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Studie der Universität Hohenheim: Fußball-Wettbewerbe wecken bei Deutschen
aufgrund des WM-Debakels weniger Interesse / Politisierung der Spiele als
eine mögliche Ursache

Das Interesse der Deutschen an internationalen sowie nationalen Fußball-
Wettbewerben ist aufgrund des Debakels der deutschen Herren-
Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2018 gesunken, so das
Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage der Universität
Hohenheim in Stuttgart. Ein Indikator: Knapp mehr als ein Drittel der
Befragten gaben an, überhaupt keine Fußball-Wettbewerbe der Saison
2018/2019 live verfolgen zu wollen. Insbesondere sank das Vorhaben Spiele
der deutschen Herren-Nationalmannschaft zu verfolgen von 47,3 % auf
lediglich 27 % nach der WM 2018. Eine mögliche weitere Ursache: die
angebliche Politisierung des Fußballs, wie ein Drittel der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer angaben.

Das Interesse insgesamt an Fußball-Wettbewerben hat aufgrund des
schlechten Abschneidens der deutschen Herren-Nationalmannschaft bei der WM
2018 in Russland gelitten, bilanziert Prof. Dr. Markus Voeth, Inhaber des
Lehrstuhls für Marketing & Business Development der Universität Hohenheim:
Laut seiner Umfrage gaben 35,4 % der Deutschen an, keine Fußball-
Wettbewerbe in der Saison 2018/2019 live (z. B. im Stadion, im TV oder
über Online-Streamingdienste) verfolgen zu wollen. Lediglich 34,4 % der
Befragten planten weiterhin Bundesliga-Spiele live anzuschauen.

Insbesondere sank das Interesse an Spielen der deutschen Herren-
Nationalmannschaft von 47,3 % vor der Fußball-Weltmeisterschaft auf 27 %
nach dem sportlichen Großereignis. Dabei ist hervorzuheben, dass die Daten
vor dem Abstieg der deutschen Herren-Nationalmannschaft aus der Nations
League sowie dem Ausscheiden der deutschen Mannschaften aus der Champions
League erhoben wurden, sagt Prof. Dr. Voeth.

Hoher Stellenwert von Fußball-Weltmeisterschaften

„Ein wesentlicher Grund für das sinkende Interesse an internationalen
sowie nationalen Fußball-Wettbewerben wie der UEFA Champions League, der
UEFA Europa League oder auch dem DFB-Pokal dürfte das Debakel der
deutschen Herren-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland sein.
Interessant ist insbesondere zu sehen, dass sich das Abschneiden bei einer
Fußball-Weltmeisterschaft auch auf das Interesse anderer Fußball-
Wettbewerbe auswirkt. Das wiederum unterstreicht die Wichtigkeit und den
enormen Stellenwert von Fußball-Weltmeisterschaften“, so Prof. Dr. Voeth.

Fans beklagen zunehmende Politisierung des Fußballs

Ein möglicher Grund: die zunehmende Politisierung des Fußballs, die knapp
ein Drittel der Befragten beklagen. Auslöser dafür dürfte die Vermischung
von Fußball und Politik während der WM 2018 gewesen sein. So äußerten 54 %
der Befragten die Meinung, dass Politik und Fußball nicht zusammengehören.

Dennoch trauten die Fans vereinzelten Fußballern durchaus zu, nach der
Karriere als Sportler auch noch Karriere in der Politik zu machen. Dabei
sehen 35 % der Befragten das größte politische Potenzial bei Philipp Lahm.
Ihm folgen an zweiter Stelle Oliver Kahn (28 %) sowie der Ex-Fußballer
Rudi Völler (21 %) an dritter Stelle.

Leitmedium Fernsehen mit Live-Berichterstattungen

Wenn die Befragten sich jedoch dazu entschlossen Fußball-Wettbewerbe live
zu verfolgen, entschieden sie sich sowohl bei der WM als auch insbesondere
bei der Fußball-Bundesliga für Live-Berichterstattungen und Sportsendungen
und somit für das Leitmedium Fernsehen. Von denjenigen, die einen Online-
Streamingdienst abonniert hatten, entschied sich mehr als ein Viertel für
den Streamingdienst Sky (27,3 %), gefolgt von Eurosport (12,8 %) und DAZN
(10,3 %). Durchschnittlich gaben sie dafür im Monat 11,57 Euro aus.

HINTERGRUND: Studie Fußball-Vermarktung

„Der Ball rollt auch in der neuen Saison – Ein repräsentatives
Stimmungsbild nach dem WM-Debakel in Russland“ lautet der Titel einer
repräsentativen Befragung des Lehrstuhls für Marketing & Business
Development von Prof. Dr. Markus Voeth an der Universität Hohenheim im
Rahmen eines Humboldt reloaded-Forschungsprojekts.  Dazu wurden vom
16.11.2018 bis 7.12.2018 deutschlandweit 1000 Probanden,
bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und
Bundeslandzugehörigkeit, anhand von standardisierten Fragebögen befragt.
Die Umfrage erfolgte als Online-Umfrage durch Studierende und als Panel-
Befragung des Marktforschungsinstituts Research-Now.

Text: A.Schmid