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Wie kann man weg von der schnelllebigen Mode hin zu einem nachhaltigen Kleidungskonsum finden? Die Universität Ulm und die TU Berlin wollen dieser Frage auf den Grund gehen.  Anja Hirscher/Universität Ulm
Wie kann man weg von der schnelllebigen Mode hin zu einem nachhaltigen Kleidungskonsum finden? Die Universität Ulm und die TU Berlin wollen dieser Frage auf den Grund gehen. Anja Hirscher/Universität Ulm

Projekt fördert nachhaltigen Textilkonsum bei Jugendlichen – DBU gibt
270.000 Euro
Ein T-Shirt für drei, Schuhe für zehn, Socken für einen Euro –
mit so günstigen Preisen werben viele Modeketten. Oft ist die Ware aber
minderwertig und im Ausland unter fragwürdigen Bedingungen mit negativen
sozialen und ökologischen Folgen hergestellt worden. Besonders junge
Menschen zwischen 14 und 19 Jahren greifen auf „Fast Fashion“, also
schnelllebige Mode, zurück. In einem jetzt gestarteten Projekt untersuchen
die Universität Ulm und die Technische Universität Berlin (TU Berlin), wie
Jugendlichen mit Hilfe von verschiedenen Mitmach-Aktionen ein stärkeres
Bewusstsein für nachhaltigen Textilkonsum vermittelt werden kann. Des
Weiteren soll festgestellt werden, ob sich das so veränderte Verhalten der
Jugendlichen anschließend auch auf andere Lebensbereiche übertragen lässt.
Auf Grundlage der Ergebnisse sollen Lehr- und Lernformate für
unterschiedliche Schulformen erarbeitet werden. Die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert fachlich und finanziell mit 270.000
Euro.

Schnelle Mode mit negativen Auswirkungen

„Schnelllebige Mode setzt auf billige Textilien mit niedriger Qualität,
die bereits nach kurzer Zeit entsorgt werden“, sagt Projektleiter Prof.
Dr. Martin Müller von der Universität Ulm. Möglich gemacht werde diese
günstige Produktion im Ausland durch niedrige Löhne und schädliche
Bedingungen für den Menschen und die Umwelt. Es komme zu Wasser- und
Luftverschmutzung, dem Einsatz von Pestiziden, Menschenrechtsverletzungen
und erhöhtem Kohlendioxid-Ausstoß. „Unser Konsumverhalten muss sich
dringend verändern. Denn obwohl sich viele Menschen der schlechten
Bedingungen bewusst sind, kaufen sie trotzdem weiter billige Kleidung“,
betont Müller.

Ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen

Da sich besonders Jugendliche von den günstigen Produkten locken ließen,
setze hier das Projekt in Zusammenarbeit mit der TU Berlin an. „Angesichts
des aktuellen Trends von schnelllebiger Mode, besteht großer Bedarf, vor
allem junge Menschen für die umweltbezogenen und sozialen Auswirkungen des
Modekonsums zu sensibilisieren“, so Dr. Thomas Pyhel, DBU-Fachreferent für
Umweltbildung.

Schüler gestalten aktiv mit

An insgesamt sechs Schulen in Berlin und Ulm soll untersucht werden, wie
eine aktive Beteiligung von Schülern zu einem stärkeren Bewusstsein für
Nachhaltigkeit gefördert werden kann. Mit Hilfe von Mitmach-Experimenten,
die gemeinsam von Schülern und Forschern durchgeführt werden, sollen
Konzepte für einen nachhaltigen Kleidungskonsum entwickelt werden.
Mögliche Mitmach-Veranstaltungen seien zum Beispiel Kleidertauschpartys,
das Einrichten von Textilwerkstätten oder das Durchführen von sogenannten
„Zero Waste Design“-Workshops, also Arbeitsgruppen, die Kleidung ohne
Abfall entwickeln. An der Umsetzung sollen außerdem mehrere Unternehmen
aus der nachhaltigen Textilherstellung beteiligt sein. Auf Basis der
Ergebnisse des Projekts sei geplant, passende Lehr- und Lernformate für
verschiedene Schulformen zu entwickeln. Gleichzeitig sollen die
Erkenntnisse in die Lehramtsausbildung der beiden Universitäten fließen.