Pin It

Die Zeit der Feiertage heißt für viele auch endlich mehr Zeit für den
Sport. Doch, ob Profi oder Freizeitsportler – immer häufiger werden von
Sportlern jeden Alters orthopädische Hilfsmittel verwendet. Sei es, um
eine bestimmte Sportart weiter ausüben zu können, Beschwerden vorzubeugen
oder Schmerzen zu lindern. Viele erhoffen sich auch einen positiven
Einfluss auf die sportliche Technik oder die Leistungsfähigkeit. Die
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin klärt auf, was
dabei sinnvoll ist und wie die Anwendung erfolgen sollte.

PD Dr. Thilo Hotfiel, Vorstandsmitglied der GOTS und Orthopäde am
Osnabrücker Zentrum für Muskuloskelettale Chirurgie des Klinikums
Osnabrück, erklärt: „Gleichgültig, aus welchem Grund Sportler auf
Hilfsmittel zurückgreifen, sollte die Verwendung stets zielgerichtet, und
im Idealfall aus medizinischen, sportphysiologischen oder
sportbiomechanischen Überlegungen begründet sein. Generell gilt: so wenig
wie möglich, so viel wie nötig!“

Bis heute gibt es zu orthopädischen Hilfsmitteln eine unzureichende
Evidenz hinsichtlich ihrer allgemeingültigen therapeutischen/präventiven
Wirksamkeit. Umso wichtiger sind Kenntnisse des betreuenden Sportarztes
über die sport- und disziplinspezifischen Belastungs- und
Verletzungsmuster, sowie Indikationen, Kontraindikationen, Bauprinzipien
und Wirkweisen der Hilfsmittel. Nur so können deren Einsatz im Sport
empfohlen und für Sportler eine optimale Betreuung und Beratung
gewährleistet werden.
Bei aktiveren Sportlern müssen Behandler, Betreuerteam, Arzt,
Orthopädie(schuh-)Techniker, Physiotherapeut, Trainer,
Sportwissenschaftler eng zusammenarbeiten und mit dem Umgang des
jeweiligen Hilfsmittels vertraut sein.

Unterschiedliche Hilfsmittel

Orthesen – sie haben das Ziel ein Bewegungssegment bzw. ein Gelenk
funktionell zu überbrücken. Sie sollen stützen, stabilisieren, führen und
korrigieren. Bei indikationsgerechter Verordnung werden sie von den
gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Das exakte Anlegen und die Passform
sind für einen stabilen Kraftschluss unerlässlich. Druckstellen und
mechanische Weichteil-Irritationen können Zeichen einer schlechten
Passform oder Hinweise für eine unzureichende Orthesenfunktion sein.

Protektor-Orthesen, “Präventhesen”

Wegen der widersprüchlichen Datenlage, der großen Vielfalt an
Verletzungsmustern, Orthesen-Bauarten, unterschiedlichen Gelenk-
Kinematiken und biomechanischen Besonderheiten können keine
evidenzbasierten gelenk- und sportartübergreifenden Aussagen zur
Wirksamkeit von Präventhesen getroffen werden. Es müssen unbedingt
sportspezifische Bewegungsabläufe (Sprünge, Beschleunigung, Abbremsen,
Richtungswechsel, Kraftvektoren) beachtet werden. Auch Stabilisations- und
Kompensationsmechanismen (z.B. Beweglichkeit von Nachbargelenken,
neuromuskuläres Zusammenspiel). Der Einsatz ist daher gelenk- und
sportartabhängig zu prüfen.

Protektoren zum Schutz vor Gewalteinwirkung (z.B. Kontusionen bei
Gegnerkontakt, Anprall mit dem Sportgerät, Untergrund) erfüllen wiederum
ihren Zweck und sind in ihrer Anwendung daher häufig im
sportartspezifischen Reglement verankert.

Bandagen – sie zählen zu den am häufigsten verordneten Hilfsmitteln und
bestehen in der Regel aus Mischgewebe unterschiedlicher Elastizität und
Stricktypen. Das Gewebe umfasst strumpfartig (“sleeveartig”) ein
(Bewegungs-)Segment oder Gelenk. Die Wirkung erfolgt über eine mechanische
Kompression. Häufig finden sich Pelotten (z.B. Silikon) zur gezielten
Druckumverteilung. Bandagen ermöglichen je nach Modell eine nahezu
physiologische Aktionsfreiheit. Durch die mechanische Kompression müssen
aber die Beeinflussung der Sensomotorik, der Thermoregulation, sowie des
venösen und lymphatischen Abflusses berücksichtigt werden.

Kompressionsprodukte – finden zunehmend im Sport Verwendung. Sie sollen
Ödeme und Gewebsschwellungen therapieren, die Mikrozirkulation verbessern
und biomechanische Eigenschaften zwischen Muskel und Gelenk verbessern.
Aus wissenschaftlicher Sicht gilt eine Optimierung der Muskelregeneration,
sowie die Prävention von überlastungsbedingten Muskelverletzungen als
belegt. Eine Leistungssteigerung konnte bis heute nicht nachgewiesen
werden.

Einlagen und Schuhänderungen

Einlegesohlen (Einlagen, insoles, foot orthosis) – gibt es von
kostengünstig aus dem Discounter bis hin zu individuell und handwerklich
gefertigten Einlagen nach (Form-)Abdruck und ggf. ergänzender
Funktionsanalyse. Medizinische Einlagen werden als Therapiebaustein in der
konservativen und postoperativen Nachversorgung, zur Verletzungsprävention
oder aus biomechanischer Sicht zur Optimierung des Bewegungsablaufes,
eingesetzt.

Wichtig ist, dass jegliche Veränderungen durch Einlagen, Schuhwerk oder
Untergrund zu einer veränderten sensomotorischen Interaktion führen und
das Gangbild beeinflussen können.  Im Alltag ist eine individuelle
Versorgung nach sorgfältiger Anamnese (u.a. sportliche Belastungsprofile)
und klinischer Untersuchung wichtiger als die Frage der technischen
Fertigungsweise der Einlage.

Schuhzurichtungen – Wenn ein schmaler und enger Sportschuh verwendet wird,
können Abstützungs- und Dämpfungselemente direkt in den Sportschuh
eingearbeitet werden, um Passform, Komfort sowie das Biege-, Dreh- und
Hebelverhalten des Sportschuhes möglichst wenig zu beeinflussen (z.B.
Fußballschuhe, Spikes, Kletterschuhe).
Einlagen im Sport eignen sich durchaus, um Überlastungsverletzungen an
Fuß, Sprunggelenk und Knie vorzubeugen. Eine korrekte Passform ist dabei
unerlässlich und unter der Vielfalt von Sport- und Funktionsschuhen
äußerst anspruchsvoll. Die typischen Konstruktionsmerkmale eines
Sportschuhes (z.B. Absatzsprengung, Leistenform, Schuhbodenstatik, Gestalt
der Fersenpartie, (Sohlen-)Steifigkeit, Flexkerben etc.) müssen erkannt
und der Umgang mit ihnen handwerklich beherrscht werden.