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Als Leiter Digitale Geschäftsmodelle bei der Drees & Sommer SE ist Norman Meyer verantwortlich für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle auf Basis interner und externer Impulse  HAWK, Katharina Lange
Als Leiter Digitale Geschäftsmodelle bei der Drees & Sommer SE ist Norman Meyer verantwortlich für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle auf Basis interner und externer Impulse HAWK, Katharina Lange

Wie Unternehmen und Hochschulen der Immobilienwirtschaft digitale
Veränderungen mitgestalten können

Was bedeutet die Digitalisierung für die Immobilienwirtschaft? Welche
Bereiche verändern sich? Und wie können Unternehmen diese Veränderungen
aktiv mitgestalten? Norman Meyer, Leiter Digitale Geschäftsmodelle bei der
Drees & Sommer SE in Stuttgart, beantwortete diese Fragen beim fünften
Personalmanagementkongress „Practice meets Campus“ an der HAWK in
Holzminden. Die Veranstaltung bietet Firmen und Studierenden der
Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich
fachlich auszutauschen. Gesprächsstoff liefert die Keynote zu Beginn des
Events, die traditionell ein aktuelles Thema der Branche in den Blick
nimmt – in diesem Jahr: digitale Geschäftsmodelle. Zuvor begrüßte Dekan
Dr. Ulrich Hundertmark das Publikum im Lichthof der Fakultät und übergab
das Wort zur Moderation an die Projektleiterin und Initiatorin des
Kongresses, Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub.

Blick in die Zukunft: die Immobilienbranche im Jahr 2058

Norman Meyer stellte in seiner Keynote drei Thesen auf, wie die Branche in
40 Jahren aussehen könnte: modulare Bauweise von Häusern, Selbstverwaltung
der Gebäude mittels DTL und Mietzahlung mit Daten statt Euros. Um diese
Thesen zu realisieren, müssen heute die Weichen gestellt werden – auch und
besonders im Bereich der Digitalisierung. Sie zählt zu den Megatrends der
Branche und wird als sehr relevantes Handlungsfeld wahrgenommen.
Allerdings fehlt es an Digitalisierungsstrategien und Fachkräften, die sie
umsetzen. Ein Problem dabei ist die intransparente Datenstruktur und die
mangelnde Datenqualität. „Die Datenmenge in einen sauberen Datenstrang zu
bringen, ist die Herausforderung“, so Norman Meyer.

Um Wege dafür zu etablieren, seien neue Denkweisen, sogenannte Mindsets,
notwendig, vor allem solche, die die Bedürfnisse des Kunden in den
Mittelpunkt rücken. Dabei könnten Unternehmen vor allem von der
Zusammenarbeit mit Start-ups profitieren, meint Norman Meyer: „Bestehende
Strukturen hinterfragen, querdenken und den Mut haben, auch mal mit einer
‚80-Prozent-Lösung‘ an den Markt zu gehen und sie dort auszuprobieren –
diese Mentalität hilft bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.“

Drei digitale Geschäftsmodelle hat Drees & Sommer bereits etabliert: Der
Asset Check ist ein Online-Schnellanalysetool für Investmentimmobilien.
Der Building Material Scout ist eine Zertifizierungsplattform für
nachhaltige Baustoffe. Das Werkzeug LCM Digital verknüpft Lean
Construction Management (LCM) und Building Information Modeling (BIM)
miteinander auf einer digitalen Plattform. Allen Modellen gemein ist die
Zusammenführung von Daten. „Die wesentliche Herausforderung ist,
unterschiedliche Datensysteme und deren Aufbereitung über Schnittstellen
in eine Datenbank zu speisen“, fasst Norman Meyer zusammen. „Und das ohne
die bestehenden Modelle abzuschalten.“

Kann sich die Branche selbst disruptieren?

Das Projektmanagement ist anfällig für sogenannte disruptive, also
zerstörerische Auswirkungen durch die Digitalisierung. Allerdings sieht
Norman Meyer keine Gefahr, dass sich die Branche selbst wegrationalisiert:
„Die Arbeitsbereiche werden sich verschieben. Es geht darum, sich als
Unternehmen clever weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen, bevor andere
es tun.“

Ähnlich denkt auch Frederik Walbaum, Senior Asset Management Analyst bei
Jones Lang LaSalle (JLL): „Unsere Entwicklung geht in Richtung IT-
Unternehmen mit Fokus auf Immobilien. Es wird darauf ankommen, die
Datenmengen, die wir haben und generieren, möglichst smart zu nutzen.“
Seine Kollegin Rebecca Froehlich ergänzt: „Als Unternehmen muss man
vorausdenken, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben und für Bewerber
attraktiv zu sein.“

Hochschulabsolventen gegen den Fachkräftemangel

Diese Entwicklungen stellen auch neue Herausforderungen an die Bewerber
und Bewerberinnen und an diejenigen, die sie ausbilden. Norman Meyer sieht
hier die Vermittlung von bestimmten Denk- und Herangehensweisen als
wesentlichen Punkt: „Hochschulen sollten ihre Studierenden bewusst dazu
herausfordern, auch einmal anders zu denken. Beim Design Thinking steht
die Frage im Mittelpunkt, welche Lösungswege aus Sicht meines Kunden
sinnvoll sind und wie ich Produkte für ihn angenehmer machen kann. Auch
Kreativ-Workshops liefern gutes Handwerkszeug für neue Mindsets.“

Malte Rosenboom hat an der HAWK in Holzminden Immobilienwirtschaft
studiert und arbeitet heute bei der Deutschen Hypo im Bereich Real Estate
Investment Banking. „Eine wichtige Ergänzung im Repertoire zukünftiger
Fachkräfte ist sicherlich der Umgang mit Datenbanksystemen und
Programmiersprachen. Die Herausforderung wird sein, einerseits die daraus
resultierenden neuen Analyseansätze zu nutzen, andererseits aber auch
stets potentielle Erkenntnisgewinne auf ihre Aussagekraft für die
Immobilienwirtschaft kritisch zu hinterfragen. Als HAWK-Absolvent habe ich
den Vorteil eines interdisziplinären Studiums, in welchem ich viele
verschiedene Bereiche kennengelernt habe, die ich nun miteinander
verknüpfen kann.“

Prof. Dr. Susanne Ertle-Straub schätzt die Anregungen aus der Praxis sehr:
„Wir nutzen den Austausch mit den Unternehmen, um unser Studienangebot an
die Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen und so unsere Studierenden
bestmöglich auf ihr Berufsleben vorbereiten zu können.“

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Hintergrund:

Seit 1999 bietet die HAWK am Standort Holzminden immobilienwirtschaftliche
Studiengänge an: den Bachelor Immobilienwirtschaft und -management sowie
den Master Immobilienmanagement. Der Personalmanagementkongress „Practice
meets Campus“ bietet seit 2014 immer im November
Unternehmensvertreterinnen und -vertretern sowie Studierenden die
Gelegenheit, einander kennenzulernen und über Einstiegsmöglichkeiten zu
sprechen. Den Auftakt des Kongresses bildet ein Vortrag zu einem aktuellen
Thema der Immobilienwirtschaft.

2018 haben sich vorgestellt: Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG, alstria
office REIT AG, Colliers International Deutschland GmbH, Cushman &
Wakefield LLP, Deka Immobilien GmbH, Deutsche Hypothekenbank AG, DI-
Gruppe, Drees und Sommer, DZ Hyp AG, ECE Projektmanagement, HIH Real
Estate GmbH, iwb immobilienwirtschaftliche Beratung GmbH, IZ Immobilien
Zeitung, Jones Lang LaSalle SE, Lührmann Osnabrück GmbH & Co. KG, Nord
Project Immobilien und Beteiligungsges., SIGNA Prime Selection AG, SPIE
GmbH, Soleo GmbH, Union Investment Real Estate GmbH, Value AG the
valuation group