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Heute vor 20 Jahren trat das Erneuerbare-Energien-
Gesetz (EEG) in Kraft und hat Deutschland zum führenden Energiewendeland
weltweit gemacht. Doch in den letzten Jahren kam der Ausbau erneuerbarer
Energien ins Stocken. Dabei ist eine zunehmende Versorgung aus heimischer
Wind- und Sonnenenergie nicht nur essenziell fürs Klima, sondern schützt
Deutschland auch vor möglichen Ausfällen bei Importen fossiler
Brennstoffe. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin
(IÖW) empfiehlt, dass die Energiewende in Deutschland daher gerade jetzt
radikal an Fahrt aufnehmen muss.

Solardeckel kurzfristig abschaffen, Kommunen an Windenergie beteiligen

„Das EEG sollte jetzt konsequent geändert werden. Es ist Zeit, seit Langem
vorhandene Regelungen in Gesetze zu überführen“, fordert der
Energieexperte Professor Bernd Hirschl, Leiter des Forschungsfeldes
Nachhaltige Energiewirtschaft und Klimaschutz am IÖW, und erläutert im
Detail: „Kurzfristig sollte der sogenannte Solardeckel, der den Ausbau der
Sonnenenergie begrenzt, abgeschafft und Ausschreibungsfristen für EEG-
Anlagen sollten verlängert werden. Genehmigungsprozesse müssen so
gestaltet werden, dass Themen wie Naturschutz und Flugsicherheit mit einem
ambitionierten Ausbau von Wind- und Solarenergie zusammengehen. Die
geplante bundesweite strikte 1000-Meter-Abstandsregelung für
Windenergieanlagen muss fallengelassen werden.“ Ebenso müsse die neue
Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II der Europäischen Union, die das
Erzeugen und Verbrauchen erneuerbarer Energie vor Ort deutlich stärkt,
zeitnah in nationale Gesetzgebung überführt werden.

Durch die dezentrale Verteilung der Erneuerbare-Energien-Anlagen spielen
Kommunen und kommunale Unternehmen als Initiator, Planer und Betreiber
eine zentrale Rolle. Um die Akzeptanz für die Energiewende zu steigern,
ist es wichtig, die Menschen vor Ort und lokale Unternehmen adäquat zu
beteiligen. Dies beinhaltet auch eine gesicherte und attraktive
finanzielle Beteiligung von Kommunen und Bürgern an jedem errichteten
Windrad.

„Die Coronakrise führt uns vor Augen, wie wenig sicher verlässlich
geglaubte Versorgungsketten sind“, so Hirschl. „Eine Energieversorgung
basierend auf fossilen Brennstoffen, die wir zu großen Teilen importieren
müssen, macht uns verwundbar. Wind- und Sonnenenergie kommen ohne
Brennstoffimporte aus. Wir sind gut beraten, gerade jetzt die Weichen zu
stellen, um unsere Energieversorgung rasch unabhängiger und damit
zukunftssicherer zu gestalten. Nur das Zusammenspiel von regional
verteilter Windenergie an Land mit Solarenergie kann eine effiziente,
sichere und resiliente Versorgung sichern.“