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Wann und wo ist die Umstellung von Diesel- auf E-Busse für ÖPNV-
Unternehmen sinnvoll? Das herstellerunabhängige Analysetool OmniE soll
künftig Auskunft geben und Busflottenbetreibern in ganz Europa
Substitutions-Szenarien aufzeigen. Im Rahmen des gestarteten
Forschungsprojekts „OmniE - IKT Tool zur System- und Flottenanalyse für
Elektro-Omnibusse“ wird es entwickelt.

Als die Europäische Union im Jahr 2019 die „Clean Vehicles“ Directive
verabschiedete, erhöhte sie den Druck auf ÖPNV-Unternehmen, ihre Fuhrparke
mindestens teilweise auf Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien
umzustellen. Diese Umstellung soll OmniE deutlich erleichtern, indem es
Busflottenbetreibern wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Optionen
aufzeigt. Der Prozess der Elektrifizierung von Busflotten soll damit an
Fahrt aufnehmen.

Die Innovation von OmniE gegenüber bereits existierenden Ansätzen ist die
Komplexität der Analyse. Nach Einschätzung von Dr. Matthias Puchta,
Gruppenleiter Energiespeicher am Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft
und Energiesystemtechnik IEE in Kassel, binden vorhandene Tools wichtige
Faktoren wie beispielsweise Batteriealterung und Netzanalyse nicht adäquat
ein. „Mit dem OmniE Analysetool werden alle für ein ÖPNV-Unternehmen
relevanten Variablen berücksichtig“, erklärt der Energieexperte.

OmniE analysiert verschiedene Substitutions-Szenarien und stellt diese
nachvollziehbar dar. ÖPNV-Betreiber erhalten aussagekräftige Daten zu
Kostenstrukturen, CO2-Einsparungen und individuellen Ladekonzepten
inklusive Informationen zur möglichen Konfiguration, Standort und
Energieversorgung der Ladeinfrastruktur. Auf dieser Basis können sie
leichter entscheiden, in welchem Umfang eine Umstellung für ihren Betrieb
erfolgen kann.

„So können wir einerseits das Fehlinvestitionsrisiko verringern und
andererseits die Akzeptanz für diese neue Technologie steigern“, erklärt
Benedikt Mundl, Projektleiter der monalysis GmbH. ÖPNV-Betreiber erhielten
deutlich mehr Sicherheit bei der Umstellung ihrer Busflotten.

Prof. Dr.-Ing. Andreas Rupp von der Hochschule Kempten sieht in dem
Projekt eine große Chance die entwickelten innovativen Konzepte für
energetische Betrachtung und Simulation der Busse einzubringen. Dabei
werden mit speziell entwickelten Datenloggern diverse Messwerte, wie zum
Beispiel das Bewegungsprofil sowie die aktuelle Anzahl der beförderten
Personen unter anderem in den Linienbussen erfasst. Diese Daten sollen
sowohl mit Höheninformationen als auch Umgebungsparametern angereichert
werden, um das entwickelte Energiemodell zu verbessern.

An dem Projekt, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
für drei Jahre mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird, sind die
Projektpartner monalysis GmbH, EnergieNetz Mitte GmbH, Fraunhofer-Institut
für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, Göttinger
Verkehrsbetriebe GmbH, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten
sowie die Regionalmanagement Nordhessen GmbH beteiligt.

Die Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH wird das Analysetool erstmals für ihre
Busflotte anwenden und erhofft sich durch das Projekt eine umfangreiche
Unterstützung bei der Umstellung auf Elektroantriebe.

„In Göttingen ist das Ziel, den ÖPNV bis zum Jahr 2030 auf Elektrobusse
umzustellen und so einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu
leisten“, sagt Thomas Zimmermann, Betriebsleiter der Göttinger
Verkehrsbetriebe GmbH. Das bedeute eine große Herausforderung mit enorm
hohem Kostenaufwand. „Ohne das Analysetool, das im Projekt OmniE
realisiert werden soll und uns alle wichtigen Faktoren für eine Umstellung
aufzeigt, wäre das nicht möglich“, so Zimmermann.