Segeln und Reiten. Bei entsprechender Erfahrung und
Akzeptanz für das etwas eingeschränkte Leistungsniveau, können diese
Sportarten durchaus weiter betrieben werden. Wichtig erscheint hier das
Verwenden von gedämpften Schuhen, eventuell Gehhilfen oder beim Golfen das
Verwenden des Carts. Die Modifikationen der Technik- wie beim Tennis ohne
ausgeprägte Rumpfrotation oder beim Golfen unter Durchführen des
Golfschwunges ohne entsprechender Körperverdrehungen und
Knieausgleichsbewegung sind diese Sportarten durchaus sinnvoll.

Welchen Sport besser nicht?

Ungeeignete Sportarten bei Arthrose sind Mannschaftssportarten oder
Sportarten, die mit hohem Tempo, nicht vorhersehbarem Richtungswechsel
und Fremdeinwirkung einhergehen. Das sind z.B. Squash, Trampolinspringen,
Basketball, Handball, Fußball, Volleyball oder auch Disziplinen wie
Gewichtheben und Leichtathletische Disziplinen.
„Belastungen im Spitzensport bei gelenkbelastenden Sportarten gehen
häufiger mit Arthrose-Entstehung einher. Moderate Trainingsformen mit
mittlerer Intensität können dagegen günstige Auswirkungen auf die
Knorpeladaptation haben. Sporttherapeutische Ansätze zeigen, dass Sport
und Bewegung auch ein wichtiges Mittel gegen Arthrose bzw. in der
Arthrose-Prävention sind“, sagt Prof. Dr. Stefan Nehrer, GOTS-Vorstand und
Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems.

Im Wesentlichen kann eine Arthrose alle Gelenke betreffen. Für den Sport
relevant jedoch ist die Arthrose im Kniegelenk, oberen Sprunggelenk,
gefolgt von der Hüfte und dem Schulterbereich.
Die Entstehung von solchen Gelenkdefekten wird durch Verletzungen, gerade
auch im Sport, forciert. Im Knie sind dies meist Meniskus-, Kreuzband- und
Knorpelverletzungen, im oberen Sprunggelenk Bandinstabilitäten und
Knorpelkontusionen sowie Kapselverletzungen an der Hüfte. Chronische
Überlastungssituationen in Gelenken, besonders im Knie, können durch O-
und X-Bein-Stellung verstärkt werden.

Was ist gut für´s Gelenk, was nicht?

Zyklische Be- und Entlastungsphasen sind wichtig, um die Knorpelzelle zu
ernähren. Die Knorpelzelle ist abhängig von Diffusion, die durch den
Pumpmechanismus der Belastung besteht. Da sich die viskoelastischen
Fähigkeiten von Knorpel erschöpfen, sind Erholungsphasen notwendig.
Gift für den Gelenkknorpel sind übermäßige Belastungen wie langes Stehen
oder langes Sitzen. Solche Belastungsmuster können problematisch sein, da
es zum Auspressen der Flüssigkeit und zum Erschöpfen des
Schmiermechanismus des Knorpels kommt. Ebenso schädlich sind kurze Extrem-
Belastungen, die die Bruchlasten von Knorpel überschreiten.

Was tun bei Arthrose?

Dr.Markus Neubauer, Arzt für Orthopädie am Universitätsklinikum Krems,
erläutert: „ Zuerst müssen muskuläre Kraft und Koordination wieder
hergestellt werden. Die Verbesserung der Gelenkfunktion führt zur
Linderung des Reizzustandes und damit zu einer Schmerzreduktion. Die
Sporttherapie sollte zuerst physiotherapeutisch gelernt werden. Dringend
zu empfehlen dabei ist die Erhebung des Ausgangszustandes um eine
individuelle Abstimmung auf Bewegungsumfang und Intensität zu
gewährleisten und Überbelastung zu  vermeiden.“  Voraussetzung ist hier
eine sportmedizinische Untersuchung. Im nächsten Schritt müssen die
Bewegungsprogramme auch im Heimtraining durchgeführt werden.

Wie kann ich vorbeugen?

Zyklische Belastung und Bewegung  erhalten die Funktionalität von Knorpel
und Gelenk. Um diesen Effekt optimal nutzen zu können, müssen die
Bewegungen allerdings bei möglichst minimierter Belastung und
Krafteinwirkung ausgeführt werden. Daher ist Radfahren eine sehr geeignete
Prävention. Es wird verhindert, dass Reizzustände entstehen, die über
Entzündungen den Knorpel nachhaltig schädigen. Tritt dennoch ein
Reizzustand auf, ist sofort ein vorrübergehendes Sportverbot  einzuhalten
und eine  anti-entzündliche Therapie einzuleiten. Bei Berücksichtigung
aller Regeln und Sportarten kann jeder, auch mit Arthrose noch
befriedigend Sport treiben.