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Bierinhaltsstoffe als Mittel gegen Entzündungen und Fettleibigkeit?
Forscher um Prof. Dr. Claus Hellerbrand, Institut für Biochemie der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), haben für ihr
Forschungsprojekt, das Bierinhaltsstoffe hinsichtlich ihrer
entzündungshemmenden Wirkung untersucht, den Forschungspreis der European
Foundation for Alcohol Research und der European Brewery Convention über
60.000 Euro erhalten.

„Wer Bier trinkt, lebt hundert Jahre“, so lautet ein italienisches
Sprichwort, in dem vielleicht mehr Wahrheit steckt, als erwartet. Bier
enthält die Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Laut Studien der
Arbeitsgruppe von Prof. Hellerbrand hemmt Xanthohumol die durch
Übergewicht und Fehlernährung hervorgerufene Leberverfettung und
verhindert, dass die Leber vernarbt. Zudem tötet es Leberkrebszellen ab
und verhindert bei Überernährung die Gewichtszunahme. Auch die Iso-
Alphasäuren haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Sie hemmen
Leberschäden und beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv.

In neuen Forschungsarbeiten fanden die Wissenschaftler gemeinsam mit der
Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ina Bergheim, Universität Wien, außerdem
heraus, dass die beiden Substanzen biologische Prozesse besonders in der
Kombination günstig beeinflussen. Zusammen hemmen sie beispielsweise
Entzündungsprozesse noch effektiver. Bereits sehr niedrige Konzentrationen
bremsen deutlich die Produktion von Entzündungsfaktoren in Leber- und
Blutzellen. Ob auch noch weitere Krankheitsmechanismen wie Diabetes oder
Krebs durch die Kombination der beiden Substanzen effektiver bekämpft
werden können, soll in dem nun geförderten Forschungsprojekt untersucht
werden. Ferner sollen die Mechanismen, die dieser guten kombinatorischen
Wirkung zugrunde liegen, entschlüsselt werden.

Hopfen – Gelbes Gold

Xanthohumol gehört zu den Pflanzenpolyphenolen – den aromatischen
Verbindungen, die für Farbe und Geschmack der Pflanzen sorgen. Der Stoff
ist ausschließlich im Hopfen zu finden und für den gelben Farbton der
Hopfenblüten verantwortlich. Hopfen spielt eine wichtige Rolle beim Brauen
von Bier, bei dem Xanthohumol jedoch in großen Teilen abgebaut wird. Im
Bier selbst liegt nur ein geringer Anteil des Stoffes vor. Ein weiterer
Inhaltsstoff des Hopfens sind die Bittersäuren, die den typischen
Biergeschmack hervorrufen. Eine Gruppe von ihnen sind die alpha-Säuren,
die durch die Erhitzung beim Brauprozess in Iso-Alphasäuren umgewandelt
werden.

Minuspunkt: Alkohol

Die derzeit einzige Art, wie Xanthohumol und Iso-Alphasäuren vom Menschen
aufgenommen werden, ist über den Genuss von Bier, wenn auch hier in
relativ geringer Konzentration. Bier ist jedoch keine Medizin. Der Grund:
der Alkoholgehalt. „Es ist jedoch denkbar, dass durch den Konsum von
alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und
Getränken wie Hopfenlimonade oder Hopfentee eine positive Wirkung zu
erzielen ist. Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung
durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr
vielversprechend“, erläutert Hellerbrand.