Pin It
Wurde von Prof. Ralf Brauner gecoacht: Boris Herrmann  Foto: Vincent Curutchet/IMOCA
Wurde von Prof. Ralf Brauner gecoacht: Boris Herrmann Foto: Vincent Curutchet/IMOCA

Prof. Ralf Brauner von der Jade Hochschule coacht Profisegler Boris
Herrmann. Der deutsche Profisegler und gebürtige Oldenburger
Boris Herrmann startete am 8. November mit seinem Schiff „Seaexplorer“ von
Frankreich aus als erster deutscher Teilnehmer die Regatta Vendée Globe
alleine und ohne Zwischenhalte um die ganze Welt. Um diese Aufgabe zu
bewältigen, bedarf es einer intensiven Vorbereitung und einem Team, das
bei der Vorbereitung unterstützt und berät.

Teil dieser Gemeinschaft ist Prof. Ralf Brauner, der an der Jade
Hochschule die Professur für Maritime Meteorologie und Informatik innehat
und selbst aktiver Segler ist, der neben der Nord- und Ostsee auch schon
mehrere Atlantiküberquerungen absolviert hat.

Seit über 19 Jahren arbeiten Brauner und Herrmann eng zusammen, woraus
sich mittlerweile eine Freundschaft entwickelt hat. „Ralf ist für mich ein
wertvoller Partner geworden, der mich in Bezug auf Meteorologie und
Ozeanographie berät“, beschreibt Herrmann die Beziehung der beiden.

Während des Rennens dürfen die Teilnehmer weder Häfen anfahren noch Hilfe
von außen in Anspruch nehmen. Software und Kameras an Bord unterstützen
Herrmann natürlich in vielen Punkten. Nichtsdestotrotz müssen diese Daten
überprüft werden, ob sie zur Wettkampfstrategie passen. „Ich muss
natürlich schauen, wie beispielsweise die aktuelle Wettersituation
aussieht, um nicht in die Falle zu tappen, einem Computerergebnis
hinterherzufahren, denn das Wettermodell weicht immer etwas von der Natur
ab“, erklärt der 39-jährige.

„Boris will nicht nur segeln, sondern auch gewinnen und deshalb versucht
er, alle Hilfsmittel zu optimieren. Dazu gehören natürlich das Boot und
die Segel, aber selbstverständlich auch die Strategie. Daher habe ich in
der ganzen Zeit, die Boris und ich zusammenarbeiten, versucht, ihm so viel
wie möglich beizubringen, damit er in der Lage ist, die richtigen
Wettkampfentscheidungen zu treffen – insbesondere, wenn er auf sich allein
gestellt ist“, erklärt Brauner, der neben weiteren Tätigkeiten auch 15
Jahre lang als Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst tätig war und an
vielen Expeditionen in die Antarktis und Arktis teilnahm.

Insbesondere schulte der 56-jährige den Weltumsegler darin, wie er
relevante Wetterdaten bewerten kann, um daraus Strategien für den
Wettkampf ableiten zu können. Denn: „Die Strategie ist bei dieser Reise am
wichtigsten und das Zusammenspiel von Computer und Mensch ist der richtige
Weg für die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb“, erläutert Herrmann.
Über 19 Jahre arbeiten die beiden nun schon eng und vertraut zusammen.
„Boris hat konkrete Fälle, bei denen es beispielsweise um den Einfluss von
Böigkeit oder auch die Temperatur des Wassers geht, die wir gemeinsam
bearbeiten“, beschreibt Brauner das Coaching.

„Ich bin nur praktischer Anwender von Basiswissen, zum Teil auch
fortgeschrittener Anwender“, fasst Herrmann sein mittlerweile gesammeltes
Fachwissen zusammen. Deshalb wird Herrmann sich kurz vor Rennstart noch
einmal mit Brauner austauschen, wie die optimale Strategie aussieht, um
das Ziel möglichst schnell zu erreichen.

Nicht erst seit Herrmann 2019 mit seinem Team mit der Umweltaktivistin
Greta Thunberg den Atlantik überquerte und sie zum Klimagipfel in die USA
brachte, engagiert er sich mit seinem Team für einen nachhaltigen Einsatz
von Ressourcen. Auch hier nimmt Brauner eine wichtige Rolle ein.
Beispielsweise sammelt Herrmann auch während des Rennens Ozeandaten um den
CO2-Gehalt der Ozeane zu ermitteln. Daraus können Änderungen im Klima
abgeleitet werden. So konnte eine an der Jade Hochschule eingereichte
Bachelorarbeit, die erste Untersuchungsergebnisse liefert, wie diese Daten
für eine nachhaltige Schifffahrt eingesetzt werden können, bereits in
diesem Frühjahr abgeschlossen werden.