Pin It
Body-Tracking mit Hilfe eines Sensoranzugs  DFKI
Body-Tracking mit Hilfe eines Sensoranzugs DFKI

Ob Schmerzen im Rücken, an Schultern oder Knien: Die falsche Haltung am
Arbeitsplatz kann Folgen haben. Helfen kann ein Sensorsystem, an dem
Forscher der TU Kaiserslautern und des Deutschen Forschungszentrums für
Künstliche Intelligenz (DFKI) arbeiten. Sensoren etwa an Armen, Beinen und
Rücken ermitteln Bewegungsabläufe. Eine Software wertet die Daten aus.
Über eine Smartwatch gibt das System dem Nutzer direkt Rückmeldung, damit
er Bewegung oder Haltung korrigiert. Die Sensoren könnten in
Arbeitskleidung und -schuhe eingebaut werden. Auf der Internationalen
Funkausstellung (IFA) in Berlin stellen die Forscher die Technik vom 6.
bis 11. September (IFA Next, Halle 26, Stand 324/325) vor.

In gebückter Haltung Bauteile zusammensetzen, regelmäßig schwere Kisten in
Regale räumen oder am Rechner dem Kollegen noch schnell eine E-Mail
schreiben – während der Arbeit achten die meisten Menschen nicht auf eine
ergonomisch sinnvolle Haltung oder einen schonenden Bewegungsablauf. Laut
einer Umfrage des deutschen Online-Portals Statista aus dem Jahr 2017
leiden rund 20 Prozent der Befragten mehrfach im Jahr an Rückenschmerzen,
17 Prozent mehrfach in der Woche und 14 Prozent mehrfach im Monat.
Fehlhaltungen können aber auch an Hüfte, Nacken oder Knien zu dauerhaften
Schmerzen führen.

Abhilfe kann künftig eine Technik schaffen, an der ein Forscherteam des
DFKI und der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) derzeit
arbeitet. Zum Einsatz kommen Sensoren, die einfach an verschiedenen
Körperstellen wie Armen, Wirbelsäule und Beinen aufgebracht werden. „Diese
messen unter anderem Beschleunigungen und sogenannte
Winkelgeschwindigkeiten. Diese Daten werden im Anschluss von unserer
Software verarbeitet“, sagt Dr. Gabriele Bleser, die an der TUK die
Arbeitsgruppe wearHEALTH leitet. Daraus berechnet sie Bewegungsparameter
wie zum Beispiel Gelenkwinkel an Arm und Knie oder den Grad der Beugung
oder Verdrehung der Wirbelsäule. „Die Technik erkennt dabei sofort, wenn
eine Bewegung falsch ausgeführt oder eine falsche Haltung eingenommen
wird“, fährt ihr Kollege Mathias Musahl vom Forschungsbereich Augmented
Vision/Erweiterte Realität am DFKI fort.

Über seine Smartwatch soll der Nutzer direkt informiert werden, um seine
Bewegung oder Haltung zu korrigieren. Die Forscher planen unter anderem,
die Sensoren in Arbeitskleidung und -schuhe einzubauen. Interessant ist
die Technik beispielsweise für Unternehmen in der Industrie, aber auch im
Büroalltag am Schreibtisch kann sie helfen, mehr auf den eigenen Körper zu
achten.

Bis die Technik erhältlich ist, wird es noch dauern. Die Arbeiten haben
erst vor ein paar Monaten begonnen. Sie sind eingebunden in das Projekt
BIONIC, das von der Europäischen Union gefördert wird. BIONIC steht für
„Personalized Body Sensor Networks with Built-In Intelligence for Real-
Time Risk Assessment and Coaching of Ageing workers, in all types of
working and living environments“. Koordiniert wird es von Professor Didier
Stricker, Leiter des Forschungsbereichs Augmented Vision/Erweiterte
Realität am DFKI. Ziel ist es, ein Sensorsystem zu entwickeln, mit dem
sich Fehlhaltungen und andere Belastungen am Arbeitsplatz reduzieren
lassen.

Am Vorhaben beteiligt sind neben dem DFKI und der TUK: die Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund, das spanische
Instituto de Biomechanica de Valencia, das Fundación Laboral de la
Construcción, ebenfalls in Spanien, das Forschungszentrum Roessingh
Research and Development an der Universität von Twente in den
Niederlanden, das Systems Security Lab der griechischen Universität von
Piräus sowie die Unternehmen Interactive Wear GmbH aus München, Hypercliq
IKE aus Griechenland, ACCIONA Construcción S.A. aus Spanien und die Rolls-
Royce Power Systems AG in Friedrichshafen.

Auf der IFA stellt das Team seine Technik vor. Sie präsentieren ihr
Projekt am Gemeinschaftsstand des Messearbeitskreises Wissenschaft im
Bereich „IFA Next“.

Der Auftritt der Forscher der TU Kaiserslautern auf der Messe wird von
Klaus Dosch vom Referat für Technologie und Innovation organisiert. Er ist
Ansprechpartner für Unternehmen und vermittelt unter anderem Kontakte zur
Wissenschaft.
Kontakt: Klaus Dosch, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. (auch während der
Messe): 0631 205-3001